Bullet Journal für Schriftsteller

In den letzten Jahren ist das von Ryder Carroll entwickelte „Bullet Journal“ (http://bulletjournal.com/) zu einer der beliebtesten Möglichkeiten geworden, seine Aufgaben und Notizen festzuhalten. Man braucht dafür nichts weiter als ein Notizbuch mit durchnummerierten Seiten und einen Stift.

Ein solches Bullet Journal kann alle Arten von Informationen aufnehmen: zu erledigende Aufgaben, Notizen und Fakten, Ideen, Termine, diverse Listen, Ziele et cetera. Das macht es gerade für Schriftsteller zu einem äußerst praktischen Werkzeug.

Da es schon mehr als genug Seiten über das Führen eines Bullet-Journals gibt (über 60 Millionen Treffer für „Bullet Journal“ bei Google und fast eine halbe Million allein auf Deutsch) beschränke ich mich in diesem Artikel auf die Funktionsweise eines Bullet Journals und die praktische Anwendung für Schriftsteller.

Das Bullet Journal ersetzt sozusagen die ganzen fliegenden Zettel und losen Notizen, mit denen man bisher gearbeitet hat, und bündelt diese in einem einzigen Notizbuch. Und obwohl ein solches Bullet Journal schon nach kurzer Zeit so bunt zusammengewürfelt aussieht wie ein Patchwork-Teppich, wird es dennoch niemals unübersichtlich. Dabei arbeitet es mit einer ähnlichen Technik wie ein PC bei der Verwaltung von Daten auf der Festplatte.

Struktur im Chaos oder: fragmentierte Notizen

Vereinfacht ausgedrückt reserviert man die ersten Seiten seines Bullet Journals für das Inhaltsverzeichnis, das sich erst im Laufe der Zeit füllt, und beginnt anschließend damit, ganze Seiten für bestimmte Themen zu reservieren. Das kann ein Monatskalender sein, ein Planer für eine bestimmte Woche, eine Liste oder auch Notizen zu einem beliebigen Thema.

Jedes neue Thema bekommt eine Überschrift, die dann im Inhaltsverzeichnis ergänzt und mit der passenden Seitenzahl versehen wird.

Im Gegensatz zu einem klassischen Ordner-System, bei dem man nachträglich auch noch Blätter aus- und einheften kann, wächst ein Bullet Journal chronologisch. Da man nicht wissen kann, wie viel Platz man für ein bestimmtes Thema brauchen wird, können sich längere Themen durchaus wie eine fragmentierte Datei auf der Festplatte eines PCs auf verschiedene Blöcke innerhalb des Bullet Journals erstrecken.

Wenn ich beispielsweise auf Seite 47 ein neues Thema „Notizen Roman Blackbane“ beginne und dafür zunächst die aktuelle Seite reserviere, wächst das Bullet Journal parallel dazu weiter. So kann es sein, dass ich im ersten Schwung die Seiten 47-49 mit Notizen zum geplanten Roman fülle, danach aber erst einmal eine neue Seite für „Ideen für Blogposts“ brauche.

In der Praxis sieht das dann so aus, dass ich beim Start von „Notizen Roman Blackbane“ auf Seite 47 im Inhaltsverzeichnis zunächst einmal nur einen neuen Eintrag „Notizen Roman Blackbane: 47“ ergänze.

Sobald ich an den Punkt komme, an dem ich auf Seite 50 zu „Ideen für Blogposts“ übergehe, ergänze ich die ursprüngliche Angabe „Notizen Roman Blackbane: 47“ zu „Notizen Roman Blackbane: 47-49“ und lasse im Inhaltsverzeichnis darunter eine Zeile frei, da vermutlich im Laufe der Zeit mehr Seiten zu diesem Projekt dazukommen, als sich im Inhaltsverzeichnis in derselben Zeile dahinter schreiben lassen.

