Bezahlung nach Seiten – Warum Amazons neue Abrechnungsmethode für Autoren so gravierende Auswirkungen hat

Zum 01. Juli 2015 ändert Amazon die Regeln für die Verteilung des monatlichen Fonds unter den Autoren, die ihre Bücher für KDP Select (und damit für die Lese-Flatrate ‚Kindle Unlimited‘ und die in Amazon Prime enthaltene Kindle-Leihbücherei) angemeldet haben – und zwar ziemlich radikal. Denn statt pro ausgeliehenem Buch wird der Autor zukünftig nur noch pro tatsächlich gelesener Seite vergütet.

Und wie bei fast jeder größeren Änderung seitens Amazon ziehen auch diesmal wieder zahlreiche Autoren weltweit in ihren Blogs gegen Amazon ins Feld und stellen die Änderungen so dar, als ob uns allen nun der Himmel auf den Kopf fällt und der große Ausverkauf der Literatur stattfindet.

Fakt ist, dass die Bezahlung nach gelesenen Seiten, die auch in der Presse gern plakativ als Schlagzeile herangezogen wird, nur für die Ausleihen über Kindle Unlimited und die Kindle Leihbücherei gilt. Sie hat nichts mit den normalen eBook-Verkäufen über Amazon zu tun, sondern lediglich mit der Vergütung für die Autoren, die ihre Bücher für KDP Select angemeldet und diese damit in „Kindle Unlimited“ und der „Kindle Leihbücherei“ gelistet haben.

Jeder Prime-Kunde kann pro Monat ein Buch kostenlos aus der Kindle-Leihbücherei ausleihen und jeder Kindle-Unlimited-Kunde kann pro Monat beliebig viele Bücher (aber nur bis zu 10 gleichzeitig) aus der Kindle-Leihbücherei ausleihen. Dafür zahlt er eine Pauschale von 9,99 Euro monatlich.

Aus einem Teil dieser Einnahmen bildet Amazon einen monatlichen Fonds, der auf alle Autoren verteilt wird, deren Bücher im Laufe dieses Monats über die Kindle-Leihbücherei ausgeliehen wurden, egal ob nun von Prime-Kunden oder von Kindle-Unlimited-Lesern.

Solange sich die Höhe des monatlich ausgeschütteten Fonds durch die geänderte Abrechnungsmethode nicht reduziert, handelt es sich bei der Änderung lediglich um einen Versuch von Amazon, die Ausschüttung an die Autoren gerechter zu gestalten. Denn auch die alten Regeln hatten deutliche Schwächen und behandelten gerade durch die Gleichmacherei mit der einheitlichen Pauschale pro ausgeliehenem Titel Autoren ziemlich ungleich.

Die alten Regeln: KDP Select bis 30.06.2015

Bisher war es so, dass Autoren für jedes über Kindle Unlimited oder die Kindle Leihbücherei ausgeliehene Buch, das mindestens bis zur 10%-Marke gelesen wurde, denselben Betrag erhielten – unabhängig davon, wie teuer oder günstig der normale Verkaufspreis des Buchs war oder wie viele Seiten es umfasst.

Im Klartext bedeutet das: Der Autor einer 20-seitigen Kurzgeschichte, die man für 99 Cent kaufen kann, erhielt für eine Ausleihe seiner Geschichte ebenso viel wie der Autor eines 400seitigen Romans, der regulär 3,99 Euro kostet.

Damit war der Kurzgeschichtenautor natürlich unterm Strich deutlich besser gestellt als der Romanautor: Wurden in einem Monat beispielsweise 1,17 € je Ausleihe an die Autoren ausgeschüttet, war das für den Kurzgeschichtenautor viermal so viel, wie er für einen regulären Kauf seiner Kurzgeschichte erhalten hätte (nämlich 0,29 €).

Der Romanautor kam verglichen damit deutlich schlechter weg. Hätte er bei 70% Tantiemen für einen regulären Verkauf seines Romans 2,34 € kassiert, erhielt er für eine Ausleihe gerade mal die Hälfte dieses Betrags.

Zusätzlich hatte der Kurzgeschichtenautor noch den Vorteil, dass ein begeisterter Leser innerhalb weniger Tage gleich einige seiner Kurzgeschichten ausleihen und lesen konnte (was ihm für jede weitere ausgeliehene Geschichte wieder die vollen 1,17 € bescherte). An dem 400seitigen Roman hatte der Leser hingegen so lange zu lesen, dass er innerhalb eines Monats nicht allzu viele Bücher des Autors schaffen konnte.

Dieses Missverhältnis führte dazu, dass manche Autoren nach dem seit Machiavelli bewährten Motto „Teile und herrsche“ ihre Romane in kürzere Episoden unterteilten, die dann jeweils für 99 Cent angeboten (und natürlich auch bei Kindle Unlimited gelistet) wurden.

Statt einen kompletten Roman für 3,99 € anzubieten und dafür bei einem Verkauf 2,34 € Tantiemen zu kassieren, unterteilten diese Autoren ihre Romane in beispielsweise 8 Episoden, von denen die erste kostenlos und alle weiteren für je 99 Cent angeboten wurden.

Wenn ein Leser alle Episoden (abgesehen von der ersten, dauerhaft kostenlos angebotenen Episode) regulär kaufte, erhielt der Autor dafür 7 x 0,29 € = 2,03 € – also nur minimal weniger als für ein komplettes Buch á 3,99 €. Wirkt auf den ersten Blick nach einem schlechten Geschäft, zumal die Leser ja nach jeder Episode abspringen konnten, wenn die Handlung sie nicht mehr fesseln konnte.

Doch wenn alle Episoden auch bei Kindle Unlimited gelistet waren, sah die Rechnung schon ganz anders aus. Schon wenn der durchschnittliche Leser nur zwei Episoden des Romans las, bevor er das Interesse verlor, verdiente der Autor bei der beispielhaft genannten Ausschüttung von 1,17 € je Ausleihe bereits genauso viel, als wenn er seinen kompletten Roman zu regulären Konditionen verkauft hätte.

Doch mit der neuen Abrechnungsmethode von Amazon geht diese Rechnung nicht mehr auf. Denn wie bereits anfangs erwähnt erfolgt die Abrechnung seit Anfang Juli nur noch auf Basis der tatsächlich gelesenen Seiten. Und dafür ist es egal, auf wie viele separate eBooks diese Seiten verteilt werden.

Die neuen Regeln: KDP Select ab 01.07.2015

In der Theorie klingt eine Abrechnung nach gelesenen Seiten gar nicht mal so verkehrt: die Ausschüttung ist weiterhin unabhängig vom Verkaufspreis des Buchs, so dass Autoren keinen höheren Anteil des Fonds erhalten können, indem sie den Verkaufspreis ihres Buchs höher ansetzen. Na gut, nicht ganz, denn in der Praxis werden teurere Bücher (bei denen es sich richtig „lohnt“), deutlich öfter ausgeliehen als billige Bücher, die beispielsweise schon im regulären Verkauf nur 99 Cent kosten.

Bisher musste der Autor den Leser nur bis kurz hinter der 10%-Marke (als der Teil, der bei Amazon über den „Blick ins Buch“ ohnehin kostenlos gelesen werden kann) bei der Stange halten: Hatte der Leser mindestens 10% des Buchs gelesen (oder auch nur bis dahin vorgeblättert), erhielt der Autor ebenso viel, als ob der Leser das Buch bis ganz zu Ende gelesen hätte.

Bei diversen kürzeren Büchern waren diese 10% bereits erreicht, sobald der Leser über Impressum, Widmung, Inhaltsverzeichnis und Vorwort bis zum ersten Kapitel vorgeblättert hatte – womit gewissen Tricksereien Tür und Tor geöffnet waren.

Damit die neuen Auszahlungsregeln nicht wieder von findigen Autoren ausgehebelt werden, die einfach mit einer größeren Schriftart oder größeren Abständen zwischen den einzelnen Zeilen und Absätzen für eine höhere Seitenzahl ihrer Bücher sorgen, hat Amazon zum Start der neuen Regeln den sogenannten KENPC eingeführt: den „Kindle Edition Normalized Page Count“.

Hierbei handelt es sich um eine Seitenzahl, die mit einer Standard-Schriftart und -Schriftgröße, einer festen Zeilenhöhe und einem genau definierten Zeilenabstand ermittelt wird. Ob jemand das eBook also auf einem Kindle, auf einem Smartphone oder am PC liest, spielt für die als ‚gelesen‘ gewerteten und damit abgerechneten Seiten ebenso wenig eine Rolle wie die Schrifteinstellungen auf dem eReader oder am PC.

