Elegante Handschriften von SoftMaker

Einer der Nachteile von am PC entworfenen Dokumenten ist, dass man ihnen sehr genau ansieht, dass sie am Computer erstellt und gedruckt wurden.

Für längere Texte wie den Textblock eines kompletten Buchs ist das durchaus sinnvoll, da klassische Schriftarten wie Times New Roman, Arial oder auch Courier besser und ermüdungsfreier lesbar sind als ausgefallenere Schrifarten.

Doch gerade um einen Kontrast hierzu zu setzen und eine Textpassage besonders hervorzuheben, ist es manchmal sinnvoll, hier zu einer völlig anderen Schriftart zu greifen, die gerade durch diesen optischen Kontrast besonders ins Auge springt. Besonders gut geeignet sind hierfür schöne Handschriften, die eingeschobene Zitate, Tipps in Sachbüchern o.ä. aus dem restlichen Text hervorspringen lassen – beispielsweise so:

Doch die meisten der kostenlosen Handschriften, die man im Internet findet, sehen entweder nicht sonderlich professionell gemacht aus (ungleichmäßiges Schriftbild oder andere Schwächen, die den Eindruck eines „handschriftlichen“ Texts gleich wieder zunichte machen), sind nicht für kommerzielle Nutzung zugelassen oder haben womöglich keine deutschen Umlaute – ein K.O.-Kriterium, das man oft erst im Nachhinein bemerkt, wenn man die Schriftart bereits auf seinem PC installiert hat.

Solche Probleme kann man mit der Sammlung „Elegante Handschriften 2018“ des Nürnberger Softwarehauses SoftMaker vermeiden – und sich zudem noch die stundenlange Sucherei im Internet ersparen. Für knapp 20 Euro (also weniger, als man oft im Internet für eine einzige kommerzielle Schriftart bezahlt) erhält man hier gleich 50 professionell gestaltete, sehr unterschiedliche Handschriften mit deutschen Sonderzeichen, bei denen für so ziemlich jeden Geschmack etwas dabei sein sollte.

Auf der Homepage des Herstellers finden Sie im unteren Bereich auch eine kleine Übersicht über die in der Sammlung enthaltenen Schriftarten als Slideshow. So können Sie sich schon vor einer eventuellen Kaufentscheidung einen Eindruck davon verschaffen, was Sie hier alles für Ihr Geld bekommen. Sie finden das Handschriftenpaket von SoftMaker unter http://www.softmaker.de/schriften/handschriften.

 


Markdown für Schriftsteller

Neben der ewigen Diskussion zwischen ‚Plottern‘ und ‚Pantsern‘, ob man Romane im Voraus planen oder ob sich die Handlung erst beim Schreiben entwickeln sollte, ist die wohl häufigste Diskussion unter Schriftstellern die darüber, was die optimale Software zum Schreiben ist.

Die einen schwören auf Scrivener, andere auf Papyrus oder Microsoft Word und noch andere auf minimalistische, ablenkungsfreie Schreibprogramme wie WriteMonkey, FocusWriter oder Q10.

Und seit immer mehr Schriftsteller nebenbei auch mobil auf ihren Tablets oder gar Smartphones an ihren Büchern und Geschichten arbeiten, ist nicht nur die Auswahl möglicher Programme sogar noch größer geworden, sondern es ergibt sich zusätzlich auch noch ein nicht zu unterschätzendes neues Problem: das der Kompatibilität und des Datenaustauschs zwischen den unterschiedlichen Programmen.

Auch wenn es auf Smartphones und speziell Tablets mittlerweile auch ausgewachsene Office-Pakete wie das von SoftMaker gibt, die vollständig kompatibel zu ihrem PC-Pendant sind, werden die meisten Schriftsteller am Tablet und erst recht am Smartphone eher auf minimalistische Schreibapps wie Jotterpad zurückgreifen, die auf eine unübersichtliche und platzraubende Benutzeroberfläche verzichten und dadurch mehr Bildschirmplatz für das bieten, was wirklich zählt: den eigentlichen Text.

Und da fangen dann auch schon die Probleme an. Denn (außer am iPad) gibt es keine kompatible App, mit der man beispielsweise seine Scrivener-Projekte unterwegs öffnen kann – selbst wenn man diese per Dropbox in der Cloud speichert. Und wie bekommt man die Texte, die man unterwegs an seinem Tablet oder Smartphone geschrieben hat, zuhause wieder in sein Scrivener-Projekt eingebettet?

Wer nur an einem festen Rechner (also beispielsweise am heimischen Desktop-PC oder am Laptop) an seinen Schreibprojekten arbeitet, hat hiermit natürlich überhaupt kein Problen und kann somit glücklich und zufrieden mit dem Schreibprogramm seiner Wahl arbeiten.

Doch wer je nach Aufenthaltsort und sich bietender Gelegenheit zum Schreiben zwischen Desktop, Laptop, Tablet und Smartphone hin und her wechselt und vielleicht zusätzlich auch noch in der Mittagspause am Büro-PC über eine cloudbasierte App im Browser schreibt, kennt das Problem nur zu gut: Wie greife ich von jedem meiner Schreibgeräte aus auf den aktuellen Stand meines aktuellen Schreibprojekts zu und wie kann ich daran weiter arbeiten, ohne die Texte später aufwändig mit viel manueller Arbeit wieder in mein Schreibprojekt importieren zu müssen?

Glücklicherweise gibt es eine einfache Lösung für das Problem: Textdateien mit Markdown-Formatierung.

Jeder Rechner (was auch Tablets und Smartphones mit einschließt) und jedes Betriebssystem hat einen Editor für simple Textdateien. Wenn man also sein Manuskript als Textdateien in einem Cloud-Speicher wie Dropbox speichert, kann man von jedem Rechner mit Internet-Zugriff aus jederzeit an diesen Dokumenten arbeiten.

So kann man unter Android beispielsweise mit JotterPad auf Textdateien aus seiner Dropbox zugreifen oder sogar unterwegs neue Dateien erstellen, die einem dann dank automatischer Synchronisierung auch zuhause am Desktop-PC sofort zur Verfügung stehen.

Am PC kann man diese Dateien mit jedem Texteditor oder natürlich mit ablenkungsfreien Zenware-Schreibprogrammen wie WriteMonkey, FocusWriter oder Q10 bearbeiten – und mehr braucht man eigentlich nicht, um produktiv zu arbeiten.

An dieser Stelle werden vermutlich viele Leser frustriert aufstöhnen: Was ist denn mit Formatierungen wie Überschriften, fett, kursiv oder gar Auflistungen, die es im reinen Textformat überhaupt nicht gibt? Soll man diese etwa alle erst später bei der Überarbeitung des Manuskripts in einer „richtigen“ Textverarbeitung nachpflegen?

Keine Sorge: hier kommt Markdown ins Spiel. Markdown ist eine einfache Formatierungssprache, die man in jedem Texteditor schreiben kann und die man später mit kostenlosen Programmen wie Pandoc (http://pandoc.org/) in RTF, DOC und andere Formate umwandeln kann.

Eine kurze Einfühurung mit den wichtigsten Markdown-Formatierungen für Autoren finden Sie unter http://texwelt.de/wissen/markdown_help/. Bei Heise gibt es auch eine Syntaxübersicht zu Markdown im PDF-Format zum Download.

Hier bekommen Sie einen schnellen Überblick, wie Sie in Markdown beispielsweise Wörter oder ganze Textpassagen als fett oder kursiv kennzeichnen können, mit mehreren Ebenen von Überschriften, eingerückten Zitaten oder unterschiedlichen Typen von Listen arbeiten können – und das alles innerhalb eines ganz normalen Textdokuments.

Doch es gibt noch einen anderen Grund, sich beim Schreiben auf das Markdown-Format einzulassen: die langfristige Kompatibilität und Verfügbarkeit der eigenen Texte. Es wird auch in zehn, zwanzig oder fünfzig Jahren immer noch Programme geben, die simple Textdateien öffnen können – egal, mit welchem Betriebssystem die Rechner bis dahin arbeiten und was bis dahin aus den heute bekannten Software-Firmen geworden sein mag.

Aber können Sie mit Sicherheit sagen, ob es in 20 Jahren noch Scrivener, Papyrus etc. geben wird? Was schlimmstenfalls bedeutet, dass Sie irgendwann keinen Rechner und kein Programm mehr haben, mit dem Sie Ihre heutigen Manuskripte noch öffnen können – selbst wenn Sie die eigentlichen Dateien gut aufgehoben haben. Denken Sie beispielsweise an Textverarbeitungsprogramme aus den 80er- und 90er-Jahren, deren Dateien heutzutage kein aktuelles Programm mehr öffnen kann. Oder an eigentlich tolle Schreibprogramme wie den „Liquid Story Binder“, die irgendwann von ihren Entwickern aufgegeben und nicht mehr weiter entwickelt werden und daher früher oder später auf keinem aktuellen Rechner mehr laufen. Mit jedem dieser Programme sterben auch alle Dateien, die nur mit diesem einen Programm geöffnet und bearbeitet werden konnten. Mit dem Textformat und Markdown kann Ihnen das nicht passieren.

Natürlich hat die Entscheidung für Textdateien mit Markdown gegenüber leistungsstarken Schreibprogrammen wie Scrivener auch Nachteile. Wer gerne mit der Pinwand von Scrivener arbeitet, um seine Schreibprojekte zu planen und zu strukturieren, muss sich bei der Arbeit mit simplen Textdateien an eine andere Arbeitsweise gewöhnen.

Am PC kann man mit zwei getrennten Programmen arbeiten, deren Fenster man per Split-Screen nebeneinander auf dem Monitor anordnet – beispielsweise links den Texteditor zum Schreiben und rechts ein Gliederungsprogramm wie „RightNote“ oder „Keynote NF“ (oder ein Mindmapping-Programm) für Struktur und Planung. Noch komfortabler ist es natürlich, wenn man zwei Monitore an seinen PC (oder einen zusätzlichen externen Monitor an seinen Laptop) anschließt und den Hauptmonitor zum Schreiben verwenden kann, während auf dem zweiten Monitor die Strutur- und Recherche-Unterlagen in einem separaten Programm angezeigt werden.

Doch da mobile Geräte wie Tablets oder Smartphones ohnehin nicht genug Platz am Bildschirm bieten, um Text und Notizen nebeneinander einzublenden, kann ich für mobile Schriftsteller in erster Linie die guten alten Karteikarten empfehlen.

Ich plane meine Schreibprojekte auf linierten Karteikarten im Format A6. Jede Karte enthält die Notizen zu einer Szene bzw. zu einem Abschnitt/Unterthema eines Sachbuch-Projekts. Mit einer Büroklammer lassen sich mehrere Szenen/Abschnitte bequem zu einem Kapitel bündeln, wobei das „Kapitel-Deckblatt“, für das ich aus Gründen der leichteren Unterscheidbarkeit gelbe Karteikarten verwende, nochmal eine summarische Zusammenfassung des geplanten Kapitels enthält.

Ein komplettes Buchprojekt kann je nach Umfang aus bis zu 200 Karteikarten bestehen. Um diese jederzeit griffbereit dabei zu haben, verwende ich ein sogenanntes „CardSkin“ (Link siehe unten), das auch unterwegs stets in meiner Jackentasche steckt.

Wenn man sich erst einmal an diese Arbeitsweise gewöhnt hat, ist das ähnlich komfortabel wie die Arbeit mit Scrivener oder einer ähnlichen Schreibsoftware.

Sogar wenn ich unterwegs mal weder mit dem Laptop noch mit dem Tablet, sondern lieber von Hand in mein Notizbuch schreibe, brauche ich meine Arbeitsweise nicht zu ändern: dank Karteikarten habe ich meine komplette Planung und Struktur jederzeit griffbereit dabei und sogar handschriftlich kann man mit Markdown-Formatierung schreiben und diese Passagen dann später zu Hause einfach und schnell abtippen.

Probieren Sie es ruhig einmal aus. Vielleicht werden auch Sie dann zu dem Schluss kommen, dass „einfach“ einfach die bessere Lösung ist.

Links:


Mobiles Ideenarchiv mit Simplenote

Wenn man ein Ideenarchiv am Computer oder mobil auf seinem Smartphone oder Tablet führen wollte, war früher Evernote die erste Wahl. Doch seit Evernote nicht nur die Preise erhöht, sondern auch die zuvor  für die meisten von uns völlig ausreichende kostenlose Version auf nur noch zwei Geräte beschnitten hat, suchen viele Schriftsteller nach einer günstigen und leistungsfähigen Alternative ohne monatliche Kosten und lästige Beschränkungen.

Notizenverwaltungsprogramme gibt es viele – doch einen geeigneten Ersatz für Evernote zu finden, erweist sich als echte Herausforderung.

PC-Programme wie CintaNotes haben gegenüber Evernote den Nachteil, dass sie erstens rein lokal arbeiten (also kein automatisches Update der Notizen in der Cloud und auch keine Synchronisierung zwischen verschiedenen Rechnern) und zweitens nur für Windows zur Verfügung stehen.

Viele Smartphone-Apps kommen aus denselben Gründen nicht in Frage: keine Synchronisierung mit dem PC, oft werden die Notizen nur lokal auf dem Smartphone gespeichert und können lediglich einzeln per Mail o.ä. exportiert werden. Für ein effektives Ideenarchiv ist jedoch eine Synchronisierung in beide Richtungen erforderlich: Ideen, die ich am PC festhalte oder bearbeite, sollten auf dem Smartphone ebenso zur Verfügung stehen wie umgekehrt. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass als Evernote-Nachfolger kein Programm in Frage kommt, das nicht auch als Windows- oder Mac-Version erhältlich ist oder zumindest eine Weboberfläche hat.

Microsoft OneNote ist zwar mittlerweile für quasi alle Betriebssysteme kostenlos erhältlich, doch der Funktionsumfang ist für eine reine Notizenverwaltung schon fast zu groß, was gerade auf kleinen Bildschirmen wie denen von Smartphones die Bedienung etwas unübersichtlich und kompliziert macht.

Google Notizen (Android, iOS, Chrome, Web) finde ich persönlich mit seiner Notizzettel-Optik zu unübersichtlich. Die ganze Funktionalität ist auf kurze Notizen wie Kontaktdaten, Einkaufslisten, Zitate oder ToDos ausgelegt, nicht auf die Verwaltung längerer Textdokumente. Für Romanideen, bei denen die Notizen schon mal etwas umfangreicher ausfallen können, ist Google Notizen eher ungeeignet.

Doch es gibt ein Programm, das die komfortable Erfassung, Verwaltung und Synchronisierung von Notizen über die Grenzen unterschiedlicher Betriebssysteme ermöglicht, und dabei dennoch dauerhaft kostenlos ist, so dass es sich perfekt als Nachfolger für Evernote eignet: Simplenote – ein Produkt von Automattic (den Entwicklern von WordPress).

Simplenote ist das Programm, das ich selbst nutze, um Ideen festzuhalten und zu entwickeln. Es hat eine ganze Reihe von Stärken, die es für mich zum perfekten Ideenarchiv für Schriftsteller machen:

  1. Simplenote ist für PC, Mac, Linux, Android, iOS und als Weboberfläche für den Browser erhältlich und kann somit auf so ziemlich jedem PC, Tablet oder Smartphone genutzt werden.
  2. Simplenote ist uneingeschränkt kostenlos nutzbar – inklusive uneingeschränkter Online-Speicherung von Notizen und automatischer Synchronisierung mit allen Geräten, auf denen man mit seinem Account angemeldet ist. Alle Notizen, die ich also beispielsweise unterwegs auf meinem Smartphone festhalte, stehen mir automatisch zuhause auch an meinem PC zur Verfügung.
  3. Simplenote beherrscht Markdown-Formatierung inklusive Vorschau. Man kann also nicht nur reine Textnotizen erfassen, sondern diese auch schon per Markdown formatieren – ein dickes Plus gegenüber rein textbasierten Notizenverwaltungs-Programmen.
  4. Simplenote hat eine Historien-Funktion, mit der Sie sozusagen die Zeit zurück drehen und den früheren Stand einer Notiz aufrufen können. Das ist ideal, wenn man versehentlich etwas gelöscht oder überschrieben hat, das man wiederherstellen möchte.
  5. Simplenote hat für jede Notiz einen Wordcount, was es nicht nur ideal zum Festhalten von Ideen, sondern auch zum Schreiben ganzer Texte wie Blogposts, Artikel oder sogar Kurzgeschichten macht.
  6. Die Notizen werden standardmäßig (ähnlich wie beim Noguchi-System) nach Änderungsdatum sortiert, so dass die neuesten / zuletzt geänderten Notizen stets zuoberst stehen. Zusätzlich kann man wichtige Notizen, die man nicht aus den Augen verlieren will, ganz oben in der Liste „anheften“.

Die Optik von Simplenote ist minimalistisch, aber stilvoll. Es gibt lediglich zwei Themes (hell und dunkel), zwischen denen man wählen kann. Darüber hinaus kann man lediglich die Schriftgröße an seine eigenen Vorlieben anpassen. Doch mehr braucht man offengestanden auch nicht.

Natürlich ist auch Simplenote (noch) nicht perfekt. So ist das Tags-System, mit dem man den Notizen ähnlich wie bei Evernote Schlagwörter zuweisen kann, nur eingeschränkt nutzbar, da man stets nur nach einem Schlagwort filtern kann. Wenn zukünftige Versionen der App die Möglichkeit bieten, nach mehreren Schlagwörtern (z.B. „Setting“ und „Fantasy“) gleichzeitig zu filtern, wäre das ideal.

Solange das nicht funktioniert, kann man sich allerdings mit eindeutigen Tags behelfen, die dann quasi wie Ordner funktionieren – nur dass dank Tags/Schlagwörtern jede Notiz gleichzeitig in mehreren Ordnern liegen kann.

Wenn ich beispielsweise in Simplenote Ideen für Fantasy, Science-Fiction und Thriller sammle, kann ich eindeutige Tags wie „#FA_Ch“ (Fantasy Charakter), „#SF_Se“ (Science-Fiction Setting) oder „#Th_Ro“ (Thriller Romanidee) vergeben. Zusätzlich ordne ich den einzelnen Ideen auch noch Tags nach Genre oder Art der Idee zu (z.B. #SF für Science-Fiction, #Te für Technologie), so dass ich auch beispielsweise mit dem Tag #Ch unabhängig vom Genre alle in Simplenote festgehaltenen Ideen für Charaktere auflisten kann.

Wenn man seine Tags sortieren möchte, kann man dies über die Windows-Version von Simplenote erledigen. Dort können Sie auf „Edit“ gehen und die einzelnen Schlagwörter mit den drei Strichen am rechten Rand in die gewünschte Reihenfolge sortieren, bevor Sie die Bearbeitung mit „Done“ abschließen.

Ich selbst kombiniere Simplenote mit dem papierbasierten Noguchi-System, das ich beim letzten Mal vorgestellt hatte. Ideen werden zuerst in Simplenote gesammelt. Für den Anfang (erste Notizen) reicht das voll und ganz aus. Sobald ich mich etwas intensiver mit der jeweiligen Idee beschäftige (also weitere Dateien, Ausdrucke oder andere papierbasierte Notizen dazu kommen), exportiere ich die Notiz aus Simplenote in eine separate Datei, die dann ausgedruckt wird und als erste Notiz in einen neuen Umschlag meines papierbasierten Ideenarchivs wandert. Anschließend lösche ich die Notiz aus Simplenote, um das dort geführte Ideenarchiv schlank und übersichtlich zu halten.

Probieren Sie es ruhig selbst einmal aus. Sie finden Simplenote unter:
https://simplenote.com.


Projekt- und Ideenarchiv für Schriftsteller

Zu viele Ideen, zu wenig Zeit. Wenn Sie schon etwas länger schreiben, kennen Sie dieses Problem vermutlich nur allzu gut. Frei nach John Steinbecks Zitat „Ideen sind wie Kaninchen. Man hat ein paar und lernt mit ihnen umzugehen, und schon bald hat man ein Dutzend.“ wachsen Ideen für neue Bücher, Artikel oder Kurzgeschichten erfahrungsgemäß viel schneller nach, als man diese tatsächlich umsetzen kann.

Also beginnt man damit, ein Ideenarchiv anzulegen. Bei manchen besteht dieses aus einem simplen Notizbuch, bei anderen aus separaten Textdateien am Computer und bei noch anderen aus einer Sammlung fliegender Zettel. Doch all diese Ansätze haben den gemeinsamen Nachteil, dass man früher oder später den Überblick verliert und entweder nichts mehr wiederfindet oder (wie beim Notizbuch) keinen Platz mehr hat, um neue Notizen und Ideen zu ergänzen, die zu einer bestimmten Projektidee gehören.

Ideal wäre also ein übersichtliches und flexibles Archiv, in dem man sowohl seine Ideen als auch die Unterlagen für bereits begonnene Projekte aufbewahren und jederzeit leicht wiederfinden kann. Ein solches System gibt es – und Sie brauchen dafür nicht mehr als einige große Briefumschläge und eine freie Ebene eines Bücherregals.

