Produktiveres Schreiben mit Write!

Luxuriöser Minimalismus oder: spartanisch, aber komfortabel

Wenn es um die Definition und Auswahl eines optimalen Schreibwerkzeugs für Schriftsteller geht, sind mir persönlich zwei Dinge besonders wichtig:

  1. eine minimalistische, ablenkungsfreie Benutzeroberfläche, die einen nicht durch Menüs, Ribbons oder andere Bedienungs- und Formatierungselemente vom eigentlichen Text ablenkt.
  2. die Möglichkeit, alle wichtigen Formatierungen bereits beim Schreiben der Rohfassung vorzunehmen. Es macht absolut keinen Sinn, sich aus übertriebenem Minimalismus wie zu DOS-Zeiten auf den reinen Text zu beschränken und alle notwendigen Formatierungen erst bei der späteren Überarbeitung in einer „vollwertigen“ Textverarbeitung nachzuholen. Dabei rede ich nicht von Schriftarten, Seitenlayout und ähnlichen Spielereien, sondern von grundlegenden Formaten wie fett, kursiv, unterstrichen, Überschriften, Aufzählungen und Listen.

Im Prinzip kann man beides mit jedem Zenware-Schreibprogramm wie WriteMonkey, FocusWriter oder Q10 erreichen, indem man seine Manuskripte im Markdown-Format schreibt. Die simplen, aber äußerst leistungsfähigen Formatierungsbefehle von Markdown erlauben es einem, selbst innerhalb eines simplen Textdokuments mit unterschiedlichen Überschriften-Ebenen zu arbeiten, Textpassagen als fett oder kursiv hervorzuheben oder sogar ganze Absätze als Zitate einzurücken.

Natürlich ist es umso komfortabler, wenn ein Schreibprogramm einem darüber hinaus noch weitere Möglichkeiten wie eine komfortable Dokumentenverwaltung oder eine intuitive Synchronisierung zwischen verschiedenen Rechnern bietet, ohne dadurch schwerfällig, überladen und unnötig kompliziert in der Handhabung zu werden.

Und hier kommt Write! ins Rennen – ein Schreibprogramm für Windows, Mac OS und Linux, das zwar erst seit 2016 am Markt ist, es aber mit tollen Features und einer gut durchdachten Oberfläche innerhalb kürzester Zeit geschafft hat, zu meinem Lieblings-Schreibwerkzeug zu werden.

Jede gute Sache hat ihren Preis

Eines vorab: Write! ist im Gegensatz zu Konkurrenten wie WriteMonkey oder FocusWriter keine Freeware, sondern ein kommerzielles Programm, das in der Anschaffung einmalig mit knapp 20 Euro ($ 19,95 + 19% MwSt) zu Buche schlägt. Der Gutscheincode SPECIAL10 sichert einem hierauf 10% Rabatt (wobei ich natürlich nicht weiß, wie lange dieser gültig ist).

Für diesen Preis sichert man sich eine lebenslange Lizenz für Write! inklusive der laufenden Updates. Ausgenommen hiervon ist lediglich die Nutzung der Write!-Cloud, in der man beliebig viele Dokumente speichern und zwischen unterschiedlichen Rechnern synchronisieren kann. Die Nutzung der Write!-Cloud ist für ein Jahr im Kauf des Programms mit inbegriffen, anschließend fallen ca. 5 € ($ 4,95 + 19% MwSt) pro Jahr dafür an.

Ich persönlich finde die Jahresgebühr von runden fünf Euro für die Nutzung der Cloud sehr moderat und fair, da hierin unbegrenzter Cloud-Speicher für beliebig viele Dokumente und die automatische Sicherung und Synchronisierung aller Dokumente enthalten ist.

Doch selbstverständlich kann man Write! auch ohne die Cloud-Funktionalität nutzen, wenn man Abo-Modelle mit laufenden Gebühren generell ablehnt. Speichert man lokale Dokumente beispielsweise in seinem Dropbox-Account, können diese auch ohne die Write!-Cloud zwischen Desktop, Laptop u.ä. synchronisiert werden.

Es ist also wie immer eine Frage der persönlichen Präferenzen. Ich persönlich nutze Write! so häufig, dass ich gerne einen kleinen jährlichen Obolus für den zusätzlichen Komfort der Write!-Cloud zahle, doch man kann das Programm auch ohne weitere Zahlungen dauerhaft nutzen.

Warum ich Write! für die beste Schreibumgebung unter Windows halte

Bevor ich Write! für mich entdeckt hatte, waren meine beiden Zenware-Favoriten ganz klar WriteMonkey und FocusWriter, von denen jedes seine individuellen Stärken hat.

Bei FocusWriter ist das ganz klar die Möglichkeit, parallel mit mehreren in unterschiedlichen Tabs geöffneten Dokumenten zu arbeiten und für die Arbeit an unterschiedlichen Projekten verschiedene Schreibumgebungen inklusive der darin geöffneten Dokumente zu definieren. So kann man beispielsweise bei einem Roman-Projekt das eigentliche Manuskript, die Recherche-Unterlagen, die Gliederung und ein separates File für Notizen zu einer Schreibumgebung zusammenfassen und parallel geöffnet halten.

Bei WriteMonkey ist es so, dass sich das Programm anfangs als bessere Version des von seinem Entwickler schon damals nicht mehr weiter entwickelten Q10 verstand und im Laufe der Zeit bis zur aktuellen Version 2.7 immer neue tolle Features in diese Oberfläche eingebunden hatte. Ab der Beta der neuen Version 3, die eine völlige Neuentwicklung darstellt und vom Programmcode her so gut wie nichts mehr mit dem alten WriteMonkey zu tun hat, speichert WriteMonkey alle Texte in erster Linie in seiner internen Datenbank und nicht mehr als einzelne, eigenständige Textdokumente. Das ist vermutlich auch der Grund, warum ich trotz der gelungenen neuen Benutzeroberfläche (die mich ein wenig an die von Write! erinnert), mit dem neuen WriteMonkey niemals so richtig warm werden konnte: Meine Schreibprojekte sind nach Ordnern in meiner Dropbox organisiert, in denen ich auch alle anderen Projektunterlagen ablege – insofern kann ich mich mit dem Konzept einer zentralen Text-Datenbank nicht wirklich anfreunden.

Write! vereint die Stärken von FocusWriter und von WriteMonkey unter einem Dach: es bietet sowohl die Schreibumgebungen und die Tabs für parallel geöffnete Dokumente von FocusWriter als auch die Markdown-Unterstützung und so praktische Möglichkeiten wie das „Zuklappen“ von Textabschnitten über ihre Überschriften, die sowohl Microsoft Word (ab Version 2013) als auch die Beta von WriteMonkey 3 bieten.

Schreiben in der Cloud oder lokal: Ihre Entscheidung!

Write! bietet, wie bereits weiter oben erwähnt, sowohl die Speicherung in seinem eigenen, cloudbasierten Dateisystem (inklusive beliebig vielen Ordnern und Unterordern) als auch die Arbeit mit einzelnen Textdateien innerhalb des normalen Windows-Dateisystems. So kann man die per Tastendruck ausblendbare Datei-Seitenleiste jederzeit zwischen dem Cloudspeicher und einem beliebigen, jederzeit wechselbaren Dateiordner auf dem eigenen Rechner umschalten.

In den Optionen kann man sogar einstellen, ob neue Dateien standardmäßig im Cloud-Ordner oder als lokale Dateien angelegt werden sollen. Write! versucht also nicht, den Anwender zu einer bestimmten Arbeitsweise zu zwingen, bietet einem aber alle Möglichkeiten an – aus meiner Sicht die optimale Lösung.

Obwohl jede Installation von Write! an einen Online-Account gebunden ist, über den auch die Cloud-Speicherung und die Synchronisierung erfolgen, kann man Write! auch offline verwenden, um beispielsweise im Urlaub auch ohne Internet-Zugriff an seinen lokal gespeicherten Dokumenten arbeiten zu können. Sie müssen lediglich alle zwei Wochen einmal kurz online gehen, was aber normalerweise kein Problem sein sollte.

Die Bindung des Programms an einen Write!-Account hat neben der Synchronisierung der Daten den Vorteil, dass man Write! mit einer einzigen Lizenz parallel auf beliebig vielen Rechnern installieren kann – also z. B. Desktop-PC, Laptop und Netbook.

Visuelles Markdown

Sehr schön gelöst finde ich die visuelle Markdown-Darstellung in Write. Während andere Markdown-Editoren oft nur den reinen Textanteil am Bildschirm darstellen und die Markdown-Formatierungsbefehle lediglich farblich vom eigentlichen Textanteil abheben, wandelt Write! Eingaben im Markdown-Format (z. B. # für eine Überschrift) am Bildschirm direkt in die entsprechende Formatierung um, so dass das Dokument, wie man es am Bildschirm sieht, direkt druckreif aussieht.

Zugleich kann man über die Optionen einstellen, dass ein einziger Druck auf ENTER genügt, um einen neuen Absatz zu beginnen. Das manuelle Einfügen einer Leerzeile durch zweimaliges ENTER entfällt, so dass man seinen Text auch wie in einer normalen Textverarbeitung schreiben kann.