Damit man selbst als Autor auch eine Orientierung hat, wie vielen Seiten das eigene Buch laut der neuen Amazon-Kalkulation entspricht, wird dieser KENPC zukünftig im KDP-Dashboard auf der Seite „Werbung schalten“ neben dem eigenen Buch angezeigt werden.

Schmackhaft serviert mit unrealistischen Zahlen

Was an Amazons offizieller Seite zu den Neuerungen (https://kdp.amazon.com/help?topicId=A156OS90J7RDN) auffällt, sind die utopisch hohen Beispielzahlen, mit denen hier agiert wird.

Nach Amazons (natürlich rein theoretischem!) Rechenbeispiel könnte ein Autor, dessen 100seitiges Buch komplett gelesen wird, bei 10 Cent pro gelesener Seite für eine Ausleihe mit üppigen 10 Euro vergütet werden. Das könnte nur aufgehen, wenn Amazon zwar jede Menge Kindle-Unlimited-Abonnenten hätte, diese aber für ihr Geld kaum etwas lesen würden.

Selbst wenn Amazon die kompletten Einnahmen aus Kindle-Unlimited über den Fonds an die Autoren ausschütten würde (was sie als wirtschaftlich denkendes Unternehmen natürlich nicht tun), würde dieses Rechenbeispiel nur aufgehen, wenn jeder Leser im Schnitt höchstens drei Romane á 400 Seiten im Jahr lesen würde. Und dafür würde wohl kaum ein Abonnent im Jahr knappe 120 Euro bezahlen – oder? ;-)

Realistischer ist wohl, bei den echten Viellesern, die 9,99 € im Monat für ihre Kindle-Unlimited-Mitgliedschaft ausgeben, mit einem Buch pro Woche zu kalkulieren. Bei durchschnittlich 300 Seiten pro Buch wären das runde 15.000 Seiten im Jahr. Klingt nach viel, aber da der durchschnittliche Leser vielleicht eine Minute pro Seite braucht, entspräche das dem Leseverhalten einer Person, die im Schnitt runde 45 Minuten pro Tag liest.

Setzen wir diese Zahlen in unsere Kalkulation ein, landen wir schnell bei unter einem Cent pro gelesener Seite. Und damit bekäme der Beispiel-Autor aus Amazons Kalkulation mit seinem komplett gelesenen 100-Seiten-Buch nicht mal mehr einen Euro ausbezahlt.

Natürlich sind alle Spekulationen über die Höhe der Ausschüttung pro gelesener Seite vorerst nichts als blanke Theorie. Erste realistische Werte werden nicht vor Mitte August vorliegen, und, da im Sommer weniger gelesen wird als in den trüben Herbst- und Wintermonaten, sind die Zahlen für die ersten Monate vermutlich höher als später im Herbst und Winter. Vielleicht ist das auch mit ein Grund, warum Amazon die Umstellung auf die Abrechnung nach gelesenen Seiten auf den Hochsommer gelegt hat?

Gut für Romane, schlecht für Sachbücher

Nach den neuen Regeln werden lange Romane ganz klar bevorzugt. Je länger das Buch, desto mehr Geld gibt es für ein komplett zu Ende gelesenes Buch.

Das wirkt zunächst mal durchaus fair. Da in einem dicken Roman meist deutlich mehr Arbeit steckt als in einer Kurzgeschichte oder in einem der üblicherweise recht kurzen eBooks des Erotik-Genres, ist es ja durchaus legitim, dass der Autor eines solchen Romans, an dem er vielleicht zwei Jahre gearbeitet hat, deutlich mehr für eine Ausleihe bekommt als der Autor einer Kurzgeschichte, die innerhalb von gerade mal 1-2 Wochen geschrieben wurde.

Kritisch wird die Sache allerdings, wenn man seine Betrachtung auf Sachbücher erweitert. Denn auch diese werden nun bei einer Ausleihe über Kindle Unlimited nur noch nach der Anzahl der tatsächlich gelesenen Seiten entlohnt.

Und damit wird Kindle Unlimited für die meisten Sachbuchautoren herzlich uninteressant. Denn die meisten Kindle-Sachbücher sind von ihrer Seitenzahl her deutlich kürzer als Romane – oft nur 60-100 Seiten, was in den meisten Fällen auch locker ausreicht, um ein Thema kompakt und informativ abzuhandeln.

Fakt ist, dass Sachbücher deutlich zeitaufwändiger zu schreiben sind als Romane oder Kurzgeschichten. Die meisten Romanautoren schaffen eine Taschenbuchseite von ca. 250 Wörtern inklusive Überarbeitung in 30 bis maximal 60 Minuten. Bei einem Sachbuch kann man aufgrund der teils sehr aufwändigen Recherche mindestens das Doppelte dieser Zeit rechnen.

Soll der Sachbuchautor nun sein Buch künstlich auf eine höhere Seitenzahl aufblähen, indem er lange um den heißen Brei herumredet, statt direkt auf den Punkt zu kommen? Damit wäre auch niemandem gedient, denn Sachbücher liest man nicht in erster Line des Genusses wegen, sondern um sich neue Informationen und Kenntnisse anzueignen oder ein ganz bestimmtes Problem zu lösen.

Und damit kommt ein weiterer Knackpunkt ins Spiel, der Sachbücher zukünftig gegenüber Romanen klar benachteiligt. Bei den meisten Sachbüchern blättert man über die Passagen, die einen im Augenblick nicht konkret interessieren oder deren Inhalt man schon gut genug zu kennen glaubt, relativ rasch hinweg – wenn man nicht gleich über das Inhaltsverzeichnis zu dem Kapitel springt, das die Lösung enthält, nach der man im Moment sucht.

Denn übersprungene oder rasch überblätterte Seiten gelten nach den neuen Regeln ebenfalls als nicht gelesen und werden somit auch nicht vergütet. Damit eine Seite gewertet wird, muss der Leser eine bestimmte Mindestdauer auf dieser Seite verweilen.

Während man einen Roman üblicherweise vom ersten Kapitel bis zum Ende durchliest (jedenfalls, solange man nicht vorher das Interesse verliert), greift man sich bei einem Sachbuch meist nur bestimmte Kapitel heraus oder springt direkt zur Zusammenfassung der wichtigsten Punkte am Ende des Buchs, um Zeit zu sparen.

Sachbücher sind also nicht nur benachteiligt, da sie generell meist kürzer als Romane sind (wann haben Sie zuletzt ein 300seitiges Sachbuch gelesen?), sondern werden mit Pech auch nur mit einem Bruchteil ihres Umfangs vergütet, da die Leser sich ihre persönlichen Rosinen herauspicken und den Rest nur überfliegen.

Wer als Sachbuchautor bisher also die oben als Beispiel angesetzten 1,17 € für eine Ausleihe erhielt, wird zukünftig mit Pech nur noch für 10-20 intensiv gelesene Seiten vergütet, was unterm Strich nur noch Tantiemen von ein paar Cent ergeben wird.

Dies wird meiner Meinung nach dazu führen, dass in den nächsten Monaten immer mehr Sachbücher von ihren Autoren aus KDP Select und damit aus der Kindle-Unlimited-Leihbücherei zurückgezogen werden, um den wirtschaftlichen Schaden zu begrenzen.

Schöne neue Cliffhanger-Welt?

Doch auch für Romanautoren ist die neue Abrechnungsmethode nicht zwangsläufig das gelobte Land. Denn nun muss jeder Autor darauf achten, ständig mit Cliffhangern, offenen Fragen und einer rasanten Handlung den Leser zum Weiterlesen zu bewegen – frei nach dem Motto „jede gelesene Seite zählt (oder zahlt)“.

Nichts gegen Spannungsliteratur und Action-Thriller – ich liebe spannende Bücher wie die rasanten Thriller von Matthew Reilly. Aber Romane, die rein auf Action und Spannung setzen und dabei auf jegliche Atempause verzichten, sind auf Dauer auch für den Leser sehr ermüdend. Ein gutes Beispiel dafür ist das Buch „Intensity“ von Dean Koontz.

Auch eine Achterbahnfahrt braucht immer wieder langsame Passagen, in denen die Wagen langsam den nächsten Berg hinauf gezogen werden. Je höher der Anstieg, desto rasanter wird die nächste Talfahrt, wenn die Passagiere am höchsten Punkt ankommen und in den tiefen Abgrund sehen, der sich rasend schnell vor ihnen auftut.