Das Projekt- und Ideenarchiv, das ich Ihnen hier vorstellen möchte, basiert auf dem sogenannten Noguchi-Ablagesystem. Dieses System wurde von dem japanischen Wirtschaftswissenschaftler Yukio Noguchi erfunden, der damit ein Ablagesystem entwickeln wollte, in dem alles ordentlich organisiert ist, aber in dem man die wichtigsten oder am häufigsten verwendeten Unterlagen leicht auffindbar und stets griffbereit parat hat, ohne erst alle Unterlagen durchsuchen zu müssen. Das klingt nicht nur so, als ob es optimal auf die Bedürfnisse von Schriftstellern zugeschnitten wäre, sondern ist es auch.

Und alles, was man dafür benötigt, sind ein paar Päckchen große Briefumschlage ohne Fenster und ein Bücherregal, in das man diese Umschläge aufrecht hineinstellen kann.

Ein Schnelleinstieg ins Noguchi-System

Das Noguchi-System basiert darauf, dass man alle Notizen, fliegenden Zettel und abzulegenden Unterlagen in Umschlägen aufbewahrt, die durch das System ganz automatisch nach der Häufigkeit ihrer Verwendung sortiert werden. Die Umschläge, die man häufig braucht, stehen also immer ganz vorne griffbereit, während die selten (bzw. schon lange nicht mehr) verwendeten Umschläge immer weiter nach hinten wandern.

Wenn man einen Umschlag braucht, um etwas darin abzulegen, etwas nachzuschauen oder mit den Informationen aus diesem Umschlag zu arbeiten, holt man diesen aus dem Regal (meist hat man schon ein recht gutes Gefühl dafür, wie weit vorne oder hinten der Umschlag ungefähr stehen könnte), arbeitet damit und stellt ihn anschließend ganz vorne ins Regal zurück. Auf diese Weise stehen immer die Umschläge ganz vorne griffbereit, die man als letztes verwendet hatte – also bezogen auf die Verwendung für ein Projekt- bzw. Ideenarchiv die Projekte, an denen wir momentan aktiv arbeiten.

Die Auswahl der passenden Umschläge

Da in diese Umschläge auch mehr als nur eine Handvoll A4-Blätter passen sollen, würde ich statt der üblichen C4-Briefumschläge (229mm x 324mm) im Zweifelsfall lieber die etwas größeren B4-Umschläge (250mm x 353mm) verwenden. Selbst wenn man anfangs glaubt, mit C4 auszukommen, sollte man bedenken, dass alle Umschläge beim Noguchi-System dieselbe Größe haben müssen. Es ist daher nachträglich nur mit relativ großen Aufwand möglich, sein ganzes Archiv von C4 auf B4 umzustellen.

Das Umschlagformat B4 hat darüber hinaus den Vorteil, dass man auch Schnellhefter darin ablegen kann und dass man ggf. für besonders umfangreiche Projekte B4-Faltentaschen verwenden kann, die sich von der Größe her im Noguchi-Archiv problemlos mit normalen B4-Umschlägen kombinieren lassen.

Vorbereitung der Umschläge

Für das Noguchi-System werden von den Umschlägen die obersten paar Zentimeter inklusive der Lasche abgeschnitten, so dass die Umschläge anschließend nur noch eine Höhe von maximal 31cm haben. So kann man die Unterlagen leichter aus dem Umschlag entnehmen.

Ich selbst habe mir sogar angewöhnt, die Umschläge auf ca. 29cm zu kürzen, so dass die A4-Blätter oben etwas aus dem Umschlag herausragen und noch leichter entnommen werden können – aber das ist natürlich Geschmackssache.

Beschriftung und Farbcodierung der Umschläge

Damit man auch von außen erkennen kann, was sich in den jeweiligen Umschlägen befindet, müssen diese natürlich beschriftet und ggf. farblich codiert werden.

Eine Farbcodierung macht Sinn, wenn man in seinem Ideen- / Projektarchiv ganz unterschiedliche Arten von Projekten sammelt. Wenn man beispielsweise sowohl Romane als auch Sachbücher und Kurzgeschichten schreibt, kann man hierfür drei unterschiedliche Farben verwenden, z. B. rot für Romane, grün für Kurzgeschichten und blau für Sachbücher.

Sucht man dann z. B. die Unterlagen zu einer Romanidee, weiß man gleich, dass man die grün und blau gekennzeichneten Umschläge direkt überblättern kann.

Ich verwende hierfür gerne farbiges Isolierband. Wenn ich einen neuen Umschlag anlege, schneide ich ein 2cm breites Stück ab und klebe es am oberen Rand des Umschlags um den rechten Rand. Das geht schneller und sieht ordentlicher aus, als hier zu Filzstiften o.ä. zu greifen und farbige Kästchen zu malen.

Bei der Beschriftung der Umschläge sollte man darauf achten, dass man diese lesen kann, ohne sich den Kopf zu verdrehen. Daher sollte man die Umschläge mit senkrecht untereinander angeordneten Buchstaben beschriften.

Diese Beschriftungsstreifen drucke ich mir über Excel aus (hier kann man über „Ausrichtung“ die Schrift sauber senkrecht anordnen) und klebe die Streifen dann an den rechten Rand des Umschlags.

Der fertige Umschlag sieht dann ungefähr so aus:

Der Hilfs-Zeitstrahl: Monatspappen

Auch wenn das ursprüngliche Noguchi-System ohne ein solches Hilfsmittel auskommt, habe ich mein Noguchi-Projektarchiv zur besseren Orientierung um „Monatspappen“ ergänzt.

Hierbei handelt es sich um Pappstreifen von 6cm x 29,7cm, an deren rechten Rand ich senkrecht (also ähnlich wie bei den Umschlägen) Monat und Jahr schreibe. Diese Pappstreifen schneide ich mir aus den Papp-Rückseiten von alten Schreibblöcken oder Collegeblöcken zu – ein Pappdeckel ergibt drei Streifen á 6 cm.

Diese Streifen mache ich mir meist auf einen Rutsch für die nächsten 12 Monate fertig. Sobald ein Monat um ist, kommt der Streifen für den jeweiligen Monat vor den aktuell vordersten Umschlag – also Ende Februar 2017 der Pappstreifen „02/2017“. Alle Umschläge, die anschließend dazu kommen oder, nachdem man mit ihnen gearbeitet hat, wieder vorne einsortiert werden, landen vor diesem Pappstreifen.

Dieses kleine Hilfsmittel hat für mich den Vorteil, dass ich Projekte oder Projektideen, an denen ich lange nichts mehr gemacht habe, schneller wiederfinden kann. Oft erinnere ich mich beispielsweise, dass ich zuletzt gegen Ostern, während der Sommerferien oder zwischen den Jahren an einem Projekt oder einer Idee gearbeitet hatte. Durch die Pappstreifen weiß ich direkt, wo ich mit meiner Suche einsteigen kann, und werde so noch schneller fündig.

Pappstreifen, hinter denen kein Umschlag mehr steht, werden ausrangiert und kommen in den Papiermüll. Wenn es also keine Projekte oder Projektideen mehr gibt, die zuletzt im April 2016 angepackt wurden, weil der letzte Umschlag davon gerade nach vorne gewandert ist, ist der Pappstreifen „04/2016“ unnötig geworden und kann weg.

Was tun, wenn der Platz ausgeht?

Eine der Stärken des Noguchi-Systems ist seine Übersichtlichkeit. Wenn einem also allmählich der Platz für neue Umschläge ausgeht, sollte man keine zweite Regalebene einrichten, sondern die mittlerweile ganz nach rechts gewanderten Umschläge (also die Projekte oder Projektideen, die man wirklich schon verdammt lange keines Blickes mehr gewürdigt hat) kritisch durchsehen.

Manchmal springt dabei der Funke wieder neu über und man bekommt direkt wieder Lust, an diesem Projekt oder dieser Idee weiter zu arbeiten. In diesem Fall arbeiten Sie zumindest ein paar Minuten daran (und wenn es nur ist, indem Sie sich Ihre bisherigen Notizen durchlesen und ein paar neue Ansatzpunkte notieren) und stellen den Umschlag anschließend ganz nach vorne, da er jetzt wieder „topaktuell“ ist.

Manchmal hat man allerdings auch das Interesse an der Idee verloren oder weiß überhaupt nicht mehr, was man sich damals bei diesen Notizen gedacht hatte. In diesem Fall kann man den Umschlag mit den Notizen ohne großes Bedauern entsorgen und so für Platz im Regal sorgen.

Natürlich gibt es auch die Fälle, in denen die Notizen einfach zu schade zum Wegwerfen sind, obwohl man weiß, dass man weder Lust noch Zeit hat, in absehbarer Zeit an diesem Projekt oder dieser Idee weiter zu arbeiten. Solche Umschläge sortieren Sie zwar ebenfalls aus, packen diese aber in einen Karton, den Sie im Keller oder auf dem Dachboden aufbewahren, wo er nicht im Weg steht. „Neu aussortierte“ Umschläge kommen immer obendrauf, so dass auch innerhalb dieses Archiv-Kartons die untersten Umschläge die sind, die schon vor ewigen Zeiten ausrangiert wurden.

Hören Sie mit Ihrer Aussortier-Aktion auf, wenn Sie wieder 10-20 cm Luft in Ihrem Noguchi-Regal haben. So bleibt Ihr Projekt- und Ideenarchiv mit minimalem Aufwand immer frisch, lebendig und leicht zu handhaben.


Schreiben im Alltag: wenn Vorbereitung auf Gelegenheit trifft

Die meisten Schriftsteller mit einem Vollzeitjob, Familie und Haushalt haben permanent mit der Herausforderung zu kämpfen, wie sie ein so zeitaufwändiges Projekt wie das Schreiben eines Buchs in ihren Alltag integrieren können. Wir haben viel zu wenig ungestörte Zeit am heimischen PC, um (wie Stephen King oder andere erfolgreiche Vollzeit-Autoren es wohlmeinend empfehlen) mehrere Stunden pro Tag konzentriert und fokussiert an unseren Buchprojekten zu arbeiten.

Natürlich wäre es gut, wenn man das so einrichten könnte, doch in der Praxis gehen solche wohlmeinenden Ratschläge genauso an den Alltagsrealitäten der meisten von uns vorbei wie die Tipps der Finanzgurus, die einem empfehlen, spätestens ab seinem 25. Geburtstag „nur 2.000 Euro pro Monat“ zur Seite zu legen, um später (wenn die Zinssituation und die Inflation mitspielen) als Millionär in Rente gehen zu können. Es ist schön, wenn jemand wie Stephen King jeden Tag einige Stunden ungestört an seinem Schreibtisch sitzen und so täglich mindestens 10 Manuskriptseiten zu Papier bringen kann – doch dem Durchschnitts-Schriftsteller, der das Schreiben mit seinem Vollzeitjob, seiner Familie und dem Haushalt unter einen Hut bringen muss, nützt das herzlich wenig.