Die Markdown-Formatierung während der Texteingabe hat auch den Vorteil, dass man zum Formatieren von Text niemals die Finger von der Tastatur nehmen und zur Maus greifen muss. Alternativ kann man eine Textpassage markieren und dann mit STRG + Leertaste ein Kontextmenü für die Formatierung öffnen – auch hier alles ganz ohne Maus.

Auch für die optische Aufbereitung des Dokuments am Bildschirm bietet Write! ein gutes Dutzend unterschiedlicher Themes (eine Kombination aus Schriftart und vordefinierten Absatzformaten für Überschriften und normalen Text). Diese lassen sich im Gegensatz zu anderen Programmen zwar (zumindest in der aktuellen Version) nicht erweitern oder an die eigenen Vorstellungen anpassen, decken aber bereits alles ab, was man benötigt. Mein persönlicher Favorit ist das „Classic“-Theme, das ich bei mir als Default-Einstellung für neue Dokumente festgelegt habe.

Komfortable Navigation innerhalb längerer Manuskripte

Im Gegensatz zu den meisten anderen Zenware-Schreibprogrammen ist Write! nicht nur für kürzere Dokumente wie Blogposts oder einzelne Kapitel eines Buchprojekts geeignet, sondern sorgt auch bei umfangreichen Manuskripten dafür, dass man beim Schreiben jederzeit die Übersicht behält und jederzeit im Handumdrehen zur gerade benötigten Manuskriptstelle manövrieren kann.

Einerseits wird am rechten Bildschirmrand eine (ausblendbare) Navigationsleiste in Form einer miniaturisierten Vorschau des Dokuments angezeigt, über die man schnell zu jeder beliebigen Stelle des Dokuments springen kann. Bei längeren Manuskripten von mehr als ein paar Seiten nützt einem das zwar relativ wenig, doch bei kürzeren Dokumenten kann man hier den sichtbaren Bildschirmausschnitt schnell und komfortabel per Drag&Drop verschieben.

Seit Version 1.32 bietet Write! innerhalb der Dokumentenübersicht (egal ob Cloud oder lokale Dateien) die Möglichkeit, die Gliederung von durch Überschriften im Markdown-Format (#, ##, ###…) strukturierten (und aktuell geöffneten) Manuskripten wie Ordner aufzuklappen, so dass die einzelnen Überschriften auf den unterschiedlichen Ebenen angezeigt werden. Die aktuelle Überschrift (also das Kapitel / der Abschnitt, an dem man momentan arbeitet) ist durch Fettdruck hervorgehoben und man kann einfach durch Anklicken einer beliebigen Überschrift direkt zu dieser Stelle im Manuskript springen.

Auf diese Weise ist es ohne weiteres Möglich, ebenso wie beispielsweise in Microsoft Word ein komplettes Buchmanuskript in einer einzelnen Datei zu bearbeiten, ohne dass dabei die Übersichtlichkeit verloren gehen würde.

Export von Dateien

Unabhängig davon, ob man seine Texte in der Cloud speichert oder mit lokalen Dateien arbeitet, kann man die fertigen Manuskripte jederzeit in den unterschiedlichsten Formaten von reinem Text über Markdown, HTML und Word-Dokument bis hin zum PDF exportieren.

Man muss sich also keine Gedanken mehr über irgendwelche Zusatzsoftware machen, mit der man sein in Markdown geschriebenes Manuskript später ins Word-Format oder ins HTML-Format für die Veröffentlichung auf einer Webseite oder in einem Blog konvertieren kann. Auch hier bietet Write! sozusagen „alles unter einem Dach“ – eben eine wirkliche All-In-One-Lösung für Blogger, Journalisten und Schriftsteller.

Fazit

Wer sich nun fragt, ob Write! das richtige Schreibprogramm für ihn ist, sollte sich zunächst überlegen, welche Arten von Texten er schreiben möchte und welche Hilfsmittel er dafür benötigt.

Wer komplexe Schreibprojekte wie epische Romane oder umfangreiche Sachbücher plant und von einem Schreibprogramm erwartet, dass er auch die Planung, Recherche und Struktur hiermit abbilden kann, ist mit einem Programm wie Scrivener unter Umständen besser beraten. Features wie eine Pinnwand oder einen Gliederungs-Editor mit Notizen sucht man in Write! vergeblich. Doch wer bisher seine Texte mit Word, OpenOffice oder einem Zenware-Schreibprogramm wie WriteMonkey oder FocusWriter verfasst hat, dürfte mit Write! eine perfekte Schreibumgebung finden.

Mir gefallen in der aktuellen Version besonders die integrierte deutsche Rechtschreibprüfung, die komfortable Dateiverwaltung, die Formatierungs- und Exportfunktionen und last not least die Möglichkeit, für die parallele Arbeit an unterschiedlichen Projekten separate Schreibumgebungen einzurichten.

Ich sage bewusst „in der aktuellen Version“, denn bei Write! merkt man, dass hier ein engagiertes Entwicklerteam an der Arbeit ist, die den Vorsatz haben, ein wirklich großartiges Schreibprogramm zu erschaffen: Seit Write! Anfang 2016 die Beta-Phase verlassen hat, kommt quasi jeden Monat ein neues Update mit gut durchdachten zusätzlichen Funktionen, die die Arbeit mit Write! noch komfortabler und angenehmer gestalten.

Ich gehe davon aus, dass ich in Zukunft all meine Blogposts, Artikel sowie alle anderen kleineren bis mittleren Schreibprojekte ausschließlich in Write! schreiben werde. Für die Planung und Struktur größerer Projekte nutze ich parallel einen separaten Outliner (RightNote), den ich gerade an meinem großen Desktop-PC sehr komfortabel auf meinem zweiten Monitor geöffnet halten kann.

Von mir gibt es insofern für Write! eine ganz klare Kaufempfehlung.

Sie finden Write! unter https://writeapp.co, wo Sie nach dem Kauf des Programms und der Registrierung Ihres Accounts das Programm wahlweise für Windows, Mac oder Linux herunterladen können.


Markdown für Schriftsteller

Neben der ewigen Diskussion zwischen ‚Plottern‘ und ‚Pantsern‘, ob man Romane im Voraus planen oder ob sich die Handlung erst beim Schreiben entwickeln sollte, ist die wohl häufigste Diskussion unter Schriftstellern die darüber, was die optimale Software zum Schreiben ist.

Die einen schwören auf Scrivener, andere auf Papyrus oder Microsoft Word und noch andere auf minimalistische, ablenkungsfreie Schreibprogramme wie WriteMonkey, FocusWriter oder Q10.

Und seit immer mehr Schriftsteller nebenbei auch mobil auf ihren Tablets oder gar Smartphones an ihren Büchern und Geschichten arbeiten, ist nicht nur die Auswahl möglicher Programme sogar noch größer geworden, sondern es ergibt sich zusätzlich auch noch ein nicht zu unterschätzendes neues Problem: das der Kompatibilität und des Datenaustauschs zwischen den unterschiedlichen Programmen.

Auch wenn es auf Smartphones und speziell Tablets mittlerweile auch ausgewachsene Office-Pakete wie das von SoftMaker gibt, die vollständig kompatibel zu ihrem PC-Pendant sind, werden die meisten Schriftsteller am Tablet und erst recht am Smartphone eher auf minimalistische Schreibapps wie Jotterpad zurückgreifen, die auf eine unübersichtliche und platzraubende Benutzeroberfläche verzichten und dadurch mehr Bildschirmplatz für das bieten, was wirklich zählt: den eigentlichen Text.

Und da fangen dann auch schon die Probleme an. Denn (außer am iPad) gibt es keine kompatible App, mit der man beispielsweise seine Scrivener-Projekte unterwegs öffnen kann – selbst wenn man diese per Dropbox in der Cloud speichert. Und wie bekommt man die Texte, die man unterwegs an seinem Tablet oder Smartphone geschrieben hat, zuhause wieder in sein Scrivener-Projekt eingebettet?

Wer nur an einem festen Rechner (also beispielsweise am heimischen Desktop-PC oder am Laptop) an seinen Schreibprojekten arbeitet, hat hiermit natürlich überhaupt kein Problen und kann somit glücklich und zufrieden mit dem Schreibprogramm seiner Wahl arbeiten.

Doch wer je nach Aufenthaltsort und sich bietender Gelegenheit zum Schreiben zwischen Desktop, Laptop, Tablet und Smartphone hin und her wechselt und vielleicht zusätzlich auch noch in der Mittagspause am Büro-PC über eine cloudbasierte App im Browser schreibt, kennt das Problem nur zu gut: Wie greife ich von jedem meiner Schreibgeräte aus auf den aktuellen Stand meines aktuellen Schreibprojekts zu und wie kann ich daran weiter arbeiten, ohne die Texte später aufwändig mit viel manueller Arbeit wieder in mein Schreibprojekt importieren zu müssen?

Glücklicherweise gibt es eine einfache Lösung für das Problem: Textdateien mit Markdown-Formatierung.

Jeder Rechner (was auch Tablets und Smartphones mit einschließt) und jedes Betriebssystem hat einen Editor für simple Textdateien. Wenn man also sein Manuskript als Textdateien in einem Cloud-Speicher wie Dropbox speichert, kann man von jedem Rechner mit Internet-Zugriff aus jederzeit an diesen Dokumenten arbeiten.