Ein derart übersteigerter Fokus auf Cliffhanger und darauf, den Leser mit Rätseln und offenen Fragen am Lesen zu halten, würde meiner Meinung nach im Laufe der Zeit zu einer langweiligen Monokultur führen. Keine anspruchsvolle Literatur mehr, die einen zum Nachdenken und Innehalten einlädt – nur noch atemlose Pageturner. Aus meiner Sicht wäre das eine verarmte und damit trotz (oder gerade wegen) des Überangebots an adrenalingeschwängerten Cliffhangern eine langweilige Buchwelt, die früher oder später ihre Leser verlieren wird.

Der überwachte Leser

Ein weiterer Punkt, der einem hierbei auffällt, ist die immer stärkere Überwachung der Leser durch ihre eReader. Wenn die aktuelle Leseposition zwischen eReader und Smartphone synchronisiert wird, so dass man dasselbe Buch unterbrechnungsfrei auf einem anderen Gerät weiterlesen kann, ist das eine feine Sache. Aber die neue Abrechnungsmethode von Amazon zeigt wieder mal, wie minutiös das eigene Leseverhalten durch Kindle & Co analysiert wird: Erfasst wird nicht nur, bis zu welcher Position das Buch gelesen wurde, sondern auch, wie lange der Leser auf welcher Seite des Buchs gelesen hat und welche Passagen er nur überflogen oder gar überblättert hat.

Fazit

Ich bin zugegebenermaßen kein Freund von Lese-Flatrates wie Kindle Unlimited. Wenn mir ein Buch gefällt, kaufe ich es und lese es dann ganz entspannt und in aller Ruhe, ohne beim Lesen das stressige Gefühl zu haben, mindestens ein bis zwei Romane pro Woche schaffen zu müssen, um einen ausreichenden Gegenwert für meine 9,99 € pro Monat zu erhalten.

Auch als Autor gefallen mir Amazons neue Regeln nicht wirklich. Durch den strikten Fokus auf der tatsächlich gelesenen Seitenzahl fördert Amazon cliffhangerlastige Schema-F-Literatur, mit der sich die Autoren „dank“ KDP-Select auch noch exklusiv an Amazon binden müssen.

Natürlich wird es auch Autoren geben, die von den neuen Abrechnungsmodalitäten profitieren und die zukünftig einen noch größeren Anteil des monatlichen Fonds erhalten. Doch viele andere Autoren werden in den nächsten Monaten ernüchtert feststellen müssen, dass KDP Unlimited sich für sie zu einen großen Verlustgeschäft entwickelt, da die Ausleihen ganz klar zu Lasten der regulären Buchverkäufe gehen. Und irgendwann kommt man dann an den Punkt, an dem man abwägen muss, ob man seine Bücher wirklich weiter bei KDP Select angemeldet lassen will, nur um zwischendurch mal eine Gratis-Werbeaktion schalten zu können.

Ich gehe davon aus, dass wir im Laufe des nächsten Jahres nach und nach eine deutliche strukturelle Änderung in der Kindle-Unlimited-Leihbibliothek erleben werden. Weniger Sachbücher und deutlich weniger Kurzgeschichten (da viele Sachbuch- und Kurzgeschichten-Autoren aufgrund der Änderungen ihre eBooks nach und nach aus KDP Select abziehen werden und stattdessen das Potential einer zusätzlichen Veröffentlichung über den starken Konkurrenten Tolino Media nutzen), dafür immer längere Romane, die ihre Handlung immer weiter auswalzen und dabei versuchen, immer noch spannend genug zu bleiben, um die Leser bei der Stange zu halten. Doch wer überlegt, auf diesen Zug aufzuspringen, sollte dabei an das Zitat des guten alten Goethe denken: „Getretener Quark wird breit, nicht stark.“ ;-)


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Wie Sie Rezensionsexemplare von eBooks vor unerlaubter Weitergabe schützen

Die Diskussion über die Möglichkeiten, eBooks vor illegalem Kopieren und Weitergabe zu schützen, ist wohl so alt wie das eBook selbst. Natürlich kann man auch gedruckte Bücher illegal (foto-)kopieren, doch beim eBook ist es nicht nur einfacher, sondern die Gefahr ist auch wesentlich größer. Denn während ein Stapel Fotokopien, selbst wenn man ihn in einen Ordner heftet, niemals soviel hermacht wie das ursprüngliche, gebundene Buch, ist beim eBook jede Kopie qualitativ genauso gut wie das Original.

Bei eBooks, die über Online-Buchhändler wie Amazon, Thalia o.ä. vertrieben werden, geht die Diskussion daher in die Richtung, wie weit man eBooks mit DRM (Digital Rights Management) schützen sollte.

Doch dieses ?harte? DRM (also die Bindung eines Buchs an einen bestimmten Käufer oder gar ein bestimmtes Lesegerät) ist für Selfpublisher, die Rezensionsexemplare an ihre Leser verteilen wollen, allein schon aus technischen Gründen gar nicht machbar.

Doch sollte man darum die Rezensionsexemplare seiner eBooks völlig ungeschützt verteilen und einfach darauf vertrauen, dass niemals einer der Empfänger sein Rezensionsexemplar unerlaubt übers Internet verteilt oder gar in einer Tauschbörse oder auf illegalen Downloadseiten hochlädt? Dass man sich darauf nicht verlassen kann, musste zuletzt auch die Bestseller-Autorin Poppy J. Anderson feststellen.

Also lieber gar keine Rezensionsexemplare mehr verteilen oder nur noch Gutscheine, über die der Rezensent sein persönliches, DRM-geschütztes Exemplar bei einem bestimmten eBook-Shop einlösen kann? Beides kann nicht wirklich im Sinne des Erfinders sein.

Der beste Mittelweg ist meiner Meinung nach „weiches DRM“. Wenn von „weichem DRM“ die Rede ist, meint man damit üblicherweise eBooks, die mehr oder weniger versteckt (also z. B. mit einem unsichtbaren Wasserzeichen) gekennzeichnet sind und so eindeutig dem ursprünglichen Empfänger zugeordnet werden können. Taucht ein mit „weichem DRM“ markiertes Buch auf einer illegalen Downloadseite oder in einer Tauschbörse auf, kann man somit eindeutig nachvollziehen, wer das Buch illegal in Umlauf gebracht hat.

Eine solche „weiche“ Kennzeichnung kann man auch als Indie-Autor selbst am heimischen PC vornehmen. Die Frage ist lediglich, für welche eBook-Variante man sich entscheidet.

Bei ePub- oder Mobi-Dateien (also den verbreitetsten eBook-Formaten) kann man eine Personalisierung auf zweierlei Weise vornehmen: Man öffnet das eBook mit einem Editor (wie z. B. Sigil für ePub-Bücher) und trägt entweder auf ener der vorderen Seiten gut sichtbar „Rezensionsexemplar für …“ ein, oder man hinterlegt den Namen des Empfängers versteckt in den Meta-Daten des Buchs.

Die erste Methode (offen sichtbar) wird den Empfänger eher davon abhalten, das eBook weiterzugeben, da jeder auf einen Blick sieht, um wessen Rezensionsexemplar es sich handelt. Wenn der Empfänger nichts von der Kennzeichnung in den Meta-Daten ahnt, wird er das Buch dennoch weitergeben, falls er das vorhatte. Man selbst als Autor kann die Metadaten also höchstens im Nachhinein nutzen, um das Leck aufzudecken. Doch dann liegt das Kind bereits im Brunnen.

Beide beschriebenen Methoden (offene Kennzeichnung und Vermerk in den Metadaten) haben zudem denselben gravierenden Nachteil: Genauso einfach, wie man selbst als Autor einen solchen Vermerk anbringen kann, kann der Empfänger diesen Vermerk auch wieder entfernen – denn eine ePub-Datei kann man nicht vor Änderungen schützen. Wenn also jemand vorhat, ein für den persönlichen Gebrauch erhaltenes Rezensionsexemplar auf einer Raubkopierer-Seite hochzuladen, kann man demjenigen auch das Wissen zutrauen, wie man eine ePub-Datei mit Sigil öffnet und offensichtliche Kennzeichnungen herauslöscht.

Dies ist einer der Gründe, warum aus meiner Sicht das PDF-Format wesentlich besser für Rezensionsexemplare geeignet ist. Ein PDF hat nicht nur den Vorteil, dass man beim Erstellen bereits genau festlegen kann, in welchem Seitenlayout und mit welcher Schriftart das PDF beim Empfänger angezeigt wird (eben wie bei einem gedruckten Buch), sondern man kann es im Gegensatz zu ePub- oder Mobi-Dateien auch mit einem Kennwortschutz versehen.

Damit meine ich nicht etwa jenen lästigen Passwortschutz, bei dem der Leser jedes Mal beim Öffnen des PDFs ein Passwort eingeben muss. Schließlich wollen wir unsere Leser nicht ärgern oder gängeln. Ich rede lediglich von dem Kennwortschutz, der das PDF vor unerlaubten Änderungen schützt. Mit einem solchen Kennwort können Sie nicht nur verhindern, dass jemand das PDF verändert, sondern auch, dass über die Zwischenablage Textpassagen herauskopiert werden oder dass jemand das Buch ausdruckt.

Falls Sie sich fragen, warum man das Drucken eines PDF-Rezensionsexemplars deaktivieren sollte: Kaum jemand wird wirklich ein dickes Buch ausdrucken wollen, um es auf Papier zu lesen. Allerdings könnte man über einen PDF-Druckertreiber wie den kostenlosen PDF-Creator das geschützte PDF in ein neues, ungeschütztes PDF drucken und so den Passwortschutz aushebeln.

Der Kennwortschutz verhindert zudem, dass jemand die von Ihnen eingepflegte Kennzeichnung / Personalisierung einfach wieder entfernen kann.

Natürlich gibt es niemals absolute Sicherheit. Es gibt einschlägige Werkzeuge, mit denen man den Kennwortschutz eines PDFs knacken und entfernen kann, doch dürften nur relativ wenige Leser technisch in der Lage sein, einen solchen Schutz auszuhebeln.

Ich zeige Ihnen im Folgenden Schritt für Schritt, wie auch Sie mit einfachen, kostenlosen Werkzeugen kennwortgeschützte, personalisierte Rezensionsexempare Ihrer eBooks erstellen können:

1. Erzeugen der geschützten PDF-Datei

Generieren Sie mit dem kostenlosen PDFCreator (http://de.pdfforge.org/pdfcreator) ein geschütztes PDF (Sicherheitsoptionen: verschlüsselt mit 128 Bit AES, aber kein Häkchen bei „Passwort zum Öffnen der PDF“ gesetzt!). Nehmen Sie alle Häkchen bei „Dem Benutzer erlauben…“ heraus. Bestätigen Sie die Einstellungen mit OK.

Beim Speichern des PDFs werden Sie aufgefordert, ein Besitzerpasswort einzugeben. Wählen Sie hier ein sicheres Passwort (bestehend aus Großbuchstaben, Kleinbuchstaben, Ziffern und Sonderzeichen), das Sie sich gut merken können. Sie brauchen dieses später jedes Mal, wenn Sie ein Rezensionsexemplar versenden wollen.

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2. Legen Sie ein eigenes Verzeichnis für Ihr Rezensions-Exemplar an

Speichern Sie die PDF-Version des Rezensionsexemplar in ein eigenes Verzeichnis auf Ihrem PC. Wenn Sie auf Nummer Sicher gehen wollen, dass Sie Ihr Passwort nicht vergessen, können Sie dieses in einer separaten Textdatei in dasselbe Verzeichnis speichern oder (je nach verwendeten Sonderzeichen) das Passwort direkt als den Namen einer leeren Datei verwenden (also z. B. eine „H2bü!-aV.txt“ ins Verzeichnis speichern, so dass Sie Ihr Passwort H2bü!-aV stets im Blick haben.

3. Installation von BeCyPDFMetaEdit

Um das PDF für den jeweiligen Empfänger zu personalisieren, brauchen Sie ein Programm, mit dem Sie die Meta-Daten der PDF-Datei nachträglich ändern können. Die beste Wahl ist hier BeCyPDFMetaEdit (http://www.becyhome.de/becypdfmetaedit/description_ger.htm), da es erstens nicht installiert werden muss und zweitens auch mit geschützten PDFs umgehen kann.

Laden Sie sich die portable Version (http://www.becyhome.de/download/BeCyPDFMetaEdit-2.37.0-de.zip) des Programms herunter und entpacken Sie diese in dasselbe Verzeichnis, in das Sie das PDF gespeichert haben.

4. Erzeugen eines personalisierten Rezensionsexemplars

4. Wenn Sie ein personalisiertes Rezensionsexemplar versenden wollen, starten Sie das Programm und öffnen Sie damit Ihr geschütztes PDF. Da sich beide im selben Verzeichnis befinden, wird direkt das richtige PDF vorgeschlagen.

Screenshot

Geben Sie das festgelegte Passwort ein, damit das Programm die gewünschten Änderungen am PDF vornehmen kann.

Screenshot

Geben Sie im Bereich „Metadaten“ im Feld „Thema“ ein: „Rezensionsexemplar für …“ (hier den Namen des Empfängers einsetzen).

Klicken Sie auf „Speichern“, um den Namen des Empfängers fest im PDF zu verankern. Sie können sich nun das PDF nun auf Wunsch mit Ihrem Standard PDF-Viewer anzeigen lassen (optional).

Wenn Sie dort auf „Eigenschaften“ gehen, sehen Sie unter Thema den Namen des Rezensenten, für den dieses PDF generiert wurde.

Screenshot

Da das PDF mit Passwortschutz vor Änderungen geschützt ist, bräuchte der Empfänger das von Ihnen verwendete Passwort, um seinen Namen aus dem PDF entfernen zu können.

5. Versenden der Rezensionsexemplare

Nun können Sie Ihr PDF mit gutem Gewissen an den Empfänger versenden.

Wenn der nächste Rezensent ein persönliches Exemplar Ihres Buchs erhalten soll, überschreiben Sie immer wieder dasselbe PDF und ändern nur jeweils vor dem Mailversand den Namen des Empfängers in den Meta-Daten.

Mit diesem kleinen Kniff können Sie Ihre Rezensionsexemplare unbesorgt verteilen ? und es geht wesentlich schneller, als jedes Mal ein neues, geschütztes PDF pro Empfänger zu generieren.


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Tolino Media: Neues Selfpublishing-Portal als Konkurrenz zu Amazon KDP

Seit dem Deutschland-Start seines KDP-Programms (Kindle Desktop Publishing) vor vier Jahren dominiert Amazon die deutsche Selfpublishing-Landschaft. Amazons breite Palette unterschiedlicher eReader-Modelle vom einfachen Kindle Touch über den Kindle Paperwhite und die Kindle-Fire-Tablets bis zum neuen Kindle Voyage haben in der Summe den größten Marktanteil in Deutschland, was logischerweise dazu führt, dass Amazon auch in Sachen eBook-Verkäufe die Nase vorne hat.

Doch bereits seit 2013 arbeitet die deutsche Tolino-Allianz daran, zur starken Konkurrenz für Amazon zu werden. Ihre eReader wie der Tolino Shine, der Tolino Vision und die Tolino-Tablets erreichen in Testberichten ähnlich gute Noten wie Amazons vergleichbare Kindle-Geräte und bauen gerade durch die Vertriebsanbindung der Geräte an den stationären Buchhandel ihren Marktanteil in Deutschland stetig aus, so dass sich mittlerweile 90% des deutschen eBook-Markts zu ungefähr gleichen Teilen zwischen Amazon und der Tolino-Allianz aufteilen (Link zum Artikel).

Doch während Amazon es über sein KDP-Programm selbstverlegenden Autoren leicht macht, ihre Bücher über Amazon für den Kindle zu veröffentlichen, konnten Autoren die Buchshops der Tolino-Allianz bisher nur über zwischengeschaltete Distributoren wie Neobooks oder Bookrix beliefern. Doch das soll sich nun ändern.

Wie Matthias Matting in einem Artikel in der Selfpublisher-Bibel berichtet, startet die Tolino-Allianz Ende April ihr eigenes Selfpublishing-Portal: Tolino Media.

Bereits jetzt ist es für interessierte Autoren möglich, sich unter http://www.tolino-media.de in die Autorendatenbank eintragen zu lassen und so direkt vom Start an dabei zu sein. Und was bisher schon über das neue Portal durchgesickert ist, wirkt äußerst interessant…

Ebenso wie bei Amazons KDP-Programm soll auch bei Tolino Media die Veröffentlichung für Autoren kostenlos sein. Auch die benötigte ISBN wird kostenlos gestellt und Tolino Media kümmert sich sogar für die Autoren um die Lieferung der Pflichtexemplare an die Deutsche Nationalbibliothek. So weit, so vorbildlich.

