Alles, was rot ist – oder: Schulen Sie Ihren Blick für Details…

Der Mensch ist ein Verdrängungstier. Wir nehmen in jeder Sekunde so unendlich viele Sinneseindrücke auf, dass wir diese unmöglich bewusst verarbeiten können. Alles, was wir sehen, hören, riechen, fühlen, schmecken und an was wir uns spontan erinnern, würde unser bewusstes Denken grenzenlos überfordern.

Machen Sie die Probe aufs Exempel. Nicht weiterlesen, erst die Übung machen: Schauen Sie sich dreißig Sekunden in Ihrem Zimmer um und merken Sie sich alles, was rot ist. Erst danach mit dem nächsten Absatz weiter machen.

OK? Auf die Plätze, fertig, los!

So, fertig?

Dann schließen Sie bitte die Augen und zählen mir alles auf, was in Ihrem Zimmer blau ist. Verblüfft? Versuchen Sie es! Wetten, dass Sie nicht auf allzu viele Punkte kommen? Dafür auf umso mehr rote?

Trainieren Sie Ihr Auge für Details: Suchen Sie sich vor einem Spaziergang oder Stadtbummel eine Farbe aus und achten Sie dann in erster Linie auf alles in dieser Farbe. Beschreiben Sie dabei auch die Farbnuancen, die Sie sehen. Ist es himmelblau, veilchenblau, königsblau, dunkelblau, blassblau oder … wie würden Sie es beschreiben? Erfinden Sie neue, treffende Bezeichnungen für Farbnuancen, die Sie sehen, die diese Farbe vor dem Auge eines Lesers lebendig werden lassen würden.

Wenn Sie diese Übung regelmäßig wiederholen, wird Ihnen auffallen, dass Sie wesentlich mehr Details Ihrer Umwelt wahrnehmen und selbst an Orten, die Sie in- und auswendig zu kennen glaubten, immer wieder neue Kleinigkeiten entdecken. Falls Sie schreiben, ist dieser Blick für Details das, was ein Szenario vor dem Auge des Lesers lebendig werden lässt.

photo credit: otrocalpe via photopin cc


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