Schneller, fehlerfreier und ermüdungsfreier: Mechanische Tastaturen für Schriftsteller

Eine der besten Investitionen, die man als Schriftsteller in die eigene Produktivität machen kann, ist der Kauf einer vernünftigen Tastatur – und mit einer vernünftigen Tastatur meine ich eine mechanische Tastatur.

Beim Begriff „mechanische Tastatur“ werden viele Leser irritiert die Augenbrauen heben. Sind denn nicht alle Tastaturen (mal abgesehen von der auf dem Touchscreen eingeblendeten Bildschirmtastatur eines Smartphones oder Tablets) mechanisch?

Wie würde Radio Eriwan sagen? „Im Prinzip ja, aber…“ Denn natürlich ist jede Tastatur, bei der es echte Tasten zum Drücken gibt, in einer gewissen Weise mechanisch.

Wenn man von einer „mechanischen Tastatur“ spricht, meint man allerdings üblicherweise eine Tastatur mit Mikroschaltern – im Gegensatz zu den üblichen Gummimembran-Tastaturen, die in den meisten Laptops verbaut sind und auch an den meisten Desktop-PCs hängen.

Dass man in der Praxis fast nur noch die billigen Gummimembran-Tastaturen findet, liegt schlicht und einfach am Preis. Während in den 80er Jahren mechanische Tastaturen noch der Standard waren, sind PCs seitdem zur Massenware geworden, die immer billiger produziert werden mussten.

Darum ist man in der PC-Branche auch von den hochwertigen (und in der Produktion teuren) mechanischen Tastaturen zu den in der Produktion wesentlich billigeren Gummimembran-Tastaturen übergegangen, die für den „normalen Anwender“ als gut genug gelten.

Eine mechanische Tastatur ist allerdings gerade für Vielschreiber – also Schriftsteller, Journalisten und Blogger – ein wahrer Segen.

Gegenüber einer billigen Gummimembran-Tastatur hat eine mechanische Tastatur gleich mehrere Vorteile:

  • Weniger Tippfehler: Während bei einer Gummimembran-Tastatur das Signal „Taste gedrückt“ dadurch an den PC übermittelt wird, dass die wabbelige Gumminoppe unter der Taste auf die darunter liegende Gummimembran drückt und so den Kontakt zwischen den beiden Schichten herstellt, sitzt bei einer mechanischen Tastatur unter jeder Taste ein eigener Schalter, der beim Drücken der Taste einen separaten Impuls an den PC sendet. In der Praxis führt das dazu, dass es gerade beim schnellen Tippen weniger Buchstabendreher und verschluckte Buchstaben gibt. Das spart jede Menge Arbeit beim Korrigieren.
  • Schnellere Schreibgeschwindigkeit: Durch den sauberen Druckpunkt und das Klicken der Tasten weiß man genau, wann man eine Taste gedrückt hat. In der Praxis kann ich mit einer mechanischen Tastatur mindestens 20% schneller schreiben als mit einer Gummimembran-Tastatur.
  • Ermüdungsfreieres Schreiben. Da man im Gegensatz zu einer Gummimembran-Tastatur die Tasten nicht komplett durchdrücken muss, sondern nur bis zum Druckpunkt, kann man damit auch über einen längeren Zeitraum quasi ermüdungsfrei schreiben.
  • Höhere Lebensdauer: Die Mikroschalter einer mechanischen Tastatur sind auf 50 Millionen Tastendrücke ausgelegt. Sie können also an einer mechanischen Tastatur theoretisch hunderte Bücher schreiben, bevor die Schalter der Tastatur am Ende ihrer Lebensdauer angekommen sind. Eine gute mechanische Tastatur kann also sozusagen den Autor überleben. ;-)

Seien wir mal ehrlich: Wenn mechanische Tastaturen nur noch für Schriftsteller, Sekretärinnen und andere Vielschreiber produziert werden müssten, wären sie bis heute schon so gut wie ausgestorben oder aufgrund der geringen Stückzahlen astronomisch teuer.

Doch glücklicherweise gibt es noch eine andere Fraktion, die großen Wert auf zuverlässige, haltbare und schnell reagierende Tastaturen legt und gerne bereit ist, für eine solche Tastatur auch mal etwas mehr Geld hinzulegen: die Computerspieler.

Um die unterschiedlichen Ansprüche unterschiedlicher Anwender-Typen abzudecken, hat die Firma Cherry (heute ZF Friedrichshafen AG), deren Schalter in den meisten weltweit produzierten mechanischen Tastaturen verbaut werden, unterschiedliche Schaltertypen entwickelt, die sich zur leichteren Unterscheidbarkeit in ihrer Farbe unterscheiden.

Die drei bekanntesten Schaltertypen sind die blauen, braunen und schwarzen Schalter der MX-Reihe.

Die schwarzen Schalter (die auch als „lineare“ Schalter bezeichnet werden) haben keinen klaren Druckpunkt. Hier wird lediglich durch die verbaute Feder der Widerstand beim Drücken der Taste immer größer, je weiter man diese herunterdrückt. Dadurch ermüdet man beim Schreiben mit einer Tastatur mit „black switches“ wesentlich schneller. Zusätzlich spürt man nicht genau, wann man die Taste so weit heruntergedrückt hat, dass der Schalter auslöst. Das macht diesen Schaltertyp für Schriftsteller eher ungeeignet.

Wer seine mechanische Tastatur in erster Linie zum Schreiben benötigt, muss sich hauptsächlich zwischen Tastaturen mit blauen und solchen mit braunen Schaltern entscheiden.

Mein persönlicher Favorit sind ganz klar die blauen Schalter, die einen klaren Druckpunkt haben und zusätzlich beim Drücken hörbar klicken. Man fühlt also nicht nur, sondern hört auch, wenn man eine Taste gedrückt hat. Das Klacken einer mechanischen Tastatur mit blauen Schaltern erinnert daher an das einer alten elektrischen Schreibmaschine – eine für mich sehr angenehme Assoziation.

Die braunen Schalter stellen einen Mittelweg zwischen den blauen und den schwarzen Schaltern dar. Sie haben zwar ebenfalls einen spürbaren Druckpunkt, allerdings ist dieser nicht so ausgeprägt wie bei den blauen Schaltern. Der Vorteil der braunen Schalter ist, dass diese schon von Natur aus leiser als die blauen Schalter sind. Bei manchen Tastaturen sind sie zusätzlich noch mit Gummiringen unter den Tasten abgefedert, was das Klicken der Tasten noch einmal dämpft.

Wenn Sie sich nicht ganz sicher sind, was der richtige Schaltertyp für Sie ist, sollten Sie beide Tastaturtypen im Fachhandel erst einmal ausprobieren, bevor Sie sich für eine von beiden entscheiden. Gerade am lauten Klicken der blauen Schalter scheiden sich die Geister: die einen lieben es, die anderen fühlen sich davon eher gestört.

Das ist auch der Grund, warum ich an meinem PC neben einer kabelgebundenen mechanischen Tastatur mit blauen Cherry-MX-Schaltern zusätzlich auch noch eine Bluetooth-Funktastatur von Logitech habe – eine klassische Gummimembran-Tastatur: Wenn ich morgens schreibe, während meine Familie noch schläft, kann ich unterstört mit der mechanischen Tastatur klimpern. Sind meine Frau und mein Sohn hingegen auch im Wohnzimmer, greife ich stattdessen zur fast lautlosen Gummimembran-Tastatur, auch wenn das Tippgefühl natürlich in keinster Weise zu vergleichen ist. Aber Opfer müssen manchmal gebracht werden… ;-)

Die Preisunterschiede bei mechanischen Tastaturen sind immens und es lohnt sich, etwas länger die Preise der unterschiedlichen Modelle bei diversen Händlern zu vergleichen, bevor man zugreift.

Die günstigste mechanische Tastatur mit Cherry-MX-Schaltern, die ich empfehlen kann, ist das „Cherry MX-Board 3.0„. Diese sehr stabile und gut verarbeitete Tastatur ist beispielsweise über Amazon schon für unter 70 Euro erhältlich – kaum mehr als die Hälfte dessen, was man für so manche andere mechanische Tastatur hinlegen muss.

Beim Bestellen sollte man allerdings darauf achten, dass man den richtigen Schaltertyp auswählt. Amazon bietet die Tastatur mit schwarzen, blauen, braunen oder roten Schaltern an (wobei die roten Schalter zum Schreiben nicht sonderlich gut geeignet sind und überwiegend von Computerspielern verwendet werden).

Probieren Sie es einfach einmal aus. Nach einer kurzen Umgewöhnungszeit werden Sie vermutlich keine Gummimembran-Tastatur mehr anfassen, wenn Sie es vermeiden können.

PS: Ein sehr informatives Video zu den unterschiedlichen Schaltertypen (mit Geräuschprobe) finden Sie unter https://www.youtube.com/watch?v=odSABHVBhRE. Hier werden auch weitere, im Handel weniger verbreitete Schaltervarianten besprochen, so dass das Video einen sehr guten Überblick liefert. Die dort als günstiges Einsteigermodell empfohlene G80-3000-Tastatur ist allerdings in Sachen Stabilität und Verarbeitung der von mir empfohlenen „Cherry MX-Board 3.0„, die in derselben Preisklasse liegt, deutlich unterlegen.


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