Es gibt keinerlei Verpflichtungen zur Exklusivität, so dass sich eine Veröffentlichung über Tolino Media problemlos mit einer parallelen Veröffentlichung über Amazon KDP kombinieren lässt. Damit wird Tolino Media zunächst einmal all jene Autoren anlocken, die sich nicht über KDP Select exklusiv an Amazon gebunden haben. Und selbst bisherige KDP-Select-Autoren werden es sich zweimal überlegen, ob sie weiterhin in KDP Select bleiben und sich so den stetig wachsenden Tolino-Markt entgehen lassen. Und je mehr Autoren KDP Select verlassen, desto schwerer dürfte auch der Stand von Amazons Lese-Flatrate „Kindle Unlimited“ werden, in der ja größtenteils Bücher von KDP-Select-Autoren enthalten sind.

Auch in Sachen Transparenz zieht Tolino Media mit Amazon gleich: Autoren müssen sich nicht langfristig binden, sondern die Verträge sind jederzeit kündbar, zudem soll es für die Autoren tagesaktuelle Verkaufszahlen geben – ein klarer Vorteil gegenüber der Veröffentlichung über Distributoren. Denn so ist es für Autoren möglich, den Erfolg von Marketing-Aktionen tagesgenau an ihren Verkaufszahlen abzulesen.

Auch bei den Tantiemen zieht Tolino Media mit Amazon gleich und bietet Autoren stolze 70% des Netto-Verkaufspreises (also abzüglich Mehrwertsteuer) als Tantiemen – allerdings, und das ist der kleine Haken, zunächst einmal nur während der Einführungsphase bis Ende Januar 2016.

Die Logik hinter diesem Angebot ist klar: Hier geht es darum, sich zunächst einmal als bessere Alternative zu zwischengeschalteten Distributoren wie Neobooks, Bookrix, Xinxii etc. zu positionieren. Während diese in der Regel 70% dessen ausbezahlen, was sie von den Händlern erhalten (also 70% von 70%, was unterm Strich lediglich 49% des Netto-VK entspricht), können Autoren bei einer Direktveröffentlichung über Tolino Media zumindest anfangs wie bei Amazon volle 70% Tantiemen erhalten.

Natürlich bleibt zunächst noch die Frage offen, wie es ab Februar 2016 aussehen wird. Ich würde vermuten, dass Tolino Media nach Ablauf der Einführungsphase zwar von den 70% abrücken wird, aber immer noch deutlich über den 49% bleiben wird, die Autoren über die meisten Distributoren erhalten. Ich halte 60% (ähnlich wie die Tantiemen des italienischen Distributors Narcissus) für eine realistische Prognose.

Bis zum Start von Tolino Media Ende April dürfte es bei den Distributoren noch die eine oder andere Strategiesitzung geben, – denn ihre Situation dürfte sich durch den Start von Tolino Media deutlich verschlechtern. Da Amazon und die Tolino Allianz gemeinsam rund 90% des deutschen eBook-Markts abdecken, werden viele Autoren die restlichen 10% des Markts ignorieren und stattdessen lieber höhere Tantiemen für die 90% des eBook-Markts kassieren, die sie selbst über Amazon KDP und Tolino Media beliefern können.

Um weiterhin interessant zu bleiben, müssen sich die Distributoren also überlegen, wie sie sich zukünftig positionieren wollen. Sie könnten ihren Anteil (und damit ihren Gewinn) reduzieren, um Autoren höhere Tantiemen auszahlen zu können – doch damit dürften sie frühestens ab Februar 2016 punkten können… und auch das nur, falls Tolino Media die Tantiemen für Selfpublisher nach der Einführungsphase deutlich senkt.

Die andere Alternative für die Distributoren besteht darin, noch mehr als bisher zum Dienstleister für die Autoren zu werden und sie entweder kostenlos oder zu äußerst günstigen Preisen beim Veröffentlichungsprozess und der effektiven Vermarktung ihrer Bücher zu unterstützen.

Es ist eine erfreuliche Tatsache, dass mit dem Start Tolino Media die Position der selbstveröffentlichenden Autoren noch einmal deutlich gestärkt wird. Mussten Autoren in der „alten Verlags-Welt“ noch um die Gunst der Verlage buhlen, liegen heute die Anbieter im Wettstreit um die Gunst der Autoren. Wer bietet die höchsten Tantiemen, den besten Service und den größten Marktanteil? Konkurrenz belebt das Geschäft – und stärkt die Position der selbstverlegenden Autoren.


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Buchmarketing: Direktlinks zu Amazon-Rezensionen

Die meisten Schriftsteller verkaufen den größten Teil ihrer Bücher über Amazon. Dort ist es auch, wo sich im Laufe der Zeit die meisten Rezensionen zu unseren Büchern ansammeln. Wertvolles Kapital, das man als Autor mit etwas Geschick gut für das eigene Marketing nutzen kann.

Warum Rezensionen so wichtig sind

Einer der wichtigsten Entscheidungsfaktoren, ob sich ein Buch gut verkauft oder nicht, sind Rezensionen: Schlechte Rezensionen können ein Buch so gründlich verbrennen, dass kaum noch jemand sein gutes Geld für dieses Buch ausgeben wird.

Auch ein völliger Mangel an Rezensionen sorgt bei potentiellen Lesern für Verunsicherung. Wenn das Buch nicht gerade erst vor ein paar Tagen erschienen ist – warum gibt es dann noch keine Rezensionen? Hat etwa bisher niemand das Buch gekauft bzw. gelesen? Und wenn das Buch bisher niemanden zum Kauf animieren konnte – warum soll ich dann das Versuchskaninchen spielen und das Risiko eingehen, für mein gutes Geld ein womöglich schlecht konstruiertes, schlecht geschriebenes und/oder mangelhaft lektoriertes Buch zu kaufen?

Gute Rezensionen hingegen, möglichst mit einem Durchschnitt von mindestens 4 Sternen, sind ein echtes Kaufargument. Man spricht hier von „Social Proof„: Die Rezensionen beweisen, dass anderen Lesern das Buch gut gefallen hat, was wiederum dafür spricht, dass es auch mir gefallen dürfte – besonders, wenn ich aus den Rezensionen herauslesen kann, dass dem Rezensenten dieselben Dinge bei einem Buch wichtig sind wie mir.

Gute Rezensionen sind aus meiner Sicht der wichtigste Faktor, der darüber entscheidet, wie gut sich ein Buch verkauft. Der wichtigste Faktor? Und was ist mit Dingen wie einem professionellen Cover, einem zugkräftigen Titel und einem gut geschriebenen Werbetext, der die Leser neugierig macht? Und last not least mit der Qualität des Buchs?

All diese Dinge sind wichtig, sogar essentiell. Aber sie stehen in ihrer Bedeutung nicht über oder neben den Rezensionen, sondern sind deren Grundlage. Ohne sie bekommt man entweder keine oder schlechte Rezensionen. Rezensionen sind die Essenz, die Zusammenfassung der Meinungen der Leser über unser Buch. Und bei Amazon muss ein Interessent nicht einmal die kompletten Rezensionen durchlesen, da Amazon sie mit seiner Bewertungs-Skala von 1-5 Sternen quantifizierbar gemacht hat. Bei jedem Buch sieht man auf einen Blick anhand eines übersichtlichen Balkendiagramms, wie sich die Bewertungen der Leser verteilen.

Gerade bei Büchern mit sehr vielen Bewertungen liest man als Interessent meist nicht alle Rezensionen. Dafür hat man gar nicht die Zeit. Stattdessen beschränkt man sich auf die „hilfreichsten Rezensionen“ oder schaut gezielt nach den schlechtesten Bewertungen, um mögliche Kritikpunkte zu finden, die gegen einen Kauf sprechen.

Doch egal wie wichtig Rezensionen für unsere Buchverkäufe auch sein mögen: der potentielle Leser bekommt sie erst dann zu Gesicht, wenn er schon auf der Amazon-Seite unseres Buchs gelandet ist und sich die Mühe macht, die Rezensionen zum Artikel anzuklicken.

Das ist der Punkt, an dem wir ansetzen müssen.

Bestandsaufnahme und Materialsammlung

Gehen Sie zunächst in einer ruhigen Stunde alle Rezensionen zu Ihren Büchern durch, die sich mittlerweile auf Amazon angesammelt haben – in erster Linie natürlich die 5-Sterne-Rezensionen.