Dennoch ist es auch für uns möglich, das Schreiben zu einem festen Teil unseres täglichen Lebens zu machen – allerdings auf eine völlig andere Art und Weise. Der Schlüssel zum Erfolg liegt für uns darin, unseren Schreibtag gründlich zu planen – und zwar spätestens am Abend des Vortags.

Das Nadelöhr ist für die meisten von uns die Zeit, die wir tatsächlich ungestört am Computer zum Schreiben zur Verfügung haben. Egal, ob dieses relativ kurze Zeitfenster für uns früh morgens vor der Arbeit oder abends liegt: wir werden diese knappe Zeit nur dann wirklich sinnvoll nutzen können, wenn wir schon sehr genau wissen, was wir schreiben wollen, bevor wir uns zum Schreiben hinsetzen.

Schlüssel Nummer 1 ist also, das Planen abseits des Computers zu erledigen bzw. die ungenutzten Zeitfenster während des Tages zum Planen, Nachdenken und gedanklichen Vorformulieren zu nutzen. Man kann wunderbar über die nächsten Szenen oder Kapitel seines Buchprojekts nachdenken, während man im Stau auf der Autobahn oder in der Schlange an der Supermarktkasse steht, während man mit dem Hund spazieren geht, eine Runde joggt, den Rasen mäht oder die Hausarbeit erledigt. Doch das funktioniert nur, wenn man sich rechtzeitig die offenen Fragen und Punkte herausschreibt, über die man während dieser Gelegenheiten nachdenken möchte.

Dazu sollte man eine Liste mit allen offenen Fragen zu seinem aktuellen Schreibprojekt führen, die man (ebenso wie einen Stift und ein Notizbuch) stets dabei haben sollte. Am besten ist es, diese Liste zusammengefaltet vorne in sein Notizbuch zu legen, das man stets in seiner Jackentasche (bzw. bei den Damen in der Handtasche) dabei hat. So verknickt die Liste nicht und kann auch nicht unter die Räder kommen.

Schon nach kurzer Zeit gewöhnt man sich an, diese Liste vor jeder geistig anspruchslosen Arbeit oder Tätigkeit kurz durchzulesen und sich ein oder zwei Fragen auszusuchen, mit denen man sich nebenbei gedanklich beschäftigen möchte. Für die Notizen und Geistesblitze, die einem bei diesen Gedankenspielereien kommen, verwende ich am liebsten ein digitales Diktiergerät. Man kann es in der Hosentasche mitnehmen und es ganz bequem mit einer Hand bedienen – auch beim Joggen oder beim Hundespaziergang. Damit ist es ideal für die Gelegenheiten, bei denen man nur schlecht zu Stift und Papier greifen kann. Zuhause kann man dann später ganz bequem seine Notizen abhören und ins Reine schreiben.

Schlüssel Nummer 2 ist, dass wir uns über die vielen unterschiedlichen Arten und Weisen klar werden, wie wir an unseren Schreibprojekten arbeiten können. Schreiben kann man nicht nur am PC, sondern auch am Tablet, am Smartphone oder von Hand – vielleicht nicht ganz so schnell und effektiv wie am PC, aber selbst langsamer Fortschritt ist immer noch besser als überhaupt keiner.

Abgesehen davon ist Schreiben nicht alles. Recherche lässt sich dank moderner Smartphones und Tablets mit SIM-Karte von überall aus erledigen, und dank Evernote & Co. kann man die unterwegs gemachten Notizen automatisch mit dem heimischen PC synchronisieren. Um sich Notizen zu Szenen, Charakteren und Settings zu machen reichen ein Notizbuch und ein Stift. Und wenn man einen Schnellhefter mit ein paar Kapiteln eines bereits fertiggestellten Manuskripts und einen Stift dabei hat, kann man auch unterwegs sinnvoll an der Überarbeitung seines Manuskripts arbeiten.

Jede unterwegs sinnvoll für die Arbeit an unseren Schreibprojekten genutzte Minute ist eine Minute, die uns wieder mal ein kleines Stück voran bringt. Um alles, was wir unterwegs oder tagsüber bei sich bietenden Gelegenheiten zwischendurch schnell erledigen konnten, müssen wir uns nicht mehr während unserer knappen und daher äußerst wertvollen ungestörten Schreibzeit kümmern.

Damit das funktioniert, müssen wir für jedes unserer Schreibprojekte eine Liste mit den Dingen griffbereit haben, die wir zurzeit daran machen könnten. Ich verwende hierfür linierte Karteikarten im Format A6 – eine für jedes aktuelle Schreibprojekt, das sich bei mir zurzeit in irgendeiner Phase zwischen Planung und Veröffentlichung befindet. Die einzelnen „ToDos“ schreibe ich mit Bleistift, damit ich diese ausradieren und durch den jeweils nächsten Schritt ersetzen kann, sobald ich sie erledigt habe, ohne allzu häufig die ganze Karteikarte neu abschreiben zu müssen. Diese Karteikarten habe ich stets in einer stabilen kleinen Papphülle, die ich mir dafür gebastelt habe, in meiner Jackentasche dabei. Die Hülle besteht mehr oder weniger aus einem gefalteten und an den Seiten mit Tesafilm zusammengeklebten Stück Pappe, das gerade so groß ist, dass die Karteikarten von der Breite hinein passen, aber oben etwas herausragen, so dass ich sie jederzeit leicht herausziehen kann.

Natürlich kann man besonders flexibel agieren, wenn man nicht nur ein einziges Schreibprojekt in Arbeit hat, sondern parallel an mehreren Projekten arbeitet, die sich in ganz unterschiedlichen Entstehungsphasen befinden. Während man beim einen an der Rohfassung schreibt, befindet sich ein anderes vielleicht noch in der Ideenfindungsphase oder erfordert umfangreiche Recherche, während ein anderes schon bereit für die Überarbeitung ist oder man sich Gedanken über den Titel, das Coverdesign oder den Klappentext machen kann. Als Faustregel würde ich empfehlen, stets drei bis fünf Projekte gleichzeitig in Arbeit zu haben – also maximal „eine Handvoll“. Das verschafft einem genügend Flexibilität, während man andererseits nicht Gefahr läuft, sich zwischen zu vielen Projekten und Ideen zu verzetteln.

Diese Karteikarten mit den „Next Actions“ – also den Dingen, die ich momentan ganz konkret machen kann, um das jeweilige Schreibprojekt voran zu treiben – sind die Grundlage für meine Tagesplanung. Spätestens am Abend des Vortags plane ich meinen nächsten Tag und skizziere auf einem Zeitstrahl von 4:00 Uhr morgens (dem Zeitpunkt, an dem mein Wecker angeht) bis 22:00 Uhr, wie mein Tag voraussichtlich ablaufen dürfte. Die einzelnen Blöcke sind 15 Minuten lang, was für eine grobe Tagesplanung absolut ausreichend ist.

Dabei trage ich alles ein, was ich am nächsten Tag definitiv erledigen muss oder will – von den Zeiten für meinen Brotjob über Termine und Besorgungen bis hin zu Freizeitaktivitäten. Das dauert keine fünf Minuten und verschafft mir einen guten Überblick darüber, wie voll mein Tag bereits ist, was ich realistisch gesehen noch irgendwo hineinquetschen kann und für welche Dinge sich vielleicht die passende Gelegenheit ergibt.

Wenn ich z. B. weiß, dass ich am späten Nachmittag noch einen Zahnarzttermin habe, bei dem ich erfahrungsgemäß mindestens 20 Minuten im Wartezimmer warten muss, kann ich mir zur sinnvollen Überbrückung der Wartezeit entweder mein Tablet mit meinem aktuellen Manuskript einstecken, um daran etwas weiter zu schreiben, oder meine Schreibmappe mit einigen ausgedruckten Seiten eines noch zu überarbeitenden Manuskripts und ein paar farbigen Finelinern für Korrekturen und Ergänzungen. Das ist wesentlich sinnvoller, als in dieser Zeit gelangweilt in den uralten Zeitschriften herumzublättern, die im Wartezimmer ausliegen.

Wenn ich abends etwas live im Fernsehen anschauen will (also inklusive lästiger Werbepausen) lege ich mir vorher mein Tablet bereit, auf dem ich dank der Pocket-App stets einige interessante Artikel und Webseiten gespeichert habe, die ich mir bei passender Gelegenheit noch in Ruhe durchlesen will. Alternativ nutze ich die Werbepausen manchmal auch, um am Tablet ein paar Fragen von der Recherche-Liste für eines meiner Schreibprojekte abzuhaken. Je nach Sender und Sendung kommen da in zwei Stunden leicht 20-30 Minuten zusammen, die man ganz nebenbei sinnvoll für seine Schreibprojekte nutzen kann.

Solche Gelegenheiten schon im Vorfeld zu erahnen und so vorzubereiten, dass man sie optimal zur Arbeit an seinen Schreibprojekten nutzen kann, erfordert natürlich etwas Übung, aber schon nach ein paar Wochen geht es einem in Fleisch und Blut über. Wenn Sie nach ein paar Monaten zurück schauen, werden Sie feststellen, dass Sie weit besser als bisher mit Ihren Schreibprojekten vorangekommen sind, obwohl Sie doch eigentlich gar nicht mehr Zeit als vorher zur Verfügung haben. Oder wie Seneca es formuliert hatte „Glück ist, was passiert, wenn Vorbereitung auf Gelegenheit trifft.“


Jahresplanung für Schriftsteller

Jahresplanung für SchriftstellerNur noch wenige Stunden trennen uns vom neuen Jahr 2017 – traditionell der Zeitpunkt, um gute Vorsätze fürs neue Jahr zu fassen und sich zu überlegen, welche Schreibprojekte man im kommenden Jahr in Angriff nehmen möchte.

Als kleine Hilfestellung für eine erfolgreiche Jahresplanung gibt es jetzt das 99-Cent-eBooklet Jahresplanung für Schriftsteller.

Achtung: Dieses kurze 99-Cent-eBooklet von ca. 3.500 Wörtern basiert auf einem meiner (mittlerweile nicht mehr online verfügbaren) Artikel von Ende 2013, den ich damals bereits im WritersWorkshop E-Zine veröffentlicht hatte. Langjährige Leser des WritersWorkshop E-Zines und meines Autorenblogs sowie Leser meines Buchs „Schreibtipps für Schriftsteller“, in dem der Artikel ebenfalls enthalten war, dürften den Inhalt des Buchs also schon kennen und können sich die 99 Cent sparen. ;-)

Sind Sie im Laufe des letzten Jahres so gut mit Ihren Schreibprojekten voran gekommen, wie Sie es sich ursprünglich vorgenommen hatten?

Oder ist es doch eher … suboptimal gelaufen? Egal, ob Sie sich in übertriebenem Optimismus viel zu viel vorgenommen hatten, sich zwischen verschiedenen Projekten verzettelt hatten oder im stressigen Alltag mit Beruf, Familie, Haushalt und sonstigen Anforderungen Ihre Schreibziele aus den Augen verloren haben – ehe man sich versieht ist wieder ein Jahr verstrichen und wieder einmal hat man bei weitem nicht alles erreicht und geschafft, was man sich eigentlich für die vergangenen zwölf Monate vorgenommen hatte.

Aber was sollte man tun, damit sich im kommenden Jahr dieses ebenso frustrierende wie ernüchternde Spielchen nicht wiederholt? In diesem E-SHORT Booklet (ca. 3.500 Wörter) zeige ich Ihnen eine realistische Ziel- und Jahresplanung, mit der Sie sich herausfordern können, ohne sich dabei zu überfordern, und mit Sie diesmal unterm Strich das Maximum des realistisch Machbaren erreichen können.

Dazu gibt es eine Handvoll kleiner Tricks und Kniffe, die Sie verwenden können, um am Ball zu bleiben und zugleich Ihre eigene Motivation über die kommenden zwölf Monate hinweg aufrecht zu erhalten.

In weniger als 30 Minuten könnten Sie dieses Büchlein bereits durchgelesen haben und schon an Ihrer persönlichen (und diesmal realistischen!) Jahresplanung für die nächsten 12 Monate sitzen. Und wie soll Ihr kommendes Schreib-Jahr aussehen?

Sie finden die Kindle-Version von „Jahresplanung für Schriftsteller“ bei Amazon unter https://www.amazon.de/dp/B01MZ4Z56H.


Nachtrag: Pünktlich zum Jahreswechsel schaffte es „Jahresplanung für Schriftsteller“ bei Amazon mit schon zwei 5-Sterne-Rezensionen auf Platz 1 in den Top-100 der Kategorie „Freizeit & Hobby“, in der sich u.a. auch alle Schreibratgeber befinden.

Dafür noch einmal ganz herzlichen Dank an alle Leser!

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Unrealistisch oder unplausibel? Das Problem fantastischer Literatur

Wenn ich Rezensionen von Fantasy-, Science-Fiction- oder Horror-Romanen lese, stocke ich meist unwillkürlich, wenn ich dort den Vorwurf lese, das Buch sei „unrealistisch“. Kann man denn beispielsweise einem Fantasy-Roman, in dem es Einhörner, Drachen und Elfen gibt, überhaupt vorwerfen, er sei „unrealistisch“?

Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten, wie man vielleicht auf den ersten Blick meinen sollte. Um ihr gerecht zu werden, müssen wir ein ganzes Stück weit ausholen.

Der Autor eines Fantasy-Romans könnte sich auf den Standpunkt stellen, dass dadurch, dass er über Einhörner, Drachen und sprechende Tiere schreibt, jegliche Diskussionen über „Realismus“ von vorneherein absurd seien.

Das erinnert mich an eine Anekdote über die beiden Schriftsteller Johnny B. Truant und Sean Platt, die mit dem Gedanken spielten, einen Western zu schreiben, aber schon zu Beginn der Planung über kleine Details wie die Frage stolperten, welche Farbe der Pulverdampf eines abgefeuerten Revolvers hat. Daraufhin entschlossen sie sich kurzerhand, in ihrer Geschichte die Pferde durch Einhörner zu ersetzen – denn wenn schon ein Einhorn in der Handlung vorkommt, kann der Pulverdampf auch ruhig rosa sein. Diese Entscheidung war die Geburtsstunde des „Unicorn Western“, von dem die beiden Autoren mittlerweile neun Bände veröffentlicht haben.

Dieser Auffassung möchte ich jedoch so nicht anschließen. Auch Romane der fantastischen Literatur, egal ob wir nun von Fantasy, Science-Fiction oder Horror reden, sind niemals zu 100 Prozent spekulativ. Jede Romanwelt ist zu einem nicht unerheblichen Prozentsatz identisch mit unserer gewohnten Welt. Das hat nichts mit einem Mangel an Fantasie der entsprechenden Schriftsteller zu tun, sondern ist die Grundlage dafür, dass wir diese Romane überhaupt verstehen und genießen können. Wie groß der prozentuale „Phantasie-Anteil“ an der Romanwelt ist, hängt stark vom Genre und den jeweiligen Autor ab.

So gilt beispielsweise die Fantasy-Welt von Westeros („Game of Thrones“) aus der Feder von George R.R. Martin unter Fantasy-Lesern trotz Drachen, Weißen Wanderern und Magie als eher realistisch. Denn statt edler Paladine, weiser Elfen, untersetzter Zwerge und vierschrötiger Orks kämpfen hier (von wenigen Ausnahmen abgesehen) ausschließlich Menschen mit blutiger Waffengewalt, politischen Intrigen, Verrat und Meuchelmord um die Macht in den sieben Königslanden.

Drachen und Magie sind in Westeros lediglich ein Mittel zum Zweck, ähnlich wie Panzer, Drohnen und biologische Kampfstoffe in unserer „realen“ Welt. Die Geschichten der Menschen, die George R.R. Martin erzählt, drehen sich um Liebe, Hass, Machthunger, religiösen Eifer, Ehrgeiz und Rachsucht – alles Dinge, die uns nur allzu gut bekannt sind.

Es ist der „reale“ Anteil einer Fantasy- oder Science-Fiction-Welt, der sich in erster Linie gegen den Vorwurf „unrealistisch“ verteidigen können muss.

  • Wenn sich in einem Fantasy-Roman die menschliche Heldin einen stundenlangen Kampf mit einem schwer gepanzerten Ritter liefert und dabei ständig ihr Zweihänder-Schwert schwingt, ist das „unrealistisch“ – denn selbst der muskulösesten und durchtrainiertesten Heldin würde bald die Puste ausgehen, wenn sie die ganze Zeit ein Schwert gegen ihren Gegner schwingen müsste, das zwischen 4 und 6 Kilo wiegt.
  • Wenn der Held mit seinem Pferd innerhalb eines Tages mehr als 300 Kilometer zurücklegt, ist das „unrealistisch“, da selbst gut trainierte Pferde keine 200 Kilometer am Tag schaffen. Und wenn man dann noch das eventuell teilweise unwegsame Gelände einkalkuliert, sollte man diesen Wert noch einmal deutlich nach unten korrigieren.

Was ich mit diesen Beispielen sagen will, ist, dass das Schreiben eines „Fantasy-Romans“ niemals als Ausrede für schlechte oder gar unterlassene Recherche dienen darf. Alles, was in einem Fantasy- oder Science-Fiction-Roman nicht explizit als abweichend von unserer Realität geschildert wird, sollte auch innerhalb des Romans „realistisch“ geschildert werden.

Doch wie sieht die Sache bei dem „fantastischen“ Anteil von Fantasy-, Science-Fiction- und Horror-Romanen aus? Hier kann man natürlich nicht von „realistisch“ oder „unrealistisch“ sprechen, aber definitiv von „plausibel“ und „unplausibel“.

Hier ist das Zauberwort „Konsistenz“. Wenn sich ein Leser bewusst auf einen Fantasy- oder Horror-Roman einlässt, ist er üblicherweise durchaus bereit, die abweichenden Prämissen dieser Romanwelt für die nächsten paar hundert Seiten als „wahr“ anzunehmen. Ich kann „The Walking Dead“ oder „Das Lied von Eis und Feuer“ genießen, obwohl ich nicht an die Existenz von Zombies oder von Drachen glaube – aber nur, solange die Handlung ihrer eigenen inneren Logik treu bleibt.

Jegliche Abweichungen von unserer gewohnten Realität in einem Fantasy-, Science-Fiction- oder Horror-Roman müssen explizit eingeführt und nach Möglichkeit auch halbwegs logisch begründet werden, damit auch der kritische Leser sie als „gesetzt“ akzeptieren kann.

So gibt es beispielsweise etliche Webseiten, die sich damit beschäftigen, wie Drachen tatsächlich „funktionieren“ könnten. Wie könnte ein Drache trotz seiner Körpergröße abheben und fliegen – und wie könnte er Feuer spucken? Dies alles sind Dinge, über die man sich als Fantasy-Autor bereits beim Entwurf seiner Romanwelt Gedanken machen sollte.

Denken Sie beispielsweise an die unterschiedlichen Fantasy-Rassen, die seit Tolkiens „Herr der Ringe“ hunderte von Fantasy-Romanen bevölkern: Elfen, Zwerge, Orks und wie sie nicht alle heißen. Gerade durch Fantasy-Rollenspiele sind Mischwesen wie Halb-Orks oder Halb-Elfen aufgekommen, doch was wären die Konsequenzen solcher „Mischungen“?

George R.R. Martin hat sich dadurch, dass alle Bewohner der sieben Königslande mehr oder weniger menschlich sind, dieser Problematik entzogen. Doch wie handhabt man das als Autor, in dessen Romanwelt es beispielsweise Menschen, Elfen, Zwerge und Orks gibt? Sind diese soweit genetisch kompatibel, dass Mischlinge zwischen Mensch und Elf oder Zwerg und Ork möglich wären – also ähnlich wie bei Hunden, bei denen durch größtenteils identische DNA selbst ungewöhnliche Kreuzungen wie zwischen Pekinese und Dänischer Dogge denkbar wären?

Wenn ja, ergibt sich daraus eine Problematik, derer sich die meisten Fantasy-Autoren gar nicht bewusst sind. Denn wenn diese Nachkommen nicht wie bei der Kreuzung zwischen Esel und Pferd (also dem Maultier bzw. Maulesel) automatisch steril sind und sich ihrerseits nicht fortpflanzen könnten, würde diese genetische Kompatibilität innerhalb einiger Jahrhunderte für eine immer stärkere Vermischung der Rassen sorgen, bis die Unterschiede zwischen den Rassen spätestens nach ein paar Jahrtausenden immer geringer werden. In einer solchen Welt wäre also ein Held, unter dessen Vorfahren sich Angehörige aller möglichen Rassen finden, wesentlich wahrscheinlicher als ein „reiner Elf“ oder ein „reiner Zwerg“ – genau wie viele von uns in ihrem Stammbaum Angehörige der unterschiedlichsten Nationalitäten finden, wenn sie ein paar Generationen zurück gehen.