So kann man unter Android beispielsweise mit JotterPad auf Textdateien aus seiner Dropbox zugreifen oder sogar unterwegs neue Dateien erstellen, die einem dann dank automatischer Synchronisierung auch zuhause am Desktop-PC sofort zur Verfügung stehen.

Am PC kann man diese Dateien mit jedem Texteditor oder natürlich mit ablenkungsfreien Zenware-Schreibprogrammen wie WriteMonkey, FocusWriter oder Q10 bearbeiten – und mehr braucht man eigentlich nicht, um produktiv zu arbeiten.

An dieser Stelle werden vermutlich viele Leser frustriert aufstöhnen: Was ist denn mit Formatierungen wie Überschriften, fett, kursiv oder gar Auflistungen, die es im reinen Textformat überhaupt nicht gibt? Soll man diese etwa alle erst später bei der Überarbeitung des Manuskripts in einer „richtigen“ Textverarbeitung nachpflegen?

Keine Sorge: hier kommt Markdown ins Spiel. Markdown ist eine einfache Formatierungssprache, die man in jedem Texteditor schreiben kann und die man später mit kostenlosen Programmen wie Pandoc (http://pandoc.org/) in RTF, DOC und andere Formate umwandeln kann.

Eine kurze Einfühurung mit den wichtigsten Markdown-Formatierungen für Autoren finden Sie unter http://texwelt.de/wissen/markdown_help/. Bei Heise gibt es auch eine Syntaxübersicht zu Markdown im PDF-Format zum Download.

Hier bekommen Sie einen schnellen Überblick, wie Sie in Markdown beispielsweise Wörter oder ganze Textpassagen als fett oder kursiv kennzeichnen können, mit mehreren Ebenen von Überschriften, eingerückten Zitaten oder unterschiedlichen Typen von Listen arbeiten können – und das alles innerhalb eines ganz normalen Textdokuments.

Doch es gibt noch einen anderen Grund, sich beim Schreiben auf das Markdown-Format einzulassen: die langfristige Kompatibilität und Verfügbarkeit der eigenen Texte. Es wird auch in zehn, zwanzig oder fünfzig Jahren immer noch Programme geben, die simple Textdateien öffnen können – egal, mit welchem Betriebssystem die Rechner bis dahin arbeiten und was bis dahin aus den heute bekannten Software-Firmen geworden sein mag.

Aber können Sie mit Sicherheit sagen, ob es in 20 Jahren noch Scrivener, Papyrus etc. geben wird? Was schlimmstenfalls bedeutet, dass Sie irgendwann keinen Rechner und kein Programm mehr haben, mit dem Sie Ihre heutigen Manuskripte noch öffnen können – selbst wenn Sie die eigentlichen Dateien gut aufgehoben haben. Denken Sie beispielsweise an Textverarbeitungsprogramme aus den 80er- und 90er-Jahren, deren Dateien heutzutage kein aktuelles Programm mehr öffnen kann. Oder an eigentlich tolle Schreibprogramme wie den „Liquid Story Binder“, die irgendwann von ihren Entwickern aufgegeben und nicht mehr weiter entwickelt werden und daher früher oder später auf keinem aktuellen Rechner mehr laufen. Mit jedem dieser Programme sterben auch alle Dateien, die nur mit diesem einen Programm geöffnet und bearbeitet werden konnten. Mit dem Textformat und Markdown kann Ihnen das nicht passieren.

Natürlich hat die Entscheidung für Textdateien mit Markdown gegenüber leistungsstarken Schreibprogrammen wie Scrivener auch Nachteile. Wer gerne mit der Pinwand von Scrivener arbeitet, um seine Schreibprojekte zu planen und zu strukturieren, muss sich bei der Arbeit mit simplen Textdateien an eine andere Arbeitsweise gewöhnen.

Am PC kann man mit zwei getrennten Programmen arbeiten, deren Fenster man per Split-Screen nebeneinander auf dem Monitor anordnet – beispielsweise links den Texteditor zum Schreiben und rechts ein Gliederungsprogramm wie „RightNote“ oder „Keynote NF“ (oder ein Mindmapping-Programm) für Struktur und Planung. Noch komfortabler ist es natürlich, wenn man zwei Monitore an seinen PC (oder einen zusätzlichen externen Monitor an seinen Laptop) anschließt und den Hauptmonitor zum Schreiben verwenden kann, während auf dem zweiten Monitor die Strutur- und Recherche-Unterlagen in einem separaten Programm angezeigt werden.

Doch da mobile Geräte wie Tablets oder Smartphones ohnehin nicht genug Platz am Bildschirm bieten, um Text und Notizen nebeneinander einzublenden, kann ich für mobile Schriftsteller in erster Linie die guten alten Karteikarten empfehlen.

Ich plane meine Schreibprojekte auf linierten Karteikarten im Format A6. Jede Karte enthält die Notizen zu einer Szene bzw. zu einem Abschnitt/Unterthema eines Sachbuch-Projekts. Mit einer Büroklammer lassen sich mehrere Szenen/Abschnitte bequem zu einem Kapitel bündeln, wobei das „Kapitel-Deckblatt“, für das ich aus Gründen der leichteren Unterscheidbarkeit gelbe Karteikarten verwende, nochmal eine summarische Zusammenfassung des geplanten Kapitels enthält.

Ein komplettes Buchprojekt kann je nach Umfang aus bis zu 200 Karteikarten bestehen. Um diese jederzeit griffbereit dabei zu haben, verwende ich ein sogenanntes „CardSkin“ (Link siehe unten), das auch unterwegs stets in meiner Jackentasche steckt.

Wenn man sich erst einmal an diese Arbeitsweise gewöhnt hat, ist das ähnlich komfortabel wie die Arbeit mit Scrivener oder einer ähnlichen Schreibsoftware.

Sogar wenn ich unterwegs mal weder mit dem Laptop noch mit dem Tablet, sondern lieber von Hand in mein Notizbuch schreibe, brauche ich meine Arbeitsweise nicht zu ändern: dank Karteikarten habe ich meine komplette Planung und Struktur jederzeit griffbereit dabei und sogar handschriftlich kann man mit Markdown-Formatierung schreiben und diese Passagen dann später zu Hause einfach und schnell abtippen.

Probieren Sie es ruhig einmal aus. Vielleicht werden auch Sie dann zu dem Schluss kommen, dass „einfach“ einfach die bessere Lösung ist.

Links:


Ablenkungsfreies Schreiben mit Blindwrite

Unsere Produktivität beim Schreiben hängt zu einem großen Teil von unseren Gewohnheiten ab. Und genau wie es verschiedene Gewohnheiten gibt, die uns beim Schreiben auf die Überholspur katapultieren können, gibt es andere, die uns gnadenlos ausbremsen. Dazu gehört auch der leider viel zu verbreitete Fehler, bereits während des Schreibens der Rohfassung mit der Überarbeitung zu beginnen – was ungefähr ebenso sinnvoll ist, wie beim Autofahren gleichzeitig aufs Gaspedal und auf die Bremse zu treten.

Unterm Strich kommt man weitaus besser voran, wenn man erst die Rohfassung fertigstellt, bevor man diese im zweiten Schritt überarbeitet und auf Hochglanz poliert. Doch leider ist es gar nicht so einfach, sich abzugewöhnen, entdeckte Fehler direkt zu korrigieren oder ganze Sätze noch einmal umzuformulieren.

Solange man beim Schreiben auf den Text schaut, neigt man automatisch dazu, parallel mitzulesen – und prompt fallen einem Tippfehler, Buchstabendreher und etwas verunglückte Formulierungen auf, die man dank Computer ja ganz schnell und einfach korrigieren kann. Doch wenn man dieser Versuchung nachgibt, reißt einen das ebenso schnell aus dem Schreibfluss, wie einen beim Autofahren ein energischer Tritt auf die Bremse bis zum Stillstand ausbremsen kann.

Es gibt allerdings ein praktisches kleines Online-Tool, um diese Versuchung auszuschalten: Blindwrite. Dieses Tool, das Sie unter http://www.blindwrite.co finden, blendet während des Schreibens den gerade geschriebenen Text aus bzw. macht ihn durch einen weißen, nebelartigen Schleier unlesbar. Man sieht zwar, dass der Text mit jedem Tastendruck weiter wächst, aber mitlesen oder gar korrigieren sind unmöglich.

Screenshot BlindwriteDie Bedienung des Programms ist einfach und selbsterklärend: Zu Beginn jeder Schreibsession gibt man ein Thema an, über das man schreiben will (sozusagen die Überschrift) und für wieviele Minuten man schreiben möchte – und schon kann es losgehen.

Auch wenn es anfangs ein recht ungewohntes Gefühl ist, den gerade geschriebenen Text nicht entziffern zu können, gewöhnt man sich schon nach wenigen Minuten daran. Und ab diesem Zeitpunkt wird man automatisch schneller – schließlich gibt es nur noch ein Vorwärts und kein Zurück mehr. Man sollte lediglich zwischendurch mal einen Blick auf die eigenen Finger werfen, um sicherzustellen, dass diese immer noch auf den richtigen Tasten liegen. Denn wenn man beim konzentrierten Zehn-Finger-Schreiben beispielsweise mit der rechten Hand um eine Taste nach rechts verrutscht ist, hat man am Ende der Schreibsession nichts als einen kaum zu entziffernden Buchstabensalat auf dem Bildschirm. ;-)

Während des Schreibens kann man im rechten oberen Bereich des Bildschirms einen kleinen Kreis sehen, der sich im Uhrzeigersinn langsam aufbaut. Sobald der Kreis vollständig geschlossen ist, ist die eingestellte Zeit abgelaufen. Auch ohne exakte Angaben in Minuten sieht man so recht genau, wieviel Zeit einem noch bleibt.

Nach Ablauf der Zeit wird der Text wieder komplett sichtbar und kann nun nun mit Copy & Paste exportiert werden, bevor man ggf. mit F5 die Seite erneut lädt, um die nächste Schreibsession zu starten.

Verglichen mit anderen Schreibapps, die in der Tradition alter Schreibmaschinen lediglich das Löschen und Überschreiben deaktivieren, um einen am Korrigieren / Überarbeiten zu hindern, ist Blindwrite noch effektiver, da sogar das reine Mitlesen verhindert wird und man sich somit ausschließlich auf das eigentliche Schreiben konzentriert.

Mogeln ist zwar möglich (der vernebelte Text wird sichtbar, wenn Sie ihn mit der Maus oder mit STRG+A markieren), doch ein Überarbeiten ist so dennoch nicht möglich, da der Text sofort wieder verschwimmt, sobald Sie den Curor an eine bestimmte Stelle platzieren. Insofern: Mission erfüllt! ;-)

Probieren Sie es einfach selbst einmal aus – vielleicht kommen Sie ja auch auf den Geschmack. Sie finden Blindwrite unter http://www.blindwrite.co.


Cold Turkey Writer – Patentrezept für ablenkungsfreies Schreiben

Wer mein Blog bzw. den WritersWorkshop Autorennewsletter schon etwas länger liest, kennt vermutlich meine Vorliebe für Schreibprogramme, die sich aufs ablenkungsfreie Schreiben spezialisiert haben.

Da wären zunächst mal die wegen ihrer schlichten, schnörkellosen und rein auf den Text fokussierten Optik als „Zenware“ bezeichneten Schreibprogramme wie WriteMonkey, FocusWriter oder Q10, bei denen man während des Schreibens nur den reinen Text sieht – keine Menüs, Icons oder Formatierungsoptionen. Auch Scrivener hat einen solchen Vollbildmodus, bei dem wahlweise alle anderen Hintergrundfenster gedimmt oder komplett ausgeblendet werden.

Diese Programme sind natürlich praktisch und nützlich, doch sie zwingen einen nicht, sich wirklich ausschließlich mit dem Schreiben zu beschäftigen. Trotz der ablenkungsfreien Oberfläche sind der Browser oder das Mailprogramm stets nur einen Mausklick oder eine Tastenkombination entfernt.

Doch jetzt gibt es es ein neues Schreibtool, das sich dieser Problematik annimmt und dafür sorgt, dass man wirklich am Ball bleibt und sich nicht durch eingehende Emails oder andere Verlockungen des Internets ablenken lässt: „Cold Turkey Writer“ (das früher erst „Forcedraft“ und dann „Writer’s Block“ hieß) ist ein simples kleines Windows-Programm, das den PC während des Schreibens in eine reine Schreibmaschine verwandelt – und zwar mit allen damit verbundenen Konsequenzen.

„Cold Turkey Writer“ ist ein wirklich kleines (weniger als 1 MB), portables Programm, das Sie nicht einmal auf Ihrem Rechner installieren müssen. Es läuft sowohl vom USB-Stick als auch direkt aus Ihrem Dropbox-Verzeichnis: einfach herunterladen, in einem separaten Ordner speichern und dann das Programm starten.

Sobald Sie das Programm starten, können Sie bis zum Beenden des Programms nur noch (!) mit „Cold Turkey Writer“ arbeiten. Das Programm wird im Vollbildmodus angezeigt, die Taskleiste und das Startmenü werden ausgeblendet und alle einschlägigen Tastenkombinationen, mit denen Sie üblicherweise zum Desktop gelangen, auf andere Programme umschalten oder das laufende Programm beenden, werden deaktiviert.

Solange Sie sich nur im Hauptmenü befinden und noch keine Herausforderung aktiviert haben, können Sie das Programm noch per „Quit“ beenden und zur normalen Windowsoberfläche zurückkehren.

Doch das wollen Sie in der Praxis natürlich nicht. Sie wollen ja zum Schreiben kommen – deswegen haben Sie „Cold Turkey Writer“ ja gestartet.

Die Optionen sind einfach: Über die beiden Haupt-Reiter wählen Sie, ob Sie mit einem neuen Dokument beginnen oder an einem bestehenden Manuskript weiter arbeiten wollen.

Jetzt haben Sie noch die Wahl, ob Sie eine bestimmte Anzahl Wörter schreiben oder eine bestimmte Anzahl Minuten lang fokussiert schreiben wollen. Was immer Sie wählen: die Entscheidung ist endgültig. Sobald Sie auf „Start“ drücken, haben Sie erst dann die Möglichkeit, Ihr Manuskript zu speichern und das Programm zu beenden, wenn Sie Ihr selbst gewähltes Ziel erreicht haben.

Als dritte Option gibt es noch „Don’t block me“. Hierbei werden zwar ebenfalls alle anderen Programme und Funktionen blockiert, aber Sie können jederzeit Ihr Manuskript speichern und das Programm beenden. Aber auf solche halbherzigen Versuche lassen Sie sich natürlich nicht ein, oder? ;-)

Screenshot Writer's BlockSobald Sie also auf „Start“ klicken, sehen Sie nur noch eine Schreibmaschinenseite, die den größten Teil des Bildschirms einnimmt, darüber den „Cold Turkey Writer“ Schriftzug mit einem dezenten Fortschrittsbalken, der sich langsam füllt, während Sie schreiben.

Je nachdem, ob Sie ein zeitliches Ziel oder eine bestimmte Anzahl von Wörtern gewählt haben, symbolisiert dieser Balken entweder, wie viele Wörter Ihnen noch zur Erreichung Ihres Ziels fehlen oder aber, wie lange Sie noch schreiben müssen.

Sobald Sie Ihr Ziel erreicht haben, verschwindet der Fortschrittsbalken und wird durch die beiden Optionen „Snooze (10 min)“ und „Save and Quit“ ersetzt.

Mit „Snooze“ lassen Sie sich auf weitere 10 Minuten konzentriertes Schreiben ein. Mit „Save and Quit“ speichern Sie Ihr Manuskript und beenden das Programm.

Natürlich müssen Sie die „Snooze“-Funktion nicht benutzen, wenn Sie vor dem Speichern einfach noch etwas weiter schreiben wollen. Sie können auch „einfach so“ weiter machen und erst dann auf „Save and Quit“ gehen, wenn Sie so weit sind.

Fazit: Cold Turkey Writer ist ein wahrlich minimalistisches Schreibtool. Sie können absolut nichts an der Optik verstellen: Weder die Farben noch die Schriftart oder die Schriftgröße.

Doch was es tut, macht es wirklich klasse: Es zwingt Sie dazu, die Sache zu Ende zu bringen. Wenn Sie mindestens 500 Wörter schreiben wollten, können Sie wirklich erst dann aufhören, wenn Sie Ihre 500 Wörter voll haben. Wenn Sie mindestens 30 Minuten lang schreiben wollten, bleibt Ihr PC bis zum Ablauf dieser 30 Minuten für alle anderen Aufgaben gesperrt.

Kein schnelles Umschalten auf den Browser, um „nur mal schnell“ etwas nachzuschauen oder zu recherchieren. Wenn Ihnen beim Schreiben Informationen fehlen, müssen Sie eben einen Platzhalter wie [Name des Bischofs von Köln in 1927] einsetzen und diese Lücken später bei der Überarbeitung füllen.

Es gibt ein paar Kleinigkeiten, die ich noch bei „Writer’s Block“ vermisse. In erster Linie wäre das die Anzeige des aktuellen Wordcounts für das komplette Manuskript und die aktuelle Session – eventuell bei den Optionen (nur Pro-Version), die man mit einem kleinen Pfeil in der linken unteren Bildschirmecke aufklappen kann. Aber vielleicht kommt das ja noch bei einer der nächsten Versionen.

Sie finden „Writer’s Block“ zum kostenlosen Download unter https://getcoldturkey.com/writer/.

Dort haben Sie auch die Möglichkeit, für 10 Dollar die kostenpflichtige Pro-Version zu bestellen. Der Haupt-Unterschied zur kostenlosen Version besteht darin, dass Sie bei der Pro-Version in den Optionen z.B. das Markieren von Text, die Cursortasten und die Delete-/Backspace-Tasten deaktivieren können, um so wirklich wie an einer klassischen Schreibmaschine ohne Korrekturband zu schreiben.

Zusätzlich können Sie in der Pro-Version Hintergrundgeräusche (Regen / Coffivity) aktivieren, um auch in lauteren Umgebungen ablenkungsfrei schreiben zu können.

Die Pro-Version ist meines Erachtens zwar zum Schreiben nicht erforderlich, bietet aber eine nette Möglichkeit, den Entwickler von „Cold Turkey Writer“ für seine gute Arbeit zu honorieren.


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Ablenkungsfreies Schreiben mit ZenPen

ZenPenBeim Stöbern im Internet bin ich wieder mal auf eine interessante Online-Schreib-App für Schriftsteller gestoßen: ZenPen.