Fragen Sie sich bei jeder dieser Rezensionen: Wäre diese Rezension für Sie ein Grund, dieses Buch zu kaufen? Rezensionen, die zu viel über den Inhalt des Buchs verraten oder gar das Ende spoilern, kommen für unsere Zwecke natürlich nicht in Frage. Genauso wenig oberflächliche und nichtssagende Rezensionen wie „Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es liest sich gut und ich würde mir weitere Bücher der Autorin kaufen“, die auf so ziemlich jedes Buch passen würden. Optimal sind Rezensionen, denen man die Begeisterung des Rezensenten anmerkt und die genau auf den Punkt bringen, was ihnen an diesem Buch besonders gut gefallen hat.

Legen Sie sich eine Liste dieser Rezensionen an, zum Beispiel in einer Excel-Tabelle. In die erste Spalte kommt der Titel des Buchs, auf den sich die Rezension bezieht, in die zweite die Anzahl der Sterne (wobei meist nur die 5-Sterne-Rezensionen wirklich werbewirksam sind). In die dritte Spalte tragen Sie den Titel der Rezension ein – z. B. „Einer der besten Thriller des letzten Jahres!“.

In die vierte Spalte übernehmen Sie den direkten Link zur Rezension. Diesen erhalten Sie, indem Sie mit der rechten Maustaste auf „Kommentar als Link“ klicken (finden Sie rechts unterhalb jeder Rezension bei Amazon) und dann diesen Link kopieren.

Wenn Sie auf diese Weise alle Rezensionen zu Ihren Büchern durchgegangen sind, haben Sie eine Menge gutes Werbematerial gesammelt.

Wie bringt man den Interessenten zur Rezension?

Auch wenn Sie natürlich keine kompletten Rezensionen von Amazon oder anderen Seiten kopieren dürfen, um diese beispielsweise auf Ihrer Autorenhomepage zu veröffentlichen (Achtung: Urheberrecht!), dürfen Sie natürlich auf Rezensionen verlinken.

So könnten Sie mit dem gesammelten Material aus Ihrer Tabelle einen Tweet zusammenstellen, den Sie alle paar Wochen mal auf Twitter posten:

„Einer der besten Thriller des letzen Jahres!“ 5-Sterne-Rezension zu „Schwarzes Gold“ http://… {hier fügen Sie den Link zur Rezension ein…}

Oder Sie bringen auf der Webseite zu Ihrem Buch eine Kategorie „Leserstimmen“, in der Sie die Titel der besten Rezensionen untereinander auflisten (natürlich stets mit einem Link zur jeweiligen Rezension dahinter).

Ob Sie die Links nun auf Ihrer Homepage anbringen und/oder auf Twitter nutzen – Sie schlagen in jedem Fall zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie präsentieren potentiellen Käufern Ihres Buchs nicht nur eine gute Rezension, die beweist, dass es sich lohnt, Ihr Buch zu kaufen … nein, Sie schicken den Interessenten auf diese Weise auch noch direkt zu Amazon, wo er, wenn Sie sein Interesse wecken konnten, mit wenigen Klicks Ihr Buch kaufen kann. ;-)

Wenn Sie eine Affiliate-ID bei Amazon haben, um Werbekostenerstattungen für vermittelte Käufe zu erhalten, können Sie sogar noch eine dritte Fliege mit derselben Klappe erschlagen: Wenn Sie hinter den Link zur jeweiligen Rezension, den Sie sich heraus kopiert haben, noch &tag=IhreID setzen (wobei Sie natürlich IhreID durch Ihr Affiliate-Kürzel ersetzen müssen), werden aus diesen Links resultierende Bestellungen auch noch auf Ihre Werbekostenerstattung angerechnet.

Ein weiterer Vorteil des Einfügens einer Affiliate-ID ist, dass Sie so jederzeit über Amazon nachschauen können, wie viele Besucher über einen Ihrer Links Ihr Buch angeklickt haben, und wieviel Prozent dieser potentiellen Käufer das Buch dann auch tatsächlich bestellt haben. Das kann sehr informativ sein. Wenn Sie die Zahlen z. B. vor und nach einer Änderung Ihres Buchcovers oder des Preises vergleichen, können Sie leichter abschätzen, ob die Änderungen einen positiven, einen negativen oder überhaupt keinen Effekt auf die „Kaufquote“ Ihrer potentiellen Leser hatten.

Probieren Sie es einfach einmal aus – es lohnt sich!


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Gratis-Aktionen bei Amazon: Sinnvolles Marketing-Instrument oder gefährliches Eigentor?

Noch nie war es so einfach wie heute für Autoren, ihre Bücher zu veröffentlichen und so einer breiten Allgemeinheit zugänglich zu machen. Hohe Tantiemen im eBook-Bereich (bis zu 70% des Netto-Verkaufspreises) wirken auf den ersten Blick wie ein wahres Schlaraffenland für Autoren – denn von solchen Tantiemen können Schriftsteller, die bei einem klassischen Publikumsverlag unter Vertrag sind, nur träumen.

Doch mit der Flut an neuen Titeln, die gerade in Amazons Kindle-Shop täglich herauskommt, wird es immer schwieriger, mit seinem Buch aus der Masse herauszustechen und Käufer zu finden.

Viele Autoren melden daher ihr Buch für Amazons KDP-Select-Programm an. Hierbei dürfen sie ihr eBook ausschließlich über Amazon anbieten (also nicht parallel auch noch über andere Shops oder die eigene Autorenhomepage), haben dafür aber z.B. die Möglichkeit, ihr Buch zeitweise als Werbeaktion kostenlos anzubieten. Doch lohnt sich das wirklich?

Wer als Autor überlegt, sein Buch bei Amazon an einzelnen Tagen kostenlos anzubieten, sollte schon im Vorfeld sehrgenau darüber nachdenken, was er damit beabsichtigt.

Bringen Gratis-Aktionen positive Rezensionen?

Der Vorteil einer Gratisaktion (besonders, wenn man diese auch noch über Twitter, Facebook oder andere Medien aktiv bewirbt) ist, dass das Buch mit Sicherheit ziemlich häufig heruntergeladen wird. Je mehr Leute das Buch herunterladen und lesen, umso größer sind natürlich auch die Chancen, dass einzelne dieser Leser bei Amazon eine Rezension abgeben. Und je mehr positive Rezensionen ein Buch vorzuweisen hat, umso eher werden andere Interessenten bereit sein, das Buch zu kaufen.

Doch der Knackpunkt ist natürlich das Wort “positive”. Negative Rezensionen und Verrisse können rasch alles wieder kaputt machen, was mit ein paar guten Rezensionen so erfolgversprechend begonnen hat. Und mit einer Gratis-Aktion erhöht man leider das Risiko negativer Rezensionen überproportional. Warum das?

Wenn ein Buch Geld kostet, wird es in erster Linie von der Zielgruppe des Autors gekauft, die tatsächlich genau solche Bücher gerne liest. Diese werden, wenn das Buch gut geschrieben ist, sehr zufrieden damit sein und mit etwas Glück auch eine (dann natürlich positive) Rezension auf Amazon abgeben.

Doch bei Gratisaktionen greifen auch viele Leser zu, die eigentlich überhaupt nicht zur Zielgruppe des Autors gehören. Sie nehmen einfach alles mit, was nichts kostet. Viele von ihnen werden das Buch niemals lesen, sondern nur in ihrem Kindle “hamstern” und digitalen Staub ansetzen lassen – und das ist ein Glück.

Denn wenn sie es tatsächlich lesen und (da es eigentlich für eine ganz andere Zielgruppe geschrieben wurde) nichts damit anfangen können, ist die Gefahr recht groß, dass sie anschließend eine negative Rezension bei Amazon abgeben, weil ihnen das Buch nicht gefallen hat. Diese Negativrezensionen schrecken dann wiederum Leser ab, die wirklich zur Zielgruppe gehören und denen das Buch höchstwahrscheinlich gut gefallen würde.

Sie sehen: Auch gut gemeinte Geschenke können Risiken und unerwünschte Nebenwirkungen haben. ;-)

Würden Sie alles verschenken, was Sie besitzen?

Das zweite Problem bei einer Gratisaktion ist, dass sehr viele Autoren, die ihr Buch als Gratisdownload anbieten, bisher nur dieses eine Buch veröffentlicht haben. Wenn also ein neuer Interessent über die Gratisaktion auf ihr Buch stößt, es herunterlädt und tatsächlich begeistert ist, gibt es keine weiteren Bücher desselben Autors, die er sich kaufen könnte.