Wenn man also explizit unterschiedliche Rassen in seinem Fantasy-Roman haben möchte, sollte man diese genetisch inkompatibel machen – was natürlich eine eventuelle Liebesgeschichte zwischen Angehörigen unterschiedlicher Rassen (speziell was die gemeinsame Familienplanung angeht) deutlich erschwert.

Auch bei magischen Systemen gilt, dass man sich als Autor hier über die zugrundeliegenden Regeln und Gesetzmäßigkeiten gründliche Gedanken machen sollte. Damit Magie „plausibel“ wirkt, muss man als Leser ihre Gesetzmäßigkeiten entweder verstehen oder zumindest nicht widerlegen können.

„Verstehen“ ist dann der Fall, wenn man als Leser (z.B. gemeinsam mit dem Protagonisten, der im Laufe der Handlung erst die Anwendung von Magie erlernt) erfährt, wie Magie funktioniert, was möglich ist und was nicht und welchen Restriktionen man als Magier unterworfen ist – ähnlich wie bei einem Rollenspiel, bei dem wir beispielsweise wissen, dass man für einen bestimmten Zauberspruch soundsoviel Mana und ganz bestimmte Zutaten benötigt und dass dieser Spruch nur bei Tageslicht wirkt.

Wenn Magie nicht erklärt wird, sondern nur als praktisches Handlungselement eingestreut wird (wie beispielsweise bei den Harry-Potter-Romanen), ist sie für den Leser nicht zu begreifen. Doch wenn der Leser an einem bestimmten Punkt der Handlung sagt: „Warum verwendet er nicht einfach denselben Zauberspruch wie in Kapitel 12, um das Problem zu lösen?“, empfindet er das magische System als „unplausibel“ – denn entweder ist der Protagonist zu dumm, auf eine so einfache Lösung zu kommen, oder der Autor hält sich nicht an seine selbst festgelegten Regeln, weil derselbe Zauberspruch in einer ähnlichen Situation plötzlich nicht mehr helfen soll.

Auch aus diesem Grund sollte man sich als Fantasy- oder Science-Fiction-Autor bei jeder neuen Idee oder Erfindung genau überlegen, was die „realistischen“ Konsequenzen wären, wenn es dies wirklich gäbe. Wenn Magier mit einem Fingerschnippen und ohne zu ermüden von einem Ende der Welt ans andere teleportieren könnten – würde dann nicht irgendein Magier den schnellsten Postdienst aller Zeiten aufmachen, anstatt die Post weiterhin mit langsamen Pferdekutschen transportieren zu lassen? Wenn magische Fackeln an den Wänden der Dungeons ewig brennen – warum werden dann überhaupt noch Kerzen oder Öllampen produziert?

Nehmen Sie sich daher gerade bei der Planung „fantastischer“ Romane, egal ob diese nun in magischen Parallelwelten oder in einer weit entfernten Zukunft auf fremden Planeten spielen, ausreichend Zeit, um eine sowohl „realistische“ als auch „plausible“ Romanwelt zu erschaffen. Ihre Leser werden es Ihnen danken.


Patchwork-Tutorial: Die Kapitelübersicht

Gastartikel von Martin Danesch

PatchworkAuf den ersten Blick mag es seltsam anmuten, dass der Kapitelübersicht, also der Gliederung eines Dokuments, ein eigenes Tutorial gewidmet wird. Aber sie ist gar nicht so ohne! Über sie wird das gesamte Projekt gesteuert und pro Szene werden dort bis zu 50 Informationen – die meisten versteckt – abgelegt.

Alles zum Tuning dieses Bereichs findet man in den Einstellungen (Hauptmenü › ‚Bearbeiten‘ › ‚Einstellungen‘ › Bereich ‚Linker/rechter Teil‘).

Einige Angaben zu den Spalten kann man ganz einfach durch Eingabe eines Zeichens vornehmen, wenn man auf einer Szene steht. Diese Kürzel werden, so vorhanden, jeweils am Ende der jeweiligen Spaltenbeschreibung angegeben.

Beginnen wir mit dem Offensichtlichsten, der Szenenstruktur. Wir haben zwar schon ein paarmal darüber gesprochen, aber man kann das nicht oft genug tun, wie ich immer wieder bei Supportgesprächen beobachte.

Eine sogenannte Szene hat zwei Aufgaben: sie dient der Gliederung und kann Text enthalten. Wenn ein Kapitel keine weiteren Unterszenen birgt, dann ist sie beides: Als Umbruchstyp gibt man Kapitel oder Unterkapitel an und im Schreibfenster schreibt man den Text dazu.

Sobald aber innerhalb eines Kapitels/Unterkapitels mehr als eine Szene ist – also Leerabsätze oder ***-Absätze, dient die Kapitelszene nur noch der Gliederung und in der Ausgabe natürlich der Überschrift. Mit anderen Worten: Der Text liegt in den untergeordneten Szenen – und zwar komplett – die Kapitelüberschrift aber in der Kapitelszene. Sind Unterszenen vorhanden, was meistens der Fall ist, dann sollte man unbedingt vermeiden, auch in der Kapitelszene Text vorzuhalten, sonst ist nämlich im fertigen Dokument zwischen Kapitel und der nächsten Szene weder ein Leer- noch ein ***-Absatz und man wundert sich, weshalb die fehlen. Das ist deshalb so, weil Haupt- und Unterkapitel nur den Umbruch vor der Szene regeln und nicht auch noch danach, wie es großer Szenenwechsel (***) und mittlerer (Leerabsatz) tun. Da es aber diese Situation trotzdem geben kann – Text nach der Kapitelüberschrift aber vor dem ersten Unterkapitel oder zwischen Teil und erstem Kapitel – wird die Möglichkeit nicht generell unterbunden. Man wird aber durch diese rosa Einfärbung (1) auf die Möglichkeit eines Fehlers hingewiesen.

Was einem sofort ins Auge fällt, sind mehrere Spalten neben dem Szenentitel.

Da man nach aktuellem Bedürfnis oder aus Platzgründen meist nicht alle Spalten sehen möchte, kann man sie einzeln zu- und wegschalten. Dafür geht man mit dem Mauszeiger auf den Tiel der Hauptspalte ›Kapitel/Szene‹ (2), worauf ein Menü mit den zur Verfügung stehenden Spalten aufklappt. So kann man sie schnell anzeigen lassen oder verstecken.

Der Szenentitel selbst lässt sich als einzigeSpalte nicht ausblenden. Fett (3) werden dabei Hauptkapitel dargestellt und, wenn in den Einstellungen angegeben, auch Unterkapitel. In der Titelspalte gibt es drei weitere Anzeigen.

Man kann ein Symbol aus einer Palette von 43 anzeigen lassen (4), um Szenen auf individuelle Weise zu kennzeichnen.

Kürzel zur Szenenmarkierung: x (oder über das Kontextmenü)

Bei manchen Szenen ist es sinnvoll, den automatischen Erstzeileneinzug zu deaktivieren (5). Zum Beispiel bei Hinweisseiten hinten mit Buch- und Autorenfotos und Aufzählungen. (Kontextmenü › ‚Szene ohne Erstzeileneinzug‘)

Und wenn man schließlich in einer Schreibblockade gefangen ist, kann man sich inspirieren lassen, indem man zu Szenen Clustering betreibt (6). Dieses Brainstorming ist oft der richtige Rohrdurchputzer. (Kontextmenü › ‚Cluster und Kreativmatrix für diese Szene (Brain)‘)

Der Titel der Titelspalte liefert eine kleine Zusatzinformation, wenn man für ein Projekt die Timeline nutzt. Fährt man mit der Maus über die Szenen, wird im Titel der Spalte die Tagesdifferenz zur gerade markierten Szene angezeigt (2).

Und schließlich hat der Titel selbst noch zwei Spezialitäten auf Lager.

Alles was innerhalb eckiger Klammern eingegeben wird, ist weder im Gesamtdokument, noch im eBook in der Überschrift sichtbar (alle niederrangigeren Szenenwechsel werden ohnehin nicht angedruckt). Möchte man also zu den Kapiteln ein Stichwort angeben, so lässt sich das auf diese Weise elegant umsetzen. So sieht das aus: Kapitel 4 [Mentor taucht auf].

Manche Autoren lieben es, einzelne Szenen in einem Kapitel durchzunummerieren, ihnen den Namen des Protagonisten voranzustellen oder andere Subüberschriften vor die Szenen zu setzen. Das erzielt man, indem man beim mittleren oder kleinen Szenenwechsel im Titel die anzudruckende Subüberschrift zwischen Rautezeichen setzt. Soll also vor der Szene fett 1 stehen, sieht der Titel dann so aus. Dabei ist der Text ›Am Tag der Ankunft‹ der interne Szenentitel – also der Titel als Info für die Autorin – der nicht gedruckt wird (wie gesagt, bei großem/kleinen Szenenwechsel):
AmTag der Ankunft #1#  Hier wird nun linksbündig vor, also über der Szene 1 angedruckt und dann beginnt wie üblich der Szenentext selbst. Einfach mal ausprobieren, im Gesamtdokument sieht man das Ergebnis ja gleich.

Die zweitwichtigste Spalte dient dem Umnruch (7). Also neues Kapitel, Unterkapitel, großer, mittlerer und kleiner Szenenwechsel. Über sie wird die Gliedrung des Gesamtokuments gesteuert. Die horizontale Gliederung spielt dafür keine Rolle, sondern dient lediglich der eigenen besseren Übersicht und der Möglichkeit, Kapitel oder ganze Teile oder sogar Bände einfach zuklappen zu können.

Hier gibt es auch noch eine kleine Besonderheit für spezielle Fälle. Üblicherweise bedeutet Hauptkapitel automatisch ›neue Seite‹, während ein Unterkapitel mit seiner (etwas kleineren) Überschrift auf der gleichen Seite fortfährt. Wie aber realisiert man Ebenen darüber? Das können in einem Buch Teile sein oder sogar mehrere Bücher einer Reihe, die ihrerseits mehrere Teile haben können. Mehrere Bücher in einem Projekt sind dann praktisch, wenn dieselben Figuren und Schauplätze in allen Bänden zum Einsatz kommen.

Wenn man allerdings ein Kapitel einem andern unterordnet, steht auf einer Seite die Überschrift des ersten und sonst nichts – weil ja Kapitel auf neuen Seiten beginnen. Dieses Verhalten einer neuen Seite kann man über den Menüpunkt (KEINE) Neue Seite übersteuern. Diese Funktion bewirkst also bei Unterkapiteln schon eine neue Seite oder bei Hauptkapiteln keine neue Seite.