Im Gegensatz zu den meisten Online-Apps erfordert ZenPen keinerlei Registrierung: Sie rufen einfach die Seite im Browser auf, löschen den Beispieltext und fangen an zu schreiben.

Das hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Es gibt keine Benutzernamen und Passwörter, die man sich merken müsste, und auch keine Daten, die irgendwo in der Cloud gespeichert sind. Doch auf der anderen Seite gibt es auch keine Möglichkeit, die geschriebenen Texte im Internet zu speichern und später von einem anderen PC daruf zuzugreifen, wie es beispielsweise mit Google Text oder der Online-Version von Microsoft Office möglich ist.

Stattdessen können Sie die geschriebenen Texte jederzeit im Markdown-Format, im HTML-Format oder als reinen Text lokal abspeichern (unterwegs z.B. auf einem USB-Stick) oder sie alternativ in einem der drei Formate in die Zwischenablage kopieren, um sie anschließend mit einem anderen Programm weiter zu bearbeiten.

ZenPen beschränkt sich auf relativ wenige Features, doch diese sind für die meisten Fälle völlig ausreichend: ein ablenkungsfreier Vollbildmodus, ein Nachtmodus mit heller Schrift auf dunklem Grund und die Möglichkeit, Texte als fett, kursiv oder als eingerücktes Zitat zu fomatieren. Auch Hyperlinks zu Webseiten und externen Quellen lassen sich schnell und einfach hinterlegen.

ZenPen ist eine gute Alternative, wenn man auf seinem Rechner kein Programm wie WriteMonkey, FocusWriter oder Q10 installiert hat und „nur mal schnell“ einen kurzen Text wie einen Blogpost schreiben möchte. Für längere Texte ist es nicht geeignet, da man zwar Texte exportieren/speichern, aber keine bestehenden Texte laden kann.

Schließt man versehentlich den Browser oder stürzt dieser ab, bevor man seinen Text speichern konnte, ist dieser verloren. Da man also immer einen USB-Stick zum Speichern braucht, um an einem fremden Rechner mit ZenPen arbeiten zu können, kann man sich auf denselben Stick auch gleich die portablen Versionen von WriteMonkey, FocusWriter oder Q10 installieren, die deutlich mehr Möglichkeiten bieten und bei denen man nicht Gefahr läuft, seinen Text durch einen falschen Mausklick zu verlieren.

Fazit: Falls ZenPen in einer späteren Mögichkeit bieten sollte, ähnlich wie beispielsweise Protectedtext die geschriebenen Texte passwortgeschützt auf dem Server des Anbieters zu speichern, würde ich es durchaus als Online-Alternative zu den bekannten Zenware-Schreibprogrammen empfehlen. Auf dem jetzigen Stand ist ZenPen jedoch nichts als eine nette Spielerei, für die sich leider in der Praxis kaum eine Anwendungsmöglichkeit findet.

Sie finden ZenPen unter http://www.zenpen.io.


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WriteMonkey 2.6 bringt praktische neue Funktionen

Im März ist die neue Version 2.6 des beliebten Zenware-Schreibprogramms WriteMonkey erschienen – und sie bringt gleich eine ganze Reihe nützlicher neuer und verbesserter Funktionen mit.

Dabei halten sich die Änderungen innerhalb des eigentlichen Programms sogar noch in Grenzen: Neben diversen Fixes und Patches im Hintergrund und kleinen, aber nützlichen Verbesserungen wie der neuen Version der Formatierungssprache „Markdown Extra“ fällt vor allem auf, dass das Sprünge-Fenster nun nicht mehr automatisch den Schreibbereich an die Bildschirmseite rückt. Stattdessen kann man den Schreibbereich nun sowohl mit der Maus (indem man auf einen leeren Platz in der Statusleiste klickt und ihn per Drag&Drop nach links oder rechts verschiebt) als auch mit der Tastatur („Vulkan-Griff“ STRG+ALT+SHIFT + Cursor links/rechts) beliebig innerhalb des Bildschirmfesnsters verschieben.

Diese Änderung dürfte mit der Einführung des neuen Plugins „Easy Jumps“ zusammenhängen, das in vielen Fällen das klassische Sprünge-Fenster ablösen dürfte. Aber dieses praktische kleine Tool stelle ich Ihnen nachher noch genauer vor.

Plugins statt neuer Funktionen

Generell fällt bei der neuen Version 2.6 ebenso wie bereits bei den letzten Updates auf, dass der WriteMonkey-Entwickler Iztok Strzinar immer weniger Änderungen und Ergänzungen im eigentlichen Hauptprogramm vornimmt, sondern mehr und mehr auf Plugins setzt, die man als Anwender nach Belieben installieren und so die Funktionalität von WriteMonkey gemäß den eigenen Bedürfnissen erweitern kann.

Als Basis für diese Plugins hat WriteMonkey ab der neuen Version auch eine noch bessere und leistungsstärkere API-Version an Bord, mit der es zukünftig noch leichter sein wird, mächtige und vielseitige Plugins für WriteMonkey zu entwickeln.

Dieser Trend weg von Programmänderungen und hin zu einzelnen Plugins hat eine ganze Reihe von Vorteilen – sowohl für den Programmierer als auch für die Anwender:

  1. Plugins sind modular, also eigenständige kleine Programme, die im Hintergrund laufen. Sie können unabhängig vom Hauptprogramm entwickelt, verbessert und einzeln aktiviert oder deaktiviert werden. Wenn ein Plugin Probleme macht, kann man es jederzeit einfach deaktivieren, ohne dass es die Funktion des Hauptprogramms in Mitleidenschaft zieht. Auch die Fehlersuche für Programmierer gestaltet sich einfacher, da sie sich nur auf das betroffene Plugin beschränken müssen. Für den Anwender bedeutet das, dass WriteMonkey trotz zunehmendem Funktionsumfang auch in Zukunft immer stabil, sicher und zuverlässig bleiben wird.
  2. Auch wenn alle bisher erhältlichen Plugins aus der Feder von Iztok Strzinar (dem Entwickler von WriteMonkey) stammen, können theoretisch auch andere Entwickler eigene Plugins für WriteMonkey entwickeln und so den Funktionsumfang des Programms fast beliebig erweitern. Das Projekt wird damit auf eine noch breitere Basis gestellt.
  3. WriteMonkey wird durch die Plugins für die Anwender noch einfacher konfigurierbar. Man muss nicht mehr das komplette Paket nehmen, sondern kann sich die Funktionen, die man gerne noch zusätzlich zum Leistungsumfang des Basisprogramms hätte, wie von einem Buffet zusammenstellen, indem man sich einfach die passenden Plugins herunterlädt und installiert.

Jedes der Plugins ist darum als separater Download auf der WriteMonkey-Seite erhältlich. Man entpackt lediglich die heruntergeladene ZIP-Datei mit dem jeweiligen Plugin in das Verzeichnis „Plugins“ von WriteMonkey, startet das Programm neu – und schon hat man die gewünschte Funktion mit an Bord.

Wie schalte ich die Plugins frei?

Der einzige Wermutstropfen (wenngleich zugegebenermaßen ein sehr kleiner) ist, dass die nützlichen Plugins nicht für Nutzer der kostenlosen Version von WriteMonkey zur Verfügung stehen. Ebenso wie bereits verschiedene andere Funktionen (z.B. das weiße Rauschen als Hintergrund für ablenkungsfreies Schreiben) stehen auch die Plugins nur für Spender zur Verfügung, die die Entwicklung von WriteMonkey mit einem kleinen Geldbetrag unterstützt haben.

Es ist allerdings weder schwierig noch teuer, Spender zu werden und sich so einen lebenslänglich gültigen Lizenzkey zu sichern, der nicht nur die Plugins, sondern auch alle anderen versteckten Zusatzfunktionen von WriteMonkey freischaltet: Auf der Startseite WriteMonkey.com finden Sie einen PayPal-Button (hier ein direkter Link zum Button), über den Sie dem Entwickler einen beliebigen Betrag in der Höhe, die Ihnen angemessen erscheint, zukommen lassen können. Und ein paar Euro sollte einem der Leistungsumfang eines Programms wie WriteMonkey durchaus wert sein – gerade wenn man berücksichtigt, seit wie vielen Jahren Iztok Strzinar seine Zeit unentgeltlich in die Weiterentwicklung und den Support dieses Programm steckt und wie sehr sich WriteMonkey dadurch in den letzten Jahren weiter entwickeln konnte.

Ihren Lizenzkey erhalten Sie anschließend per Mail.

Neue und verbesserte Plugins in Version 2.6

Wie bereits erwähnt sind neben Updates zu bestehenden Plugins (Pinnwand und automatisches Einrücken) mit der neuen Version 2.6 auch vier neue Plugins dazu gekommen:

RepoColor

In der letzten Version 2.5 hatte Iztok Strzinar die bei Autoren sehr beliebte farbliche Invertierung des Archivs abgeschafft. Bei WriteMonkey können Sie jederzeit mit F5 zwischen dem Haupttext und dem Archiv, einer Art versteckter Zwischenablage, hin und her schalten. Sie können das Archiv beispielsweise verwenden, um sich Notizen zu Ihrem aktuellen Text zu machen oder um Textausschnitte zwischenzulagern, die Sie später noch an anderer Stelle einfügen wollen.