Und bis irgendwann das nächste Buch dieses Autors herauskommt, hat der Leser ihn aufgrund der stetigen Flut kostenloser Kindle-Bücher höchstwahrscheinlich längst wieder vergessen. Insofern kann eine Gratisaktion auch hier nicht den Buchumsatz ankurbeln.

Wesentlich effektiver ist eine Gratisaktion, wenn man bereits eine ganze, aufeinander aufbauende Serie von Büchern veröffentlicht hat und dann den ersten Band der Serie im Rahmen einer Werbeaktion vorübergehend kostenlos anbietet. Wenn dem Leser der erste Band gefällt, wird er sich entweder nach und nach oder – wenn man sehr viel Glück hat – direkt auf einen Schlag auch noch alle anderen Bücher der Serie bestellen.

„Teile und herrsche!“  – oder auch nicht…

Manche Ein-Buch-Autoren versuchen, auf dieser Welle mit zu schwimmen: Sie zergliedern kurzerhand den einen Roman, den sie geschrieben haben, in seine einzelnen Kapitel und veröffentlichen ihn dann als Fortsetzungsgeschichte (oder neudeutsch „Serial“) in ebenso vielen Bänden. Jeder dieser Bände hat dann natürlich eine sehr geringe Seitenzahl (oft nur 20-30 Seiten) und wird für 99 Cent angeboten.

Auch dies ist darauf angelegt, dass man den ersten Band kostenlos abgibt und so interessierte Leser findet, die dann die Bände 2-10 kaufen, um zu erfahren, wie die Handlung weiter geht. Diese mittlerweile überstrapazierte Methode ist allerdings nicht sonderlich erfolgversprechend. Leser lassen sich nicht so einfach ködern. Sie sehen auf einen Blick, dass sie insgesamt knapp zehn Euro hinlegen müssen, um in der Summe einen Roman von ca. 200-300 Seiten zu bekommen. Für so viel Geld bekommen sie auch einen Top-Bestseller eines bekannten Autors.

Da sie direkt sehen, dass der erste Band nur ein “Appetithappen” ohne in sich abgeschlossene Handlung ist, werden sie diesen höchstwahrscheinlich nicht einmal geschenkt haben wollen – geschweige denn, außerhalb einer solchen Gratisaktion 99 Cent dafür ausgeben.

Nichts gegen echte Serials, die bereits bei ihrer Planung wie eine Fernsehserie auf einzelne Episoden angelegt wurden, die sich dann irgendwann zu einer ganzen Staffel zusammenfügen. Gute Serial-Autoren können meisterlich mit Cliffhangern und ineinander verschachtelten Spannungsbögen arbeiten, um ihre Leser bei der Stange zu halten.

Doch ein zerstückelter Roman wird durch das Aufteilen in mehrere Bände genausowenig zum echten Serial, wie ein Spielfilm durch nervige Werbeunterbrechungen zum TV-Mehrteiler wird. Daher sollte man von dieser zweifelhaften Strategie lieber die Finger lassen, wenn man seine mühsam gewonnenen Leser nicht verärgern möchte.

Das „Prequel“ als Appetithappen

Die beste Lösung ist meist Werbung über eine speziell zu diesem Zweck geschriebene Kurzgeschichte. Dafür schreiben Sie zusätzlich zu Ihrem Roman noch eine Kurzgeschichte desselben Genres, in der ebenfalls der Protagonist Ihres Romans die Hauptrolle spielt.

Bei dieser Kurzgeschichte kann es sich um eine völlig unabhängige Handlung oder auch um die Vorgeschichte (also ein „Prequel“) zu Ihrem Roman handeln – aber niemals um eine Fortsetzung, die nach der Handlung des Romans spielt. Der Leser muss die Geschichte genießen können, ohne den Roman zu kennen – und natürlich darf die Kurzgeschichte auch keinesfalls irgendwelche ‘rückblickenden’ Spoiler enthalten, die zu viel über die Handlung oder gar das Ende des Romans verraten.

Das Ziel ist, dass der Leser (und damit potentielle Käufer Ihres Romans) die Gelegenheit hat, anhand der Kurzgeschichte Ihren Schreibstil, das Setting Ihres Romans und die wichtigsten Figuren des Romans (oder zumindest den Protagonisten) kennenzulernen.

Diese Kurzgeschichte schreiben Sie nur, um diese kostenlos über so viele Quellen wie möglich zu veröffentlichen und zu verteilen – natürlich jeweils mit einem Link zu Ihrer Homepage und der Seite, über die man Ihren Roman bei Amazon & Co. bestellen kann.

Veröffentlichen Sie Ihre Kurzgeschichte daher beispielsweise über BoD E-Short. Das kostet Sie als Autor keinen Cent und ermöglicht es Ihnen, Ihre Geschichte auf einen Schlag über eine Vielzahl von eBook-Shops kostenlos anzubieten.

Solange die Vertragsbedingungen des Anbieters, über den Sie veröffentlichen, dies nicht untersagen, spricht natürlich nichts dagegen, Ihre Geschichte parallel auch noch über andere Kanäle wie Scribd, Noisetrade, Ihre eigene Autorenhomepage et cetera zu veröffentlichen. Hauptsache, dass jedes Exemplars den Link zu Ihrem kompletten Roman enthält – und vielleicht noch eine Leseprobe zum Anködern.

Machen Sie anschließend über Twitter, Facebook und andere Soziale Netzwerke in regelmäßigen Abständen immer wieder mal Werbung für Ihre kostenlose Kurzgeschichte, um möglichst viele potentielle Leser zum Download zu motivieren.

Die Gefahr und die Tragweite von negativen Rezensionen ist bei solchen Kurzgeschichten relativ gering. Sie wollen ohnehin kein Geld durch den Verkauf der Kurzgeschichte verdienen, sondern sie nur gratis verteilen, um so das Interesse für Ihren Roman anzukurbeln. Insofern kann selbst eine negative Rezension keine Käufer abschrecken.

Wenn der Funke bei der Kurzgeschichte hingegen überspringt, ist die Wahrscheinlichkeit recht gut, dass der Leser daraufhin Ihren Roman bestellt, um ein weiteres, größeres Abenteuer mit dem Helden Ihrer Kurzgeschichte zu erleben.

Unterm Strich ist dies daher gerade für Autoren, die erst einen Roman veröffentlicht haben, die beste und effektivste Methode, um mit einer Gratis-Aktion die Umsätze ihres Buchs anzukurbeln.


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Buchmarketing: Fokussieren auf das, was wirkt!

Buchmarketing ist Autorensache, das ist eine unbestreitbare Tatsache, auch wenn viele Autoren das nicht gerne hören. Schließlich will man sich als Schriftsteller ja in erster Linie ums Planen und Schreiben von Büchern und Geschichten konzentrieren – und nicht aufs schnöde Marketing. Aber solange man seine Bücher nicht nur schreiben und veröffentlichen (was in den Zeiten von Print-on-Demand und eBook-Publishing so einfach wie nie zuvor ist), sondern auch verkaufen möchte, kommt man auch als Schriftsteller ums Marketing nicht herum.

Dabei ist die Fokussierung aufs Online-Buchmarketing meist schnell getroffen. Denn schließlich ist übers Internet die Reichweite wesentlich größer als beim Offline-Marketing mit Flyern, Lesezeichen, Plakten, Zeitschriftenannoncen oder Lesungen. Und es ist natürlich auch finanziell günstiger, da man auf die Produktion von Werbemitteln verzichten kann. Jedenfalls, solange man auf kostspielige PPC- (Pay-Per-Click, wie z.B. Google Adwords) oder PPI-Aktionen (Pay-Per-Impression, also z.B. Einblendung von Werbebannern) verzichtet und alles weitgehend selbst erledigt, ohne dafür externe Dienstleister oder Designer anzuheuern.

Schließlich gibt es eine große Bandbreite an Werbemaßnahmen, die man als Autor in Eigenregie nutzen kann. Vom Blogging über Gastposts in Blogs anderer Autoren über Twitter, Facebook, Pinterest und andere soziale Netzwerke bis hin zu Pressemeldungen, Leseproben und kostenlosen eBooks. Doch auch das scheinbar kostenlose Online-Marketing hat seinen Preis – nämlich die Zeit, die wir dafür aufwenden müssen. Hier passt das Zitat von Henry David Thoreau: „The price of anything is the amount of life you exchange for it“, also: „Der Preis jeder Sache ist die Lebenszeit, die wir dafür eintauschen“.

