KindleSpy – praktisches Tool für eBook-Autoren

Während ich sonst in der Software-Ecke eher Programme vorstelle, die Autoren direkt beim Schreiben, Überarbeiten oder Veröffentlichen von Büchern unterstützen, möchte ich heute zur Abwechslung mal ein etwas anderes Werkzeug vorstellen – den KindleSpy, ein Marktanalyse-Werkzeug für Kindle-Autoren.

KindleSpy ist in erster Linie für Autoren interessant, die Bücher in ganz unterschiedlichen Genres oder Sparten schreiben und stets auf der Suche nach lukrativen Marktnischen sind – aber auch für Autoren, die sich einfach mal einen etwas tiefer gehenden Überblick über den Amazon-eBook-Markt verschaffen wollen.

Hard- und Software-Anforderungen

Bei KindleSpy handelt es sich nicht um ein eigenständiges Desktop-Programm, sondern um eine Erweiterung für den Chrome-Browser. Wer KindleSpy nutzen möchte, muss also Chrome zuminest als zusätzlichen Browser auf seinem Rechner installieren. Aber es hindert einen ja niemand daran, für das normale Surfen weiterhin Firefox oder einen anderen Browser zu verwenden und Chrome lediglich für die Amazon-Recherche mit dem KindleSpy zu nutzen.

Die nahtlose Integration von KindleSpy in den Chrome-Browser hat den großen Vorteil, dass der KindleSpy nicht nur unter Windows läuft, sondern auch unter Mac OS-X und sogar auf Chromebooks. Sobald man das Plugin erst einmal in Chrome installiert hat, steht es einem auf allen Rechnern, auf denen man sich in Chrome mit seinem Google-Account anmeldet, zur Verfügung.

Was kann der KindleSpy?

Grundsätzlich kann der KindleSpy nichts, was man nicht auch mit manueller Kleinarbeit auslesen und auswerten könnte, aber er spart einem dabei jede Menge Zeit – und Zeit ist für Autoren eine knappe und wertvolle Ressource.

Anders gesagt: mit dem KindleSpy kann man in 15 Minuten mehr interessante Fakten und Details herausfinden, als in 2-3 Stunden mit Papier, Stift, Excel und Taschenrechner. Die zur Zeit 37 USD (also knapp 35 Euro) für KindleSpy haben sich also in kürzester Zeit amortisiert, wenn man öfter mal nach der optimalen Kategorie oder den perfekten Suchbegriffen für ein neues Buchprojekt sucht.

Aber schauen wir uns einfach mal ein paar Dinge an, die der KindleSpy kann…

Analyse der Kindle-Bestsellerlisten

Eine der Hauptfunktionen von KindleSpy ist das Analysieren der Beststellerlisten für bestimmte Kategorien. Der KindleSpy listet nicht nur die Top 20-100 der gewählten Kategorie mit Anzahl der Seiten, Preis, Anzahl der Rezensionen und aktuellem Verkaufsrang auf, sondern schätzt auch, wie viele Bücher dieser Bestseller verkauft werden und wie viel Umsatz der Autor mit einem Buch aus dieser Bestsellerliste machen könnte.

Screenshot KindleSpy

Die Betonung liegt dabei allerdings ganz klar auf „schätzt“ – und zwar mit einem sehr dicken Daumen. KindleSpy wurde ursprünglich für den amerikanischen Markt (also Amazon.com) entwickelt und erst nachträglich so angepasst, dass auch die Kindle-Charts der englischen Seite (Amazon.co.uk) und von Amazon.de analysiert werden können.

Die Schätzungen von KindleSpy basieren auf dem Verkaufsrang der Bücher und einer hinterlegten Formel / Tabelle, wie vielen verkauften Büchern ein Buch mit diesem Verkaufsrang entsprechen dürfte. Das hat natürlich ein bisschen was vom Kaffeesatz-Lesen, da Verkaufsrang und verkaufte Bücher nicht unbedingt in einem festen Verhältnis zueinander stehen. So kann man im Sommer schon mit wesentlich weniger verkauften Exemplaren in den Top-100 landen als beispielsweise in der umsatzstarken Vorweihnachtszeit. Wie weit das Programm solche saisonalen Schwankungen berücksichtigt, ist mir nicht bekannt.

Dieselbe Einschränkung gilt für die unterschiedlichen Märkte: Ein Buch auf Platz 80 der amerikanischen Amazon.com-Kindle-Charts verkauft sich pro Tag natürlich allein durch den viel größeren Markt wesentlich öfter als ein Buch auf dem gleichen Platz der deutschen Amazon.de-Kindle-Charts. Wie exakt die Umrechnungstabellen (Platzierung ➜ verkaufte Exemplare) in KindleSpy für den deutschen Markt kalkuliert wurden, kann man nicht mit Sicherheit sagen.

Wer also glaubt, via KindleSpy exakte Umsatz-Prognosen ablesen zu können, sollte seine Erwartungshaltung etwas reduzieren. Doch das ist auch gar nicht der wichtigste Punkt.

Wo KindleSpy punkten kann, ist der Vergleich von Kategorien. Wenn Sie also mehrere Kategorien für Ihr nächstes Buchprojekt in der engeren Wahl haben, hilft KindleSpy Ihnen dabei, die bessere (= potentiell lukrativere) Kategorie auszuwählen. Und die Ergebnisse sind teilweise recht überraschend.

Analyse von Suchbegriffen

Sehr interessant ist auch die Analyse von Suchbegriffen. Mit dieser Funktion können Sie nicht nur sehen, wie viel Konkurrenz Sie für bestimmte Suchbegriffen haben, sondern erhalten auch eine Einschätzung, wie gut sich die erfolgreichsten Bücher mit diesen Suchbegriffen bei Amazon verkaufen.

Screenshot KindleSpy

Diese Funktion ist für Romanautoren ebenso interessant wie für Sachbuchautoren. Mit ein wenig Geduld und Experimentierfreude kann man so eine optimale Kombination aus Schlagworten für das eigene Buch finden, mit denen man einerseits nicht zu viel Konkurrenz hat, aber trotzdem zusammen mit anderen, bereits erfolgreichen Büchern gelistet wird.

Weitere Funktionen

Doch der KindleSpy kann sogar noch mehr. So können Sie beispielsweise auch die Bücher eines bestimmten Autors analysieren oder die Entwicklung bestimmter Titel über einen längeren Zeitraum beobachten.

Interessant ist auch die Schlagwortwolken-Funktion, die die am häufigsten vorkommenden Wörter in den Suchergebnissen darstellt. Auch hier erkennt man allerdings, dass das Programm nicht speziell für den deutschen Markt entwickelt wurde – denn sonst würden Artikel wie der, die oder das bei der Analyse ausgefiltert werden.

Screenshot KindleSpy

Alle Ergebnisse lassen sich im CSV-Format (Comma separated value) exportieren und so z.B. in Excel komfortabel weiter verarbeiten.

Wo bekommt man den KindleSpy?

Die offizielle Verkaufsseite von KindleSpy finden Sie unter http://www.kdspy.com. Das Programm ist zur Zeit für 47 USD erhältlich, umgerechnet also knapp 45 Euro.

Der Preis wird sich zu einem nicht näher definierten Zeitpunkt auf 97 USD erhöhen. Wer sich also für das Tool interessiert, sollte lieber zeitnah zuschlagen, als zu lange zu zögern und dann mit Pech doppelt so viel für das Programm ausgeben zu müssen.

Fazit: Auch wenn der KindleSpy beileibe kein Muss für Autoren ist, liefert er einem dennoch viele aufschlussreiche Informationen darüber, was sich auf Amazon gut verkauft und was nicht. Da das Programm aktiv weiterentwickelt wird und zukünftige Updates im Preis inbegriffen sind, ist das Preis-Leistungsverhältnis sehr gut – ich vergebe daher 4/5 Sternen.


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