Den kleinen Szenenwechsel, der optisch gar keiner ist, weil ja lediglich ein neuer Absatz beginnt, verwendet man immer bei der letzten Szene eines Blocks von untergeordneten Szenen, um eventuelle Leerabsätze im Gesamtdokument zu vermeiden. Das wäre zwar auch kein Drama, aber man muss dort dafür einmal weniger aufpassen. Auch verwendbar, wenn man unterschiedliche Bilder oder andere Szenenrequisiten innerhalb einer nach außen geschlossenen Szene abspeichern möchte.

Kürzel für den Umbruch: h u g m k (Hauptkapitel, Unterkapitel, großer, mittlerer und kleiner Szenenwechsel)

Dann kommen in der Wichtigkeit wohl die drei statistischen Spalten (8): Zeichen, Wörter und Seiten pro Szene. Man möchte schließlich wissen, wieviel man schon geschrieben oder noch zu schreiben hat. Für jede Szene werden diese drei Werte aktuell hochgerechnet. Durch die Kaskadenstruktur von Kapitel zu Unterkapitel zu Szenen erhält man auch die Werte in den übergeordneten Ebenen hochgerechnet. Man sieht also sowohl die Anzahl pro Szene als auch des Unterkapitels, Hauptkapitels und so weiter.

Eigentlich wichtiger wäre ja die Perspektive (9), wenn man ehrlich ist, deshalb die auch gleich als Nächstes. Gesteuert wird die Anzeige über die Angabe in den Einstellungen, ob lang (›Personal‹) oder oder kurz (›Per‹). Wenn man im rechten Teil bei den Szenenrequisiten Figuren einträgt (per Drag & Drop hinüberziehen aus der Figurenliste oder mit dem Figurenschnüffler vorschlagen lassen), dann wird hinter der Perspektivart die oberste Figur angeben – natürlich nur bei den beiden Ein-Figuren-Erzählperspektiven, also Ich-Perspektive und der personalen.

Kürzel für die Perspektive: p i a n (personal, ich, auktorial, neutral)

Der Überarbeitungsstatus (10) ist eine feine Sache, wenn man bei der Überarbeitung nicht dranbleiben kann. So sieht man auf einen Blick, wo man schon durch ist und wo noch nicht. Und auch wie weit. Denn es gibt 6 mögliche Stufen: Skizze, Erstschrift, Überarbeitung 1 bis 3 und fertig überarbeitet.

Kürzel für den Überarbeitungsstatus: 1 2 3 4 5 6 auf der Schreibmaschinentastatur.

Das Kennzeichen Nicht ausgeben (11) wird sowohl in einer Spalte dargestellt als auch durch Abgrauen der Szenenzeile. Diese Spalte ist also vernachlässigbar. Alle so gekennzeichneten Szenen werden weder ins Gesamtdokument noch ins eBook übernommen. Vor allem beim Arbeiten mit Teilen oder Bänden praktisch

Kürzel für ›Nicht ausgeben‹: [Leertaste] oder [Shift+Leertaste], was dann für alle untergeordneten auch gilt.

Neu mit Version 1.72 kommt eine Infospalte dazu, in der man auf einen Blick das Vorhandensein gewisser Szeneninhalte erkennen kann. So können in dieser Spalte pro Szene bis zu sieben Symbole aufscheinen.

In der oberen Reihe vier für die möglichen vier Markerfarben (12). Wenn man die Methode des Markerns von Textstellen nutzen möchte, um zum Beispiel Bearbeitungsbedarf zu vermerken, dann sieht man hier, welche Szenen welche Markierungsfarben beinhalten.

In der unteren Reihe wird angezeigt, ob es zu der Szene Bilder gibt (links), Notiztexte (mittig) und Rechercheelemente (von der Sprachnotiz bis zur Internetadresse – rechts) (13).

Zum Beinahe-Abschluss ein kleiner Tipp: Um aus dem Text in die Kapitelübersicht zu kommen und auch umgekehrt, braucht man nur die [Esc]-Taste zu drücken. Auf diese Weise kann man auch schnell wo anders hin gelangen.

Und zum Ganz-Abschluss noch einer, weil es in der Kapitelübersicht zu sehen ist: Die One-click-Paralellanzeige (14). Sobald der Cursor im Schreibfenster steht und man mit der Maus über die Kapitelübersicht fährt, scheint dieser Hinweis neben dem Mauszeiger auf (außer man schaltet ihn in den Einstellungen weg). Sobald diese Anzeige vorhanden ist, kann man durch Drücken der [Shift]-Taste direkt in die Parallelanzeige der Szene springen, über der die Maus steht und das ohne, dass sich im Schreibfenster irgendetwas ändert.

So, das war’s für diesmal. Wir hoffen, dass dadurch das Arbeiten mit Patchwork nun noch einen Hauch geschmeidiger geht!

Link zum Video

Martin Danesch


Software-Tipp: FlexiPDF 2017

Wenn es um den Datenaustausch zwischen verschiedenen Rechnern, auch über die Grenzen unterschiedlicher Betriebssysteme hinweg, geht, ist das PDF-Format der wohl unumstrittene Standard. Schriftarten, Grafiken und Illustrationen lassen sich problemlos in Dokumente einbinden und man kann sich sicher sein, dass ein PDF beim Empfänger in exakt demselben Layout angezeigt wird, in dem es der Absender erstellt hatte.

Diese Möglichkeiten machen das PDF-Format zum idealen Format, um eBooks (beispielsweise Rezensionsexemplare von demnächst erscheinenden Büchern) an Leser zu verteilen. Doch wenn man ein PDF erst einmal generiert hat, sind die Bearbeitungsmöglichkeiten ziemlich eingeschränkt.

So ist es beispielsweise schwer, nachträglich in ein bestehendes PDF den Namen des Empfängers einzutragen – eine Vorsichtsmaßnahme, durch die man beispielsweise im Falle eines Falles nachvollziehen kann, wer ein Rezensionsexemplar unerlaubt weitergegeben hat.

Doch jetzt hat das Nürnberger Softwarehaus SoftMaker mit FlexiPDF 2017 ein Programm herausgebracht, mit dem man PDF-Dokumente genauso einfach und komfortabel wie mit einer Textbearbeitung bearbeiten kann.

Mit FlexiPDF ist es nicht nur möglich, nachträglich noch Änderungen im PDF vorzunehmen, sondern auch, die Rechte des Benutzers einzuschränken. So können Sie beispielsweise verhindern, dass Testleser ein Rezensionsexemplar eines Ihrer Bücher ausdrucken oder Passagen herauskopieren.

Sehr praktisch ist auch die Möglichkeit von FlexiPDF, eingescannte Dokumente per OCR in bearbeitbare Texte umzuwandeln.

Mit 79,95 € für die Standard-Version und 99,95 € für die Professional-Version ist FlexiPDF zwar nicht ganz billig, stellt aber dennoch eine lohnende Investition für Autoren dar, die häufig mit Dokumenten im PDF-Format arbeiten.

Zurzeit bietet SoftMaker übrigens eine Rabattaktion (https://shop.softmaker.com/shop/shop.php) an, bei der Sie die Standard-Version mit 18% Rabatt für 64,95 € und die Professional-Version mit 15% Rabatt für 84,95 € bestellen können. Zusätzlich erhält man (jedenfalls solange der Vorrat reicht) das Programm CutOut 5 zum Freistellen von Grafiken im Wert von 99 € kostenlos dazu – ein nettes Schmankerl für alle Autoren, die gerne ihre eigenen Buchcover designen.

Die Rabattaktion läuft nur noch bis zum 02.01.2017. Wer mit dem Kauf von FlexiPDF liebäugelt, sollte daher schnell zugreifen, um den Rabatt und die kostenlose Dreingabe mitzunehmen. Die Rabattaktion umfasst übrigens auch ähnlich hohe Rabatte für SoftMaker Office, so dass man z.B. momentan die Professional-Version von SoftMaker Office 2016 als Upgrade für gerade mal 34,95 € abstauben kann – ein lohnendes Schnäppchen, da man z.B. auch vom kostenlosen FreeOffice upgraden kann.

Nähere Informationen zu FlexiPDF finden Sie unter http://www.softmaker.de/flexipdf. Dort können Sie auch eine kostenlose Testversion von FlexiPDF herunterladen, um sich vor dem Kauf von den Möglichkeiten des Programms zu überzeugen.


George R.R. Martin und das Geheimnis der Produktivität

Was würden Sie vermuten, was man für einen „optimalen Schreib-PC“ ausgeben muss? Ist es ein teurer Apple-Rechner mit riesigem Flachbildschirm? Oder doch eher ein superflaches Ultrabook mit Full-HD-Display und Hochleistungs-Akku?

Wenn Sie George R.R. Martin, den Autor der bekannten Fantasy-Romanserie „Ein Lied von Eis und Feuer“ (in Deutschland besser bekannt unter dem Titel der Serien-Verfilmung „Game of Thrones“) fragen, würde dieser über derartige Vorschläge höchstens amüsiert schmunzeln.

Denn George R.R. Martin schreibt, obwohl er zweifellos jeden noch so leistungsfähigen High-Tech-Rechner und die modernste Schreibsoftware aus der Portokasse bezahlen könnte, seine Romane auch heute noch auf einem alten DOS-Rechner unter WordStar 4.0.

Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Wir reden hier von einem Rechner der Prä-Windows-Ära, dessen Betriebssystem noch auf einer Diskette ausgeliefert wurde, und einem Schreibprogramm, das bereits 1987 erschienen ist und somit nächstes Jahr schon seinen 30. Geburtstag feiert.

Doch warum bleibt jemand wie George R.R. Martin bei einer derart antiquierten Hard- und Software, die nach heutigen Gesichtspunkten so gut wie überhaupt nichts kann?

Gut, wir wissen nicht, ob es sich bei seinem Schreib-PC immer noch um denselben alten Rechner von Anno Tobak handelt, oder um einen aktuellen PC, auf dem das alte DOS-Betriebssystem und Wordstar 4.0 neu installiert wurden – aber Fakt ist, dass sein Schreib-PC nicht mit dem Internet verbunden ist und er eine altertümliche Schreibsoftware verwendet, die vom Aussehen und vom Leistungsspektrum her mit einer modernen Textverarbeitung wie Word 2016 ungefähr genausoviel gemein hat wie der erste Ford-Oldtimer „Tin Lizzy“ mit einem modernen Tesla-Sportwagen.

Der Grund für George R.R. Martins Treue zum alten WordStar 4.0 ist bemerkenswert: In einem Interview sagte Martin, dass WordStar 4.0 alles könne, was er bei einem Schreibprogramm benötige. Er brauche weder eine Autokorrektur noch eine Rechtschreibprüfung, die ohnehin nur über jeden der zahllosen Namen in seinem Fantasy-Epos stolpern würde. Windows und moderne Schreibprogramme hätten zu viele Features, die er beim besten Willen nicht gebrauchen kann – aber dafür zahlreiche Bugs und Schwachstellen, die zu Abstürzen und Datenverlust führen können, während seine archaische Kombination aus DOS und WordStar 4.0 seit Jahrzehnten stabil und zuverlässig läuft.

Für andere Dinge wie zum Surfen im Internet, das Empfangen und Schreiben von Emails oder seine Steuererklärung, habe er einen zweiten, moderneren PC, der, wie man es gewohnt ist, permanent mit dem Internet verbunden ist.

So mancher jüngere Leser, der mit Windows, Android und iOS groß geworden ist und der sich schon unwohl fühlt, wenn er mehrere Stunden am Stück ohne WLAN, DSL und LTE offline ist, wird über George R.R. Martins Arbeitswerkzeug vielleicht verwundert den Kopf schütteln.

Andere werden jetzt direkt zu Google wechseln und recherchieren, wo man heute noch eine Lizenz von WordStar 4.0 bekommt oder wie man das alte DOS-Betriebssystem auf einem modernen Quad-Core-PC installieren kann.

Aber es geht nicht darum, die Arbeitsweise eines anderen Schriftsteller zu kopieren. Es wird immer Hobby-Schriftsteller geben, die auf der Suche nach dem Geheimis des Erfolgs Artikel über die Arbeitsweise und die Rituale erfolgreicher Bestseller-Autoren lesen und diese in der irrigen Hoffnung nachahmen, dass irgendwo darin das Geheimnis ihres Erfolgs verborgen sein müsse. Wenn Stephen King beim Schreiben laute Heavy-Metal-Musik hört, passt das für King. Mich würde es wahnsinnig machen, obwohl ich Heavy Metal liebe. Beim Schreiben brauche ich meine Ruhe – da müssen Lemmy und Angus warten.

Statt die Arbeitsweisen und Gewohnheiten erfolgreicher Schriftsteller kritiklos zu übernehmen, sollten wir eher hinterfragen und ergründen, warum sie sich für diese Arbeitsweise entschieden haben. Solche Überlegungen können uns weitaus mehr dabei helfen, herauszufinden, ob und wie weit wir die Vorteile dieses Ansatzes auch für uns nutzbar machen können.

Statt also nach diesem vielleicht etwas schrullig wirkenden Bekenntnis des Erfolgsschriftstellers gleich nach einem alten DOS-Rechner und einer WordStar-Lizenz Ausschau zu halten, sollten wir aus dem Einblick in G.R.R. Martins Arbeitsalltag lieber zwei Dinge herauslesen, die wir auch auf unseren Schreiballtag übertragen können:

1. Es gibt niemals ein optimales Schreibwerkzeug, aber mit Sicherheit eines, das „gut genug“ ist.

Viele von uns sind permanent auf der Suche nach einem noch besseren Schreibprogramm, das es uns endlich leichter macht, unsere Bücher zu schreiben. Frei nach dem Motto „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht noch was besseres findet“ schielen wir immer nach links und rechts – stets in der Hoffnung, dass irgendwann jemand das perfekte Schreibtool entwickelt: die eierlegende Wollmilchsau, die Szenen, Charaktere, Zeitstrahl, Handlungsbögen etc. verwaltet und verknüpft und das Schreiben eines Bestsellers zu einem Spaziergang macht.

Und selbst wenn wir uns für eine Schreibsoftware entschieden haben, warten wir dennoch freudig auf jede neue Version und jedes neue Update – stets in der Hoffnung, dass vielleicht ein paar neue Funktionen und Möglichkeiten dabei sind, die uns das Leben (und das Schreiben) einfacher machen.

Aber was davon braucht man wirklich, um gute Bücher zu schreiben?

William Shakespeare und seine Zeitgenossen schrieben ihre Stücke mit Feder und Papier und schafften es trotzdem, produktiver als viele heutige Schrifsteller zu sein und Werke zu erschaffen, die auch nach Jahrhunderten noch lange nicht in Vergessenheit geraten sind.

Oder nehmen Sie die Schriftsteller der klassischen Pulp-Romane, die wie auch Hemingway ihre Manuskripte in schwergängige mechanische Schreibmaschinen hämmerten. Kein Copy&Paste, kein Drag&Drop, keine Autokorrektur – nicht einmal eine Backspace-Taste. Dennoch schafften viele dieser Pulp-Autoren es, über etliche Jahre hinweg pünktlich und präzise wie ein Schweizer Uhrwerk alle paar Wochen ein neues Manuskript beim Verlag abzuliefern.

Nein, die Wahl des PCs und der Schreibsoftware ist zweitrangig. Suchen Sie sich ein Programm aus, das Ihnen gefällt, mit dem Sie gut klar kommen und dessen interne Logik Ihrer Arbeisweise entspricht, und dann bleiben Sie dabei – genau wie George R.R. Martin bis heute seinem WordStar treu geblieben ist. Denn das einzige Schreibwerkzeug, auf das es wirklich ankommt, ist unser Gehirn – und es fällt wesentlich leichter, sich beim Schreiben auf das eigentliche Manuskript zu konzentrieren, wenn man die Schreibsoftware und ihre Bedienung längst wie im Schlaf beherrscht.

2. Zum Schreiben braucht man kein Internet

Die strikte Trennung zwischen einem reinen Schreibcomputer, der nicht mit dem Internet verbunden ist und ausschließlich zum Schreiben dient, und einem normalen Internet-PC für alle sonstigen Tätigkeiten, wie George R.R. Martin sie praktiziert, ist eines der besten Dinge, die man für seine Produktivität als Schriftsteller tun kann.

Es fällt oft schwer, sich aufs Schreiben zu konzentrieren, wenn Emails, Twitter, Facebook, YouTube und andere Ablenkungen stets nur einen Mausklick entfernt sind. Selbst wenn man akustische Benachrichtigungen und Popup-Fenster für neue Nachrichten ausgeschaltet hat, ist doch immer die Verlockung da, „nur mal schnell“ etwas online zu recherchieren oder zu verifizieren.

Auch ich habe aus diesem Grund meinen Schreib-PC (einen alten Pentium 4 mit Windows XP und 512 MB RAM, der weder über WLAN noch über Kabel mit dem Internet verbunden ist) in einem anderen Raum als meinen normalen Internet-PC.

Dort schreibe ich im Stehen an meinem selbstgebauten Schreibpult mit einer guten mechanischen Tastatur, deren Tastenklicken das einzige Geräusch ist, das ich beim Schreiben höre. Auf dem PC ist außer WriteMonkey, das ich bevorzugt zum Schreiben meiner Rohfassungen verwende, und Wikidpad, das ich zum Verwalten der Hintergrundinformationen für mein aktuelles Romanprojekt benötige, kein weiteres Programm installiert. Keine Spiele, keine anderen Anwendungsprogramme – gar nichts. Alle Notizen und Informationen, die ich zum Schreiben benötige, nehme ich nur in Papierform in meinen Schreibraum mit.

Der PC ist so konfiguriert, dass er beim Hochfahren direkt WriteMonkey startet und mein aktuelles Manuskript lädt, so dass ich sofort mit dem Schreiben loslegen kann.

Was WordStar 4.0 für George R.R. Martin ist, ist WriteMonkey für mich: eine ablenkungsfreie Schreibumgebung, die genau das kann, was ich zum Schreiben von Artikeln, Sachbüchern, Kurzgeschichten und Romanen brauche, und die auf unnötige Spielereien verzichtet.

Diese Konfiguration hat für mich gleich mehrere Vorteile:

Das Schreiben im Stehen ist nicht nur gut für die Gesundheit (wenn Sie mehr hierüber lesen möchten, empfehle ich Ihnen meinen Kompaktratgeber „(M)ein Platz zum Schreiben„), sondern auch für die Konzentration. Es ist wesentlich leichter, im Sitzen zu faulenzen, als im Stehen. ;-)

Das Fehlen jeglicher Internetverbindung (ich nehme üblicherweise nicht einmal einen Tablet-PC oder mein Smartphone mit in meinen Schreibraum) sorgt dafür, dass ich mich hier ausschließlich aufs Schreiben konzentrieren kann.

Als ich noch versucht habe, meine Manuskripte an meinem normalen Internet-PC zu schreiben, war die Versuchung immer groß, nur noch schnell nach Mails zu schauen, ein wenig bei Amazon oder bei eBay zu stöbern, ein neues Simons-Cat-Video anzusehen oder etwas an meiner Webseite herum zu basteln, statt wirklich an meinem aktuellen Manuskript zu arbeiten. Nur noch fünf Minütchen, bis der Kaffee wirkt oder bis ich den richtigen Ansatz habe, wie ich diesen Artikel oder jene Szene angehen könnte… Unnötig zu sagen, dass aus den „fünf Minütchen“ nur allzu oft eine halbe oder gar eine ganze Stunde wurde.

Mit dem reinen Schreib-PC habe ich dieses Problem nicht mehr. Erstens ist das Faulenzen und Herumtrödeln im Stehen nicht mehr so gemütlich und entspannend wie im Sitzen, und zweitens fehlen die Ablenkungen und Alternativen. Wenn man nur das geöffnete Manuskript vor sich hat, dauert es nicht lange, bis man tatsächlich mit dem Schreiben beginnt – und wie bei fast allen Dingen ist es auch hier so, dass das Anfangen eigentlich das Schwerste ist. Ist man erst einmal dran, läuft es fast von alleine.

Wenn mir beim Schreiben eine Information fehlt, die ich erst recherchieren müsste, habe ich offenbar schlecht vorgeplant. Aber schlimm ist das auch nicht. Allein der Aufwand, in einen anderen Raum gehen zu müssen, um „mal schnell“ etwas zu googeln, sorgt schon dafür, dass man beim Schreiben eher einen Platzhalter einsetzt (z.B. [hier Name des Erzbischofs von Köln im Jahr 1782 einsetzen]) und die fehlenden Informationen später bei der Überarbeitung des Manuskripts in einem Aufwasch recherchiert und nachträgt.

Probieren Sie es einfach einmal aus. Sie müssen natürlich nicht unbedingt im Stehen schreiben, aber ein billiger, altmodischer Schreib-PC ohne Internetzugang (bekommt man gebraucht schon unter 50 Euro) mit einer relativ simplen Schreibsoftware könnte sich durchaus auch für Sie als wahre Produktivitäts-Geheimwaffe erweisen – sozusagen auf den Spuren von George R.R. Martin. Sie befinden sich also in guter Gesellschaft.