Marketing, und speziell das Online-Marketing in Sozialen Netzwerken wie Twitter, ist ein Fass ohne Boden. Wenn wir nicht achtgeben, kann dieses bodenlose Fass  wie ein schwarzes Loch unsere gesamte Schreibzeit verschlingen. Und ehe wir uns versehen, sind wir nur noch im Marketing aktiv und müssen feststellen, dass es verdammt lange her ist, seit wir das letzte Mal etwas Neues geschrieben und veröffentlicht haben.

Das Problem ist, dass es so viele Möglichkeiten und Optionen beim Online-Marketing für unsere Bücher gibt. Jede von ihnen kann funktionieren und den Verkauf unserer Bücher ankurbeln, wenn wir es richtig machen und genügend Zeit investieren. Doch um alle Möglichkeiten zu nutzen, fehlt uns ganz klar die Zeit – besonders, wenn wir auch weiterhin selbst noch zum Schreiben kommen wollen.

Die Ausweg aus diesem Dilemma ist klar: Statt uns zu verzetteln und Stunden über Stunden für Marketingmaßnahmen zu vergeuden, die uns unterm Strich bestenfalls eine Handvoll zusätzlich verkaufte Bücher bringen, sollten wir uns auf die Marketing-Maßnahmen beschränken, die gemessen am Zeitaufwand den größten Zuwachs an Buchverkäufen bringen.

Leicht gesagt. Aber woher soll man wissen, welche der eigenen Marketingbemühungen besonders erfolgreich waren und welche eher nicht? Zwar kann man beispielsweise in seinem Amazon KDP-Account zeitnah die eigenen Buchverkäufe abfragen und so manchmal nachvollziehen, dass dies mit einem bestimmten Interview oder Gastpost zu tun haben könnte – aber meist ist es dennoch ein ziemliches Kaffeesatz-Lesen.

Sie haben allerdings zwei Ansatzpunkte, um den Erfolg Ihrer Marketing-Maßnahmen zu prüfen:

Bit.ly-Links

Der wohl verbreitetste Kurz-URL-Anbieter ist Bit.ly. Gerade wenn es um Links für Ihr Buchmarkting geht, sollten Sie diesen unbedingt verwenden, um Ihre Links zu verkürzen – auch wenn z.B. Twitter Links ohnehin über seinen eigenen Kurz-URL-Dienst t.co verkürzt. Bit.ly-Links haben den Vorteil, dass Sie zu jedem dieser Links genaue Statistiken abrufen können, wie oft der Link in welchem Zeitraum angeklickt wurde und sogar, aus welchen Ländern Ihre Besucher kamen. Um diese Statistiken zu sehen rufen Sie einfach Ihren Bit.ly-Link auf und setzen ein + dahinter. Alternativ können Sie auch ein /info zwischen das bit.ly und die eigentliche Kurz-URL setzen, also z.B. http://bit.ly/info/MeineURL. Die Variante mit dem + (also: http://bit.ly/MeineURL+) ist natürlich wesentlich einfacher.

Testen Sie es selbst. Um z.B. für den Bit.ly-Link http://bit.ly/1eVFnNk die Statistiken abzufragen, können Sie alternativ http://bit.ly/1eVFnNk+ oder http://bit.ly/info/1eVFnNk verwenden. Das funktioniert natürlich genauso für die amzn.to-Links, die Bit.ly automatisch generiert, wenn man auf eine Amazon-Seite verlinkt.

Um wirklich eine Aussage darüber treffen zu können, wie viele Interessenten z.B. Ihre Amazon-Buchseite aus Ihrem Blogpost heraus, über eine Twitter-Meldung oder von Facebook aus aufgerufen haben, brauchen Sie natürlich für jeden dieser Zwecke einen eigenen Bit.ly-Link.

Das ist kein Problem, da Sie auf http://Bitly.com zu ein und derselben Seite beliebig viele unterschiedliche Bit.ly-Links generieren können. Sie müssen sich nur gut aufschreiben, welche der Kurz-URLs Sie für welche Werbekampagne verwenden, um später über die Bit.ly-Statistiken verlässliche Infos über den Erfolg oder Misserfolg Ihrer Kampagne zu erhalten.

Achtung: Bei der Auswertung der Klicks für Ihre einzelnen Links müssen Sie unbedingt darauf achten, dass Sie im Bereich „Clicks“ den Schieberegler für „All x bit.ly links“ von ON auf OFF stellen – denn sonst erhalten Sie nicht die Statistiken für diesen einen bit.ly-Link, sondern die für alle Kurz-Links, die zu dieser Webseite führen.

Amazon-Tracking-IDs

Ich würde generell jedem Autor, dessen Bücher über Amazon verkauft werden, empfehlen, Affiliate-Links für die eigenen Bücher zu generieren und diese bei jeder geeigneten Gelegenheit anstelle der „normalen“ Amazon-Links zu verwenden.

Zunächst mal sehen Sie so, wie viele der Bücher, die Sie in einem bestimmten Zeitraum verkaufen, über Ihre eigenen Affiliate-Links verkauft werden. Das lässt zumindest mal ungefähre Rückschlüsse darauf zu, wieviel Prozent Ihrer Buchverkäufe übrig bleiben würden, wenn Sie auf das aktive Bewerben Ihrer Bücher verzichten würden.

Auch den „Nebennutzen“ der Umsatzbeteiligung von Amazon sollte man natürlich nicht unterschätzen. Das sind nochmal mindestens fünf Prozent des Verkaufspreises, die Sie als Vermittlungsprovision gutgeschrieben bekommen. Und das nicht nur für Ihre eigenen Bücher, auf die Sie verlinken, sondern für jeden Artikel, den der Kunde nach dem Klick auf einen Ihrer Links kauft. Landet ein Leser also nach einem Klick auf den Affiliate-Link zu Ihrem Roman bei Amazon, entscheidet sich dann aber, statt (oder zusätzlich zu) Ihrem Roman einen Fernseher zu bestellen, erhalten Sie auch für diesen Prozente. Das sind die kleinen positiven Überraschungen, die man gerne mitnimmt.

Zusätzlich haben Sie bei Amazon die Möglichkeit, mehrere Tracking IDs anzulegen, um so die über verschiedenen „Werbekanäle“ generierten Umsätze sauber voneinander zu trennen. Wenn Sie also beispielsweise eine Tracking-ID für Ihre Homepage / Ihr Blog, eine für Twitter, eine für Facebook und eine für „Sonstiges“ anlegen, können Sie für jedes Ihrer Bücher vier separate Affiliate-Links generieren. Wenn Sie diese auch bei der Verwendung sauber trennen (also z.B. auf Twitter nur mit Ihrer „Twitter-Tracking-ID“ generierte Links posten), können Sie über Amazon genau sehen, wie viele Bücher Sie über Twitter, Facebook oder die Links auf Ihrer Autorenhomepage verkauft haben.

Dafür müssen Sie nur in der Werbekostenrückerstattungs-Übersicht das Häkchen bei „Zusammenfassung“ rausnehmen – und schon sehen Sie nur noch die für die im Dropdown-Feld ausgewählte Tracking-ID generierten Umsätze.

Das Schöne an den Werbekostenrückerstattungs-Statistiken ist auch, dass Sie nicht nur die Anzahl der Verkäufe sehen, sondern auch, wie oft Ihr entsprechender Affiliate-Link angeklickt wurde – mitsamt dem Prozentsatz der Besucher, die Ihr Buch nicht nur angeklickt, sondern anschließend auch gekauft haben.

Alleine diese Information, die Sie ohne die Verwendung von Amazon-Affiliate-Links niemals sehen würden, ist Gold wert. Wenn Sie nun z.B. mit einem geänderten Buchcover oder einer verbesserten, noch ansprechenderen Buchbeschreibung experimentieren, können Sie gleich sehen, ob sich dadurch der prozentuale Anteil der Käufer erhöht. Steigt er, ist die Optimierung gelungen. Sinkt er hingegen, hat man eher etwas verschlimmbessert und sollte rasch die Notbremse ziehen und auf die alte Version zurück wechseln.

Regelmäßige Kontrolle ist wichtig

Sie sollten durch Auswertung Ihrer Amazon-Werbekostenerstattung und Ihrer Bit.ly-Links regelmäßig kontrollieren, über welche Marketing-Maßnahmen Sie wie viele Klicks oder Buchverkäufe erzielen.

Nur so können Sie anschließend entscheiden, was sich gelohnt haben und welche Werbeaktionen eher gefloppt sind. So können Sie zukünftig mehr von dem machen, was sich für Sie gelohnt hat, und die Flops entweder canceln oder zumindest vor dem nächsten Versuch noch einmal optimieren.


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