Wenn ich im Inhaltsverzeichnis bereits einen Eintrag „Ideen für Blogposts“ habe, ergänze ich dahinter die neu hinzugekommene Seite 50, so dass der Eintrag nun beispielsweise so aussehen könnte: „Ideen für Blogposts: 16-17, 23, 38-40, 50„.

So wächst das Inhaltsverzeichnis nach und nach mit dem Bullet Journal und ermöglicht es einem jederzeit, alle über das Buch verstreuten Notizen zu einem Projekt schnell und mühelos wiederzufinden.

Um das Inhaltsverzeichnis übersichtlich und platzsparend zu gestalten, kann man die einzelnen Seiten mit einem senkrechten Strich in der Mitte halbieren. Das zwingt einen, die Themenbezeichnungen kurz zu halten und sorgt dafür, dass man nur halb so viele Seiten für das Inhaltsverzeichnis reservieren muss.

Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten

Je länger man mit einem Bullet Journal arbeitet, desto mehr Dinge fallen einem ein, die man in einem solchen Journal notieren kann: Listen von Büchern, die man noch lesen möchte, Ideen für Romane, Kurzgeschichten, Blogposts oder Podcasts, Notizen und recherchierte Fakten zu verschiedenen Schreibprojekten und natürlich projektbezogene ToDo-Listen – also eine Auflistung der nächsten Schritte / wichtigsten Aufgaben, um mit diesem Schreibprojekt optimal voran zu kommen.

Man kann das Bullet Journal sogar dafür verwenden, unterwegs handschriftlich die nächste Szene seines aktuellen Romans oder die Rohfassung eines Blogposts zu Papier zu bringen.

Das geeignete Notizbuch

Die meisten Bullet-Journal-Fans verwenden gerne punktkarierte Notizbücher wie das Original-Bullet-Journal, das man über den Shop der Webseite von Ryder Carroll bestellen kann.

Punktkarierte Bücher kombinieren die Vorteile von kariertem Papier und Blanko-Papier: durch die kleinen Punkte, die sozusagen die Eckpunkte der Karos darstellen, kann man leichter Linien ziehen, zeichnen oder beim Schreiben darauf achten, dass man nicht schief und schräg schreibt, was bei Blanko-Papier schon einmal passieren kann.

Da das Original-Bullet-Journal von Ryder Carroll mit 25 USD + 9 USD Versand gerade für Kunden in Deutschland recht kostspielig ist, greifen viele Bullet-Journal-Fans stattdessen zu den etwas günstigeren Notizbüchern von Leuchtturm1917, die ebenfalls 249 nummerierte Seiten (also ca. 125 Blatt) haben und schon standardmäßig über ein Inhaltsverzeichnis verfügen. Dennoch liegen auch diese preislich immer noch zwischen 15 und 17 Euro.

Auch Moleskine und andere Anbieter wie Lemome bieten mittlerweile punktkarierte Notizbücher an, die vom Preis her günstiger liegen, aber dafür nicht über durchnummerierte Seiten verfügen. Hier liegen die Preise ab 11 Euro aufwärts.

Wer nicht so viel Geld für ein Notizbuch ausgeben möchte, kann natürlich auch auf die karierten A5-Notizbücher zurückgreifen, die es alle paar Monate für 2,99 Euro beim Discounter um die Ecke gibt. Diese sind mit 240 Seiten quasi genauso dick wie die „echten“ Bullet-Journal-Notizbücher und unterscheiden sich von offiziellen Bullet-Journal-Notizbüchern in erster Linie dadurch, dass die Seiten kariert statt punktkariert und nicht vornummeriert sind.

Wenn man den Fokus bei einem Bullet-Journal so wie ich eher auf das Festhalten von Ideen und Notizen als auf die künstlerisch wertvolle Gestaltung des Büchleins mit Kalligraphie und bunt ausgemalten Illustrationen legt, erweist sich kariertes Papier in der Praxis aber ohnehin als praktischer, da man so noch flüssiger schreiben kann.

Eine ebenso günstige und aus meiner Sicht noch praktischere Alternative sind karierte A5-Collegeblocks 100050393 von Oxford. Diese bekommt man beispielsweise als 5er-Pack über Amazon für 12,99 Euro. Wenn man „Oxford 100082393“ googelt, findet man auch Anbieter, die den Block schon unter 1,20 € verkaufen. Diese lohnen sich aufgrund der Versandkosten aber nur, wenn man direkt größere Mengen bestellt oder die Bestellung mit anderem Schreibmaterial kombinieren kann.

Die Oxford-Blöcke bieten zwar nur 160 Seiten (also 80 Blatt), die man auch noch von Hand nummerieren muss, haben dafür aber andere Vorteile:

  1. Das Papier ist so dick, dass man auch mit Füller oder Fineliner schreiben kann, ohne dass die Tinte durchdrückt. Das ist bei manchen Notizbüchern nicht der Fall, so dass man diese fast nur mit Bleistift oder Kugelschreiber benutzen kann. Durch die seidenglatte Oberfläche des Oxford-Papiers ist auch das Schreibgefühl sehr angenehm und flüssig.
  2. Während Notizbücher selbst bei guter Vorbereitung nicht glatt auf dem Tisch liegen (was ich persönlich beim Schreiben eher unpraktisch finde), lässt sich ein A5-Collegeblock jederzeit glatt aufschlagen. Man kann ihn sogar platzsparend umklappen, so dass man beim Schreiben nur die Hälfte an Platz benötigt.

Im Gegensatz zu billigeren College-Blöcken haben die Oxford 100050393 übrigens einen Deckel aus stabiler Pappe, der nicht so leicht Knicke bekommt wie die fast papierdünnen Deckblätter der Billigprodukte. Auch die Metallspirale ist solide verarbeitet und verbiegt nicht so schnell.

Den Nachteil, dass man bei einem Collegeblock kein Lesebändchen hat, mit dem man die aktuelle Seite markieren und so beim Aufschlagen leichter wiederfinden kann, kann man mit farbigen Haftstreifen mehr als kompensieren: Ich verwende unterschiedliche Farben für die jeweils aktuellen Seiten zu allen wichtigen Projekten, so dass ich in Sekundenschnelle jede benötigte Stelle wiederfinde.

Auch die etwas geringere Seitenzahl (160 statt 249) empfinde ich persönlich nicht als wirklichen Nachteil. Erstens reichen auch 160 Seiten meist mehrere Monate, und meist freue ich mich dann schon darauf, ein neues Journal zu beginnen, da das alte durch das ständige Mitnehmen von außen schon nicht mehr so ansehnlich aussieht.

Organisation nach Blättern oder Doppelseiten?

Beim Führen des Bullet Journals habe ich mir angewöhnt, gerade bei projektbezogenen Notizen immer gleich zwei Seiten auf einen Schlag für ein Thema zu reservieren. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. Neues Thema, neues Blatt
    Diese Variante eignet sich perfekt, wenn man mit einem Collegeblock arbeitet. Sie hat den Vorteil, dass man, sobald das Journal voll ist, alle Blätter mit Notizen zu einem bestimmten Projekt sauber heraustrennen und in seine Projektmappe einsortieren kann. Da ich mit einer Kombination aus dem Noguchi-Achiv und oben offenen Hängemappen arbeite, um meine laufenden Projekte zu organisieren, ist diese Variante mein Favorit.
  2. Neues Thema, neue Doppelseite
    Diese Variante ist praktischer, wenn man mit Notizbüchern statt mit Collegeblöcken arbeitet, da man hier keine einzelnen Blätter heraustrennen kann, ohne das Notizbuch zu verstümmeln. Neue Themen stets auf der linken Seite zu beginnen sorgt dafür, dass man mehr zusammengehörige Notizen auf einen Schlag im Blick hat. Und wenn das Buch voll ist, kann man am Scanner leicht alle zu einem Projekt gehörenden Doppelseiten (2 x A5 = A4 Querformat) zu einem mehrseitigen PDF (z. B. 12 Doppelseiten = 12 Querformat-Seiten im PDF) zusammenführen, das man dann am PC zusammen mit allen anderen zum Projekt gehörigen Unterlagen abspeichern kann.

Beide Varianten haben den Vorteil, dass man aus einem vollgeschriebenen Bullet-Journal leicht alle Inhalte extrahieren kann, die man auch später noch benötigt.

Das Bullet-Journal als ständiger Begleiter

Für mich persönlich ist das Bullet-Journal zu meinem ständigen Begleiter geworden. Es braucht keinen Akku und kein WLAN, lässt sich (im Gegensatz zu einem Laptop oder Tablet) auch bei grellem Tageslicht benutzen und, ganz ehrlich: kein Programm und keine App ist so flexibel und vielseitig wie Stift und Papier.

Probieren Sie es selbst einmal aus. Vielleicht kommen Sie ja auch auf den Geschmack. Ich würde mich freuen, von Ihren persönlichen Erfahrungen mit dem Bullet-Journal als Werkzeug für Schriftsteller zu hören.

Nie mehr Ideenmangel durch mobile Notizen

Fast alle Schriftsteller sind sich darüber einig, dass es wichtig ist, Ideen sofort zu notieren. Ideen sind eine flüchtige Angelegenheit. Wenn man wartet, bis man zuhause am PC oder am Schreibtisch ist, um sie aufzuschreiben, hat man sie in vielen Fällen schon wieder vergessen.

Auch wenn der Volksmund sagt „Was wichtig war, kommt wieder“ trifft dies auf Ideen in der Praxis leider nicht zu. Das wahre Potential einer Idee kann man meist erst dann erkennen, wenn man sich intensiver mit ihr auseinander setzt und sie von allen Seiten beleuchtet.

Und wie oft ist es so, dass man unterwegs eine tolle Idee für eine Geschichte hat, sie aber zuhause nur noch bruchstückhaft und unvollständig zusammen bekommt und am Schluss frustriert vor einem Haufen unvollständiger Puzzlesteinchen sitzt? Wenn man Ideen notiert, solange man sie noch frisch und mit allen Details im Kopf hat, kann einem so etwas nicht mehr passieren.

Wenn man sich nicht entsprechend vorbereitet, hat man natürlich ein Problem: Da hat man eine tolle Idee, aber keinen Stift, um sie zu notieren. Und wenn man doch einen Stift in der Jacken- oder Handtasche findet, hat man kein Papier und kritzelt die Idee schließlich in unleserlicher Kurzform auf die Rückseite eines alten Parkscheins oder Einkaufszettels. Optimal ist das nicht.

Aber was ist die beste Methode, um unterwegs seine Ideen zu notieren?

Aus eigener Erfahrung kann ich vier Methoden empfehlen, die sich für mich in der Praxis bewährt haben und die sich ausgezeichnet miteinander kombinieren lassen.

1. Das Moleskine-Notizbuch

Der zeitlose Klassiker und Liebling aller Autoren: Klein und handlich im Format passt das Moleskine in jede Jacken- oder Handtasche. Ein Gummizug verhindert, dass das Notizbuch in der Tasche aufklappt und die Seiten verknicken, eine Lesebändchen lässt einen in Sekundenschnelle die aktuelle Seite auffinden und in einer kleinen Gummilasche hat man seinen Stift stets griffbereit dabei.

In Verbindung mit dem dicken, hochwertigen Papier, den abgerundeten Ecken und dem robusten Einband ist das Moleskine in Sachen Optik und Haptik ein echter Genuss.

Auch wenn das Moleskine im Vergleich zu anderen NoName-Notizbüchern nicht ganz billig ist, lohnt sich die Ausgabe definitiv. Erstens dürfte ein Moleskine bei den meisten Autoren mehrere Monate lang halten, bevor es bis zur letzten Seite mit Notizen gefüllt ist, was die Kosten deutlich relativiert.

Zweitens haben Sie, wenn Sie tatsächlich ein komplettes Moleskine mit Ideen und Notizen gefüllt haben, einen wahren Schatz an Ideen, dessen Wert den des ursprünglichen Notizbuchs bei weitem übersteigt.

Und drittens zeigen Sie sich selbst mit hochwertigem Schreibzeug, dass Sie Ihrer schriftstellerischen Tätigkeit selbst einen hohen Wert beimessen. Das motiviert wiederum Ihr Unterbewusstsein, dieses edle Notizbuch mit wirklich guten Ideen zu füllen. Klingt banal, ist aber wahr – probieren Sie es einfach aus. ;-)

2. Karteikarten

Ein weiterer meiner Favoriten sind linierte Karteikarten im Format DIN-A7, die es in den unterschiedlichsten Farben gibt. Das Format hat gerade für Männer den Vorteil, dass es bequem in jede Hemdtasche passt, so dass man selbst im kurzärmeligen Sommerhemd stets Kugelschreiber und Karteikarten für schnelle Notizen dabei haben kann.

Gegenüber dem Moleskine haben Karteikarten mehrere Vorteile: Da wäre zunächst das bereits erwähnte kleine Format, durch das die Karteikarten ganz bequem sowohl in Hemdtaschen als auch in die Gesäßtaschen von Jeans passen. Darüber hinaus kann man die beschrifteten Karteikarten zuhause einfach in die Mappen der zugehörigen Projekte einsortieren, wenn man wie ich seine Projekte in Hängemappen organisiert.

3. Das digitale Diktiergerät

Wenn man unterwegs ist hat man manchmal keine Gelegenheit, mit Stift und Papier Notizen zu machen. Moleskine oder Karteikarten in der einen Hand zu halten und mit dem Stift in der anderen freihändig Notizen zu machen führt bestenfalls zu einer unleserlichen, krakeligen Handschrift. Und wenn man gerade im Auto im Stau oder an der Ampel steht, kann man erst recht nicht zum Stift greifen.

In diesen Fällen lernt man ein digitales Diktiergerät zu schätzen. Es läuft mit zwei ganz normalen AAA-Batterien etliche Stunden lang und bietet Platz für viele Stunden Aufzeichungen in höchstmöglicher Qualität. Im Gegensatz zu einem Smartphone (auf dessen individuelle Vorteile wir im nächsten Abschnitt noch eingehen werden) kann man das Diktiergerät ganz bequem mit einer Hand bedienen, ohne durch die haptische Benutzerführung dabei auch nur aufs Display schauen zu müssen.

Die aufgenommenen Notizen kann man abends abhören und in sein Ideenarchiv übertragen. Viele digitale Diktiergeräte erlauben es auch, die aufgezeichneten Notizen im MP3-Format auf den PC zu übertragen. Je nach Aufnahmequalität (die auch von eventuellen Störgeräuschen abhängt) kann man die Notizen auch mit einer Spracherkennungssoftware wie Dragon Naturally Speaking in geschriebenen Text umsetzen.

4. Smartphone

Die letzte und vielseitigste Option ist ein modernes Smartphone. Dabei ist es relativ egal, ob man sich für ein Android-Gerät oder für ein iPhone entscheidet. Die beiden besten Bildschirmtastaturen, die Swype-Tastatur und Swiftkey, gibt es mittlerweile nicht mehr nur für Android, sondern auch für iOS.

Mit der Swype-Tastatur muss man nicht mehr die einzelnen Buchstaben auf der Bildschirm-Tastatur antippen, sondern gibt Wörter einfach mit einer wischenden Bewegung über die einzelnen Buchstaben ein. Dabei muss man nicht einmal exakt die Tasten treffen, da die unscharfe Logik von Swype mit erstaunlicher Genauigkeit erkennt, was man gerade schreiben wollte. Mit etwas Übung kann man so am Smartphone oder Tablet ähnliche Tippgeschwindigkeiten erreichen wie am PC mit einer ausgewachsenen Schreibmaschinentastatur.

Auch ansonsten bieten Android und iOS ähnliche Möglichkeiten für Schriftsteller: Sie können Sprachnotizen aufnehmen, Texte und Notizen über Evernote oder OneNote erfassen, die automatisch mit den Daten auf Ihrem PC synchronsiert werden oder hochauflösende Bilder von interessanten Motiven machen. Durch die Spracherkennungsfunktion kann man Texte auch mit erstaunlicher Genauigkeit diktieren und vom Smartphone in Text übersetzen lassen, was allerdings am besten mit einer schnellen Datenverbindung oder im WLAN funktioniert, da die Sprachaufzeichnung zur Umsetzung in Text erst übers Internet übertragen werden muss.

Bei aller Begeisterung sollte man jedoch die Nachteile eines Smartphones auch nicht vergessen: Das Display ist bei grellem Sonnenlich im Freien teils nur schwer abzulesen, außerdem muss man beide Hände frei haben, um es richtig bedienen zu können.

Fazit:

Glücklicherweise muss man sich nicht für eine der vier Möglichkeiten entscheiden, sondern kann diese beliebig miteinander kombinieren: Wenn ich unterwegs bin, habe ich in den Jackentaschen mein Moleskine und mein Smartphone dabei, dazu einen dünnen Stapel Karteikarten in der Hemdtasche und ein Diktiergerät in der Hosentasche.

Wenn ich abends nach Hause komme, sortiere ich die im Laufe des Tages beschrifteten Karteikarten in die zugehörigen Projekt-Hängemappen. Alle Karten ohne konkreten Projektbezug wandern erst einmal ins Ideenarchiv.

Die am Smartphone über EverNote, OneNote oder Draft erfassten Notizen werden automatisch mit meinem PC synchronisiert, sobald ich wieder zuhause im WLAN bin, so dass ich hiermit überhaupt keine Arbeit habe.

Die Sprachnotizen von meinem Diktiergerät und die Notizen aus dem Moleskine übertrage ich meist nur einmal pro Woche – üblicherweise am Wochenende, Was zu einem laufenden Projekt gehört, kommt in die entsprechende Mappe (oder als Datei in das entsprechende Verzeichnis meiner Dropbox); Ideen ohne Projektbezug übertrage ich auf Karteikarten, die dann ins Ideenarchiv einsortiert werden.

Diese „viergleisige“ Arbeitsweise erscheint Ihnen vielleicht nach übertriebenem Aufwand, aber das täuscht. Dadurch, dass ich alle viel Methoden miteinander kombiniere, habe ich nicht etwa mehr Arbeit, als wenn ich mich auf eine der vier beschränken würde, sondern in der Praxis sogar weniger.

Wie bereits erwähnt ist nicht jede Methode immer gleich gut geeignet – aber es gibt kaum eine Situation, in der ich nicht mindestens eine der Methoden für eine schnelle Notiz verwenden könnte. Natürlich verwende ich bevorzugt die Methoden, die für mich den geringsten Aufwand bei der späteren Weiterverarbeitung bedeuten (also Karteikarten und Smartphone-Textnotizen), aber manchmal ist das Diktiergerät einfach praktischer oder das Moleskine mit seinem Platz für Skizzen, Zeichnungen und Mindmaps besser als eine kleine Karteikarte.

Probieren Sie es einfach mal für sich selbst aus. Sie werden sehen, wie schnell sich Ihr Ideenarchiv für Geschichten, Blogposts oder Artikel mit neuen, frischen Ideen füllt – mit Sicherheit deutlich schneller, als Sie diese Ideen jemals umsetzen können.

Der Vorteil ist: Mit einem vollen Ideenarchiv müssen Sie sich niemals fragen, was Sie als Nächstes schreiben sollen, sondern nur noch, was Sie als Nächstes schreiben sollen. ;-)


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