Mit RepoColor kommt die farbliche Invertierung des Archvis zurück, die wirklich äußerst praktisch ist. So erkennen Sie jederzeit auf einen Blick, ob Sie sich gerade in Ihrem Haupttext oder im Archiv befinden. Schreiben Sie z.B. üblicherweise mit schwarzer Schrift auf hellgrauem Untergrund, wird das Archiv nun automatisch in hellgrauer Schrift auf schwarzem Untergrund dargestellt.

Das neue Plugin behebt das Problem der schlechten Lesbarkeit bei unterschiedlichen Farbkombinationen, das der Grund für die ursprüngliche Deaktivierung der Funktionalität in WriteMonkey 2.5 gewesen war.

MapJump

MapJump ermöglicht es Ihnen, längere Texte in WriteMonkey „aus der Vogelperspektive“ zu betrachten und schnell an eine bestimmte Stelle zu springen. Per Doppelklick neben den eigentlichen Text oder mit STRG+5 schaltet WriteMonkey die Ansicht auf einen schmalen Streifen um, der das komplette Dokument auf einen Blick zeigt. Natürlich können Sie in dieser Ansicht Ihren Text nicht mehr Wort für Wort lesen, aber Sie erkennen dennoch auf einen Blick, wo sich z.B. Kapitelüberschriften oder Absatzumbrüche befinden. Per Doppelklick in den Text können Sie nun schnell an eine beliebige Stelle springen.

WriteMonkey MapJump

Der MapJump lässt sich übrigens wunderbar mit dem Segmentfokus kombinieren. Wenn Sie einen kompletten Roman in einem einzigen WriteMonkey-Dokument schreiben (was in der Praxis natürlich nicht unbedingt die beste Lösung wäre) und per Segmentfokus alles bis auf das Kapitel ausgeblendet haben, an dem Sie momentan schreiben, zeigt die MapJump-Ansicht auch wirklich nur dieses eine Kapitel.

EasyJumps

Bei EasyJumps handelt es sich um das oben bereits erwähnte neue PlugIn, das das bisherige Sprünge-Fenster ergänzt bzw. für viele Anwender sogar ganz ablösen wird.

Während es sich beim klassischen „Sprünge-Fenster“ (das es natürlich weiterhin gibt) um ein echtes Windows-Fenster mit Rahmen und Button zum Schließen handelte, ist EasyJumps ein kleines blaues Fenster neben dem Text, das Sie beliebig verschieben und durch einen Doppelklick in die Überschriftenzeile jederzeit auf Symbolgröße verkleinern können.

Standardmäßig zeigt EasyJumps Ihnen die Überschriften der Kapitel oder Abschnitte innerhalb Ihres Textes, die Sie mit # bzw. ## markiert haben (siehe Screenshot).

Screenshot WriteMonkey

Das Fenster arbeitet dabei interaktiv. Das bedeutet: Wenn Sie eine neue Überschrift hinzufügen oder eine bestehende abändern, wird dies automatisch in der Liste aktualisiert, sobald Sie mit dem Cursor die jeweilige Zeile verlassen.

Auf diese Weise können Sie jederzeit schnell zwischen den einzelnen Kapiteln oder Abschnitten Ihres Texts hin und her navigieren, ohne lange hoch und runter scrollen zu müssen.

Auch wenn das klassische Sprünge-Fenster vom Funktionsumfang her naürlich deutlich leistungsfähiger als das kompakte EasyJumps ist, dürfte man es dennoch mit EasyJumps wesentlich seltener als bisher benötigen.

ScratchPad

Das letzte neue Plugin befindet sich noch im Beta-Stadium, wirkt aber jetzt bereits äußerst vielversprechend: Mit ScratchPad können Sie strukturierte Notizen á la ResophNotes in Ihrem WriteMonkey-Dokument hinterlegen.

Eine ausführliche Beschreibung hierzu finden Sie auf der Seite des Plugins: http://writemonkey.com/scratch_pad.php

Auch wenn ich dieses Feature, da es sich noch in einem relativ frühen Stadium befindet, noch nicht unbedingt für kritische und wichtige Daten und Projekte verwenden würde, kann man dennoch das Potential der neuen Funktion schon jetzt gut erkennen. Ich gehe davon aus, dass spätestens mit WriteMonkey 2.7 die finale Version von ScratchPad erhältlich sein wird.

Fazit

Mit den neuen Plugins und der verbesserten API ist das beste Zenware-Schreibprogramm noch einmal besser geworden. Wer bisher noch keinen Lizenzschlüssel hat, sollte mittlerweile wirklich zugreifen und durch eine kleine Spende an den Entwickler auch die Premium-Features von WriteMonkey freischalten.

Sobald man seinen Lizenzkey freigeschaltet hat, kann man sich unter http://writemonkey.com/plugins.php die passenden Plugins für WriteMonkey aussuchen und kostenlos herunterladen.

Sie finden die aktuelle Version von WriteMonkey unter http://writemonkey.com/__files/wm2603.zip.


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Android-Softwaretipp: Ungestört schreiben in lauten Umgebungen

Vor kurzem habe ich in meinem Blog davon erzählt, wie man die Kombination aus JotterPad, Dropbox und der Swype-Tastatur dazu nutzen kann, unterwegs mit seinem Android-Smartphone oder Android-Tablet sehr effektiv zu schreiben.

Aber was ist, wenn es unterwegs einfach zu laut ist, um sich aufs Schreiben zu konzentrieren? Egal ob Straßenlärm oder sich laut am Nebentisch unterhaltende Gäste – all das kann einen aus seiner Konzentration reißen und dafür sorgen, dass man mit dem Schreiben nicht sonderlich gut voran kommt.

Am Desktop-PC oder Laptop empfehle ich für solche Situationen immer ein paar gute Kopfhörer und die WhiteNoise-Funktion von WriteMonkey, das ebenfalls sehr nützliche ChatterBlocker (http://chatterblocker.com) oder die Café-Geräuschkulisse von Coffivity (http://coffitivity.com): Eine gleichmäßige, monotone Geräuschkulisse, die man sich auf die Kopfhörer legt, filtert fast alle störenden Umweltgeräusche aus und sorgt dafür, dass man auch in unruhigen Umgebungen konzentriert schreiben kann.

Doch auch für Android-Smartphones und -Tablets gibt es eine nützliche App zum Ausfiltern von Umgebungsgeräuschen. Trotz des Namens „Relax and Sleep“ ist das Programm nicht nur zum Entspannen und Einschlafen geeignet, sondern auch zum konzentrierten Schreiben.

Wenn einen also die laute Umgebung stört: Kopfhörer ins Smartphone oder Tablet einstöpseln, „Relax and Sleep“ starten und ein passendes Hintergrundgeräusch auf den Kopfhörer legen, das den störenden Lärm überlagert. Das Programm läuft dann im Hintergrund weiter, während Sie Ihr Schreibprogramm starten und sich ganz entspannt und fokussiert auf Ihren Text konzentrieren.

Die Einstellungsmöglichkeiten von „Relax and Sleep“ sind vorbildlich. Es stehen Dutzende von Hintergrundgeräuschen zur Verfügung, vom klassischen weißen und braunen Rauschen über Geräusche wie eine brummende Klimaanlage und das Rauschen von Wasser bis hin zum Knistern eines Lagerfeuers.

Man kann auch mehrere Geräusche miteinander kombinieren und dabei für jedes Geräusch eine separate Lautstärke einstellen, um so eine Geräuschkulisse zu komponieren, die man selbst beim Arbeiten als angenehm empfindet. Drei verschiedene Kombinationen lassen sich als Voreinstellungen abspeichern und per Knopfdruck jederzeit abrufen.

Sie finden „Relax and Sleep“ als kostenlosen Download im Google Play Store unter https://play.google.com/store/apps/details?id=com.mizusoft.relaxandsleep&hl=de.

Wer die Entwicklungsarbeit dieses nützlichen Programms honorieren möchte, kann dies durch den Kauf der kommerziellen Version „Relax and Sleep Plus“ tun, die für bescheidene 1,45 € die Möglichkeiten des Programms nochmals erweitert (mehr Presets, Import eigener Hintergrundgeräusche etc.).

Zum ablenkungsfreien Schreiben reicht die kostenlose Version jedoch voll und ganz aus.


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Mobiles Arbeiten mit Dropbox, JotterPad und Swype

Allzeit bereit mit Android?

Ist es möglich, unterwegs mit einem einfachen Tablet oder gar mit einem Smartphone sinnvoll an seinem Roman oder Sachbuch zu arbeiten? Hätte man mich das vor einigen Monaten gefragt, wäre die Antwort zweifellos Nein gewesen. Jedenfalls solange die Betonung auf sinnvoll liegt.

Dabei ist der Gedanke doch so schön. Smartphone und Tablet sind klein und handlich, so dass man sie immer dabei haben kann. Sie müssen nicht wie ein Laptop jedesmal erst hochgefahren werden, sondern sind rund um die Uhr im Standby und mit einem Knopfdruck sofort einsatzbereit. Der Touchscreen ermöglicht eine komfortable Bedienung und durch WLAN und Telefonkarte hat man stets Zugriff auf all seine Daten und ist mit seinen anderen Geräten wie PC oder Laptop vernetzt.

Das war für mich der Hauptgrund, mir fürs mobile Schreiben auch noch ein „Galaxy Tab 2″ von Samsung (3G-Version) zu holen. Die Erwartungen waren relativ hoch – schließlich sollte der 7″-Bildschirm ein flüssigeres Schreiben als das mit 4,3“ doch relativ kleine Display meines Smartphones ermöglichen. Die Ergebnisse waren anfangs jedoch eher ernüchternd.

Schreiben mit angezogener Handbremse „dank“ Bildschirm-Tastatur?

Dem sinnvollen Arbeiten mit den Android-Geräten standen dabei vor allem zwei Punkte im Weg: die Tastatur und die Synchronisation der Daten.

Zum einen finde ich, dass man mit einer normalen Bildschirmtastatur nicht gut tippen kann – und schon gar nicht schnell. Selbst auf der Bildschirmtastatur eines großen Tablets mit 10-Zoll-Display im Querformat kann man nicht wie auf einer klassischen Tastatur im 10-Finger-System schreiben, da man auf den virtuellen Tasten sehr leicht mit den Fingern verrutscht und zudem keinen richtigen Druckpunkt hat. Also tippt man doch wieder mit zwei Fingern, obwohl man es doch eigentlich besser kann. Spaß macht das nicht und man fühlt sich ausgebremst, da die Finger nie mit der Geschwindigkeit der Gedanken mithalten können.

Der zweite Nachteil ist, dass die meisten Schreibprogramme für Tablets und Smartphones ihre Daten lokal auf dem Gerät abspeichern und man diese erst zur weiteren Bearbeitung aufwändig auf den PC überspielen muss. Was nützt es mir, wenn Programme wie „Writer“ für Android eine ablenkungsfreie Schreibumgebung mit Live-Wordcount bieten, alle Texte aber in einem lokalen Verzeichnis auf dem Smartphone/Tablet ablegen, so dass ich diese erst per Mail oder gar per Kabel manuell auf den PC senden muss?

Als Kompromiss versuchte ich es mit Evernote und einer externen Bluetooth-Tastatur. Die Android-Version von Evernote synchronisiert sich zwar sauber mit dem PC und zeigt sogar die Anzahl der Wörter pro Notiz an, aber aufgrund seiner Datenstruktur, die alle Notizen nur mit Schlagworten versehen an der Zeitachse anheftet, ist es für das Schreiben von Büchern nicht gerade optimal geeignet.

Auch die Bluetooth-Tastatur war in der Praxis nicht mehr als ein Kompromiss. Zwar kann man damit fast so flüssig tippen wie mit einer großen PC-Tastatur, aber dafür hat man nochmal ein zusätzliches Gerät, das man zusätzlich zum Tablet auch noch mit sich herumschleppen muss, um unterwegs schreiben zu können. Der größte Vorteil eines Smartphones oder Tablets – nämlich dass es klein und handlich ist – geht dadurch flöten.

Da greift man dann doch lieber wieder zu Papier und Stift und lässt den Tablet-PC zum Schreiben links liegen.

Drei Tools für ein Hallelujah

Aus heutiger Sicht fällt meine Antwort allerdings anders aus. „Schuld daran“ ist die Kombination aus drei Programmen: JotterPad, Dropbox und Swype.

JotterPad ist ein Schreibprogramm aus dem Google Play Store, das selbst in der kostenlosen Standard-Version alle anderen kostenlosen Schreibprogramme für Android weit in den Schatten stellt.

Das Schöne an JotterPad ist, dass man damit die Texte nicht nur lokal auf dem Smartphone oder Tablet, sondern auf Wunsch (Internetverbindung per WLAN oder SIM-Karte vorausgesetzt) auch direkt in Dropbox speichern kann, so dass diese anschließend automatisch mit dem PC oder Laptop synchronisiert werden.

Die einzelnen Texte können dabei wahlweise als reiner Text oder im Markdown-Format angelegt werden. Das Markdown-Format ermöglicht es Ihnen, in Ihrem Text Formatierungen wie fett, kursiv, unterstrichen, Überschriften etc. zu verwenden.

Gerade diese Möglichkeit macht JotterPad so praktisch. Denn die unter Android mit Draft erstellten und via Dropbox automatisch auf den PC überspielten Texte lassen sich dort perfekt mit meinem Lieblings-Zenware-Schreibprogramm WriteMonkey weiter bearbeiten.

Wischen statt Schreiben

Dich selbst die perfekte Symbiose aus Dropbox und JotterPad macht ein Android-Tablet noch nicht zur perfekten Schreibmaschine. Denn es bleibt immer noch das Manko der Android-Bildschirmtastatur, die zum schnellen Schreiben absolut nicht geeignet ist.

Und damit kommen wir zum dritten und entscheidenden Baustein – der Swype-Tastatur. Dabei handelt es sich um eine weitere App aus dem Google Play Store, die zur Zeit noch für günstige 1,11 € angeboten wird, aber locker das zehnfache wert wäre.

Swype ersetzt die normale Android-Tastatur. Mit Swype können Sie natürlich weiterhin wie gewohnt Buchstabe für Buchstabe tippen, doch das werden Sie in der Praxis kaum noch machen, sobald Sie sich erstmal ab Swype gewöhnt haben. Mit Swype sind Sie wesentlich schneller, da Sie Wörter einfach mit Wischbewegungen eingeben können.

Dazu setzen Sie einfach den Finger auf den ersten Buchstaben des Wortes und bewegen ihn, ohne ihn von Bildschirm zu nehmen, in einer fließenden Bewegung über alle Buchstaben des Wortes. Das geht wesentlich schneller, als die einzelnen Buchstaben anzutippen – und die Erkennungsgenauigkeit von Swype ist von Anfang an beeindruckend. Selbst wenn Sie auf einen kleinen Bildschirm wie dem eines Smartphones mal nicht jeden Buchstaben exakt erwischen, ist das nicht tragisch. Swype erkennt trotzdem, was Sie schreiben wollten. Es ist beeindruckend zu erleben, wie schnell sich Swype dabei an Ihr Vokabular und Ihren Schreibstil gewöhnt.

Geübte Schreiber kommen mit Swype auf bis zu 55 Wörter pro Minute – das wären mehr als zehn Buchseiten in der Stunde. Natürlich ist das nur ein theoretischer Wert, den man in der Praxis nie erreichen dürfte – schließlich muss man sich die Formulierungen ja auch noch zurecht legen. Was ich damit sagen will ist lediglich, dass mit Swype die Tastatur nicht mehr das Nadelöhr darstellt.

Ach ja, auch dazu noch ein Tipp: Stellen Sie die Optik von Swype auf „Mitternacht“ oder „Quecksilber“ ein, da hier die „Zweitbelegungen“ der Tasten, die durch einen längeren Druck auf die jeweilige Taste aufgerufen werden können, durch die kontrastreichere Farbwahl wesentlich besser lesbar sind. So können Sie Sonderzeichen wie Anführzungszeichen, Bindestrich oder Ausführungszeichen wesentlich schneller eingeben, als wenn Sie dafür auf eine zweite oder gar dritte Tastaturansicht umschalten müssten.

Lobenswerterweise passt sich das Tastaturlayout von Swype an den zur Verfügung stehenden Platz an. Während sich Swype auf kleinen Handy-Displays auf die eigentliche Schreibmaschinen-Tastatur mit wenigen Sondertasten beschränkt, werden auf Tablets automatisch weitere Tasten (z.B. für die rasche Umschaltung auf einen 10er-Block mit Cursortasten) zugeschaltet.

Swype oder SwiftKey?

Oft wird auch das kostenlose SwiftKey als Alternative zu Swype empfohlen. Ich habe beide Tools im Praxistest miteinander verglichen und finde Swype wesentlich besser als das deutlich teurere SwiftKey. Swype ist präziser, hat ein editierbares Benutzer-Wörterbuch und ermöglicht es im Gegensatz zu SwiftKey, falsch erkannte Wörter auch im Nachhinein noch rasch zu korrigieren, indem man sie einfach antippt und die richtige Version aus den vorgeschlagenen Alternativen auswählt.

Der Vorteil von Swype gegenüber SwiftKey für Schriftsteller liegt in der unterschiedlichen Philosophie beider Programme: Swype hat von Anfang an auf die Wisch-Technologie gesetzt und übernimmt daher, nachdem man ein Wort mit „Wischen“ eingegeben hat, die aus seiner Sicht wahrscheinlichste Alternative in den Text, während weitere, ebenfalls wahrscheinliche Wortvorschläge oberhalb der Tastatur eingeblendet werden.

Hat Swype also einmal falsche Rückschlüsse gezogen, genügt meist ein Fingertipp auf das richtige Wort, um den Erkennungsfehler sofort zu korrigieren. Selbst wenn einem ein Fehler erst wesentlich später auffällt, genügt es, das falsche Wort anzutippen, um eine Vorschlagsliste einzublenden, was man stattdessen gemeint haben könnte, und dann das richtige Wort einfach anzutippen.

Dafür ist es allerdings so, dass Swype das nächste Wort im Text nur dann einblendet, wenn man das richtig erkannte (und somit optisch hervorgehobene) Wort in der Liste der Wortvorschläge durch antippen akzeptiert. Außer beim Schreiben von Kurznachrichten oder Mails, in denen sich bestimmte Wortfolgen recht häufig wiederholen, nutze ich diese Funktion aber relativ selten.

SwiftKey hat im Gegensatz zu Swype als „normale“ Tastatur für Android begonnen und die Wisch-Funktion erst in einer späteren Version als zusätzliches Feature spendiert bekommen. Dadurch ist diese Eingabemethode nicht so nahtlos in das Programm integriert wie bei Swype.

Die Stärken von SwiftKey liegen in der normalen Eingabe: Man tippt die ersten Buchstaben eines Worts und SwiftKey schlägt anhand dessen, was es über den eigenen Wortschatz und Schreibstil gelernt hat, die wahrscheinlichsten Wörter vor, die man meinen könnte. Sobald das gewünschte Wort in der Vorschlagsliste auftaucht, wählt man es per Fingertipp aus. Dann schlägt SwiftKey automatisch die Wörter vor, die man besonders häufig nach diesem Wort bzw. den zuletzt getippten Wörtern schreib. Schreibe ich z.B. „Ich habe“, schlägt SwiftKey Wörter wie „heute“, „keine“ oder „gerade“ vor. Ist einer der Wortvorschläge richtig, brauche ich ihn nur noch anzutippen und SwiftKey schlägt sofort vor, wie es im Text weitergehen könnte.

Diese Art der Eingabe hat man mit Swype allerdings auch – und ich konnte bisher nicht feststellen, dass die Wortvorschläge von SwiftKey besser als die von Swype wären. Das mag natürlich auch daran liegen, dass ich Swype bereits länger und auch häufiger als SwiftKey verwende – aber ich sehe beide Programme hier ungefähr gleichauf liegen.

Fakt ist also, dass Swype unterm Strich klar gewinnt, da die Korrektur von falsch erkannten Wischeingaben bei SwiftKey wesentlich umständlicher und zeitaufwändiger ist. Und die Wischmethode sollte für Schriftsteller die erste Wahl bei der Texteingabe sein.

Denn ganz ehrlich: Selbst wenn ein Wortvorschlag passen sollte, führt das Akzeptieren von automatischen Wortvorschlägen beim Schreiben kreativer Texte wie Romane oder Sachbücher doch dazu, dass man automatisch immer wieder dieselben Formulierungen verwendet. Für Mails oder Kurznachrichten ist das akzeptabel oder sogar produktiv, doch für Autoren ist es eine äußerst gefährliche Krücke.

Benutzen Sie daher als Eingabemethode lieber die Wischmethode – und die ist bei Swype wesentlich ausgereifter und besser implementiert als bei SwiftKey.

Fazit: Auch wenn die Kombination aus JotterPadDropbox und Swype natürlich kein Ersatz für Scrivener ist, das von Funktionsumfang her in einer ganz anderen Liga spielt (aber leider bisher nicht für Tablets erhältlich ist), hat man so doch eine komfortable und schnelle Reiseschreibmaschine.

Seit ich JotterPad benutze, schreibe ich des öfteren auch mal abends in der Couch beim Fernsehen an einem meiner Artikel weiter, wenn mal eine langweilige Passage oder eine Werbeunterbrechung kommt.

Das ist natürlich nicht so effektiv wie ungestörtes Schreiben am PC, aber gegen zwei bis drei Seiten während eines langweiligen Films, die man sonst nicht geschrieben hätte, ist schließlich auch nichts zu sagen.

Ein gewaltiger Vorteil ist, dass das Schreiben an Handy oder Smartphone gerade durch JotterPad keine „Insellösung“ mehr ist, sondern sich nahtlos in den „Workflow“ des Autors einbinden lässt. So kann ich tagsüber auf dem Handy ein paar Notizen für einen Blogpost oder Artikel in JotterPad festhalten, diese (dank der automatischen Synchronisierung über Dropbox) abends in der Couch mit meinem Tablet zu einem ersten Rohentwurf des Artikels erweitern und am nächsten Morgen ganz komfortabel am PC mit WriteMonkey ausfeilen und fertigstellen.

Lassen Sie es einfach mal auf einen Versuch ankommen, falls auch Sie ein Smartphone und/oder Tablet haben. Dropbox ist in der für unsere Zwecke ausreichenden Basisversion kostenlos und die Kombination aus JotterPad (in der Standard-Version kostenlos) und Swype (1,11 €) kostet weniger als ein Kaffee bei Starbucks.


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Ungestört schreiben in lauten Umgebungen

Auch wenn für die meisten für uns der Idealzustand darin bestehen dürfte, das wir immer eine ruhige, stille und ablenkungsfreie Schreibumgebung haben, dürfte dies in der Praxis sehr häufig nicht der Fall sein. Ob wir nun in einem Café sitzen, wo sich Leute am Nachbartisch lautstark unterhalten, oder ob wir zuhause schreiben wollen, während unser Partner Fernsehen will oder die Kinder im Hintergrund lautstark spielen – oft müssen wir entnervt feststellen, dass es bei all dem Lärm kaum möglich ist, einen klaren Gedanken zu fassen oder sich womöglich auf die Suche nach einer gelungenen Formulierung zu konzentrieren.

Eine seit jeher beliebte Lösung, derart störende Geräusche auszuschließen, sind Ohrenstöpsel, die allerdings meist auch nicht gerade angenehm zu tragen sind und eine nach einiger Zeit durch die durch den Druck schmerzenden Ohren mindestens ebenso sehr vom Schreiben ablenken wie zuvor die störenden Umweltgeräusche. Die andere, bessere Lösung besteht darin, sich Kopfhörer aufzusetzen und so statt der störenden, zufälligen Geräuschkulisse im Hintergrund selbst zu bestimmen, was man während des Schreibens hört.

Radiosender oder Hörbücher sind hierbei naturgemäß absolut ungeeignet, da man hier fast schon automatisch aktiv zuhört und sich somit erst recht nicht mehr aufs Schreiben konzentrieren kann. dasselbe gilt generell für alle Arten von Musik mit Sprache. Selbst wenn wir die gesungene Sprache nicht verstehen, beschäftigt sie doch automatisch unser Unterbewusstsein und lenkt uns somit ab. Ruhige Instrumentalmusik ist schon geeigneter, weswegen viele Schriftsteller, die ich kenne, zum Beispiel gerne keltische Musik beim Schreiben im Hintergrund hören.

Wenn es einem aber nicht in erster Linie um eine angenehme Geräuschkulisse geht, sondern darum, die störenden Umweltgeräusche auszufiltern, sind gleichmäßige, monotone Geräusche weitaus besser geeignet. Denken Sie hierbei nur an die einschläfernde Wirkung des monotonen Ratterns eines fahrenden Zuges.

Je monotoner und gleichförmiger ein Geräusch ist, umso schneller wird es von unserem Unterbewusstsein ausgefiltert und von uns gar nicht mehr bewusst wahrgenommen. Jemand, der an einer belebten Straße wohnt, wird irgendwann das stetige Geräusch der vorbeifahrenden Autos, das ihn in den ersten Tagen fast in den Wahnsinn getrieben hat, gar nicht mehr bewusst wahrnehmen.

Dasselbe gilt für Geräusche wie weißes Rauschen, rosa Rauschen oder braunes Rauschen. Wenn man erstmals damit anfängt, hiermit zu experimentieren, werden einen diese Geräusche in den ersten Minuten eher fürchterlich nerven, obwohl sie die Hintergrundgeräusche erfolgreich überdecken können. Doch noch einer kurzen Eingewöhnungsphase wird man feststellen, dass man das anfangs allzu störend empfundene Rauschen kaum noch wahrnimmt, sondern selbst in einer lauten Umgebung angenehm konzentriert arbeiten kann.

Wenn Sie auch einmal einen Selbstversuch starten wollen, können Sie sich entsprechende Soundsamples im Downloadbereich meiner Seite herunterladen. Diese ZIP-Datei enthält jeweils eine einminütige Sounddatei für weißes, rosa und braunes Rauschen.

Diese Hintergrundgeräusche können Ihnen dabei helfen, auch in lauten, unruhigen Umgebungen störungsfrei zu arbeiten, wenn Sie diese über Kopfhörer (wahlweise am Laptop über Ihren MediaPlayer oder mit einem beliebigen tragbaren MP3-Player) in einer für Sie angenehmen Lautstärke auf automatische Wiederholung geschaltet (ansonsten ist der Spaß nach einer Minute schon vorbei…) hören. Alle drei Dateien liegen im platzsparenden OGG-Format vor – Sie können die Dateien bei Bedarf natürlich auch problemlos ins MP3-Format umwandeln.

Zum Abspielen empfehle ich den kostenlosen MediaPlayer “Foobar2000“, der sich auch portabel auf einem USB-Stick installieren lässt, da dieser im Gegensatz zum Windows MediaPlayer, VLC oder dem MediaPlayer Classic das sogenannte “gapless playback” beherrscht: Hierdurch wird die Sounddatei, wenn man auf automatische Wiederholung stellt, ohne jegliche Pause wiedergegeben. Bei den meisten anderen Playern hört man eine kurze, aber dennoch störende Pause von einer knappen Sekunde, bevor die Sounddatei wieder von vorne beginnt.

Natürlich ist es wichtig, dass man hier ein wenig mit der Lautstärke experimentiert. Was für einen selbst die richtige Einstellung ist, richtet sich meist in erster Linie nach der Lautstärke und Intensität der zu überdeckenden Hintergrundgeräusche.


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