Bullet Journal für Schriftsteller

In den letzten Jahren ist das von Ryder Carroll entwickelte „Bullet Journal“ (http://bulletjournal.com/) zu einer der beliebtesten Möglichkeiten geworden, seine Aufgaben und Notizen festzuhalten. Man braucht dafür nichts weiter als ein Notizbuch mit durchnummerierten Seiten und einen Stift.

Ein solches Bullet Journal kann alle Arten von Informationen aufnehmen: zu erledigende Aufgaben, Notizen und Fakten, Ideen, Termine, diverse Listen, Ziele et cetera. Das macht es gerade für Schriftsteller zu einem äußerst praktischen Werkzeug.

Da es schon mehr als genug Seiten über das Führen eines Bullet-Journals gibt (über 60 Millionen Treffer für „Bullet Journal“ bei Google und fast eine halbe Million allein auf Deutsch) beschränke ich mich in diesem Artikel auf die Funktionsweise eines Bullet Journals und die praktische Anwendung für Schriftsteller.

Das Bullet Journal ersetzt sozusagen die ganzen fliegenden Zettel und losen Notizen, mit denen man bisher gearbeitet hat, und bündelt diese in einem einzigen Notizbuch. Und obwohl ein solches Bullet Journal schon nach kurzer Zeit so bunt zusammengewürfelt aussieht wie ein Patchwork-Teppich, wird es dennoch niemals unübersichtlich. Dabei arbeitet es mit einer ähnlichen Technik wie ein PC bei der Verwaltung von Daten auf der Festplatte.

Struktur im Chaos oder: fragmentierte Notizen

Vereinfacht ausgedrückt reserviert man die ersten Seiten seines Bullet Journals für das Inhaltsverzeichnis, das sich erst im Laufe der Zeit füllt, und beginnt anschließend damit, ganze Seiten für bestimmte Themen zu reservieren. Das kann ein Monatskalender sein, ein Planer für eine bestimmte Woche, eine Liste oder auch Notizen zu einem beliebigen Thema.

Jedes neue Thema bekommt eine Überschrift, die dann im Inhaltsverzeichnis ergänzt und mit der passenden Seitenzahl versehen wird.

Im Gegensatz zu einem klassischen Ordner-System, bei dem man nachträglich auch noch Blätter aus- und einheften kann, wächst ein Bullet Journal chronologisch. Da man nicht wissen kann, wie viel Platz man für ein bestimmtes Thema brauchen wird, können sich längere Themen durchaus wie eine fragmentierte Datei auf der Festplatte eines PCs auf verschiedene Blöcke innerhalb des Bullet Journals erstrecken.

Wenn ich beispielsweise auf Seite 47 ein neues Thema „Notizen Roman Blackbane“ beginne und dafür zunächst die aktuelle Seite reserviere, wächst das Bullet Journal parallel dazu weiter. So kann es sein, dass ich im ersten Schwung die Seiten 47-49 mit Notizen zum geplanten Roman fülle, danach aber erst einmal eine neue Seite für „Ideen für Blogposts“ brauche.

In der Praxis sieht das dann so aus, dass ich beim Start von „Notizen Roman Blackbane“ auf Seite 47 im Inhaltsverzeichnis zunächst einmal nur einen neuen Eintrag „Notizen Roman Blackbane: 47“ ergänze.

Sobald ich an den Punkt komme, an dem ich auf Seite 50 zu „Ideen für Blogposts“ übergehe, ergänze ich die ursprüngliche Angabe „Notizen Roman Blackbane: 47“ zu „Notizen Roman Blackbane: 47-49“ und lasse im Inhaltsverzeichnis darunter eine Zeile frei, da vermutlich im Laufe der Zeit mehr Seiten zu diesem Projekt dazukommen, als sich im Inhaltsverzeichnis in derselben Zeile dahinter schreiben lassen.

Wenn ich im Inhaltsverzeichnis bereits einen Eintrag „Ideen für Blogposts“ habe, ergänze ich dahinter die neu hinzugekommene Seite 50, so dass der Eintrag nun beispielsweise so aussehen könnte: „Ideen für Blogposts: 16-17, 23, 38-40, 50„.

So wächst das Inhaltsverzeichnis nach und nach mit dem Bullet Journal und ermöglicht es einem jederzeit, alle über das Buch verstreuten Notizen zu einem Projekt schnell und mühelos wiederzufinden.

Um das Inhaltsverzeichnis übersichtlich und platzsparend zu gestalten, kann man die einzelnen Seiten mit einem senkrechten Strich in der Mitte halbieren. Das zwingt einen, die Themenbezeichnungen kurz zu halten und sorgt dafür, dass man nur halb so viele Seiten für das Inhaltsverzeichnis reservieren muss.

Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten

Je länger man mit einem Bullet Journal arbeitet, desto mehr Dinge fallen einem ein, die man in einem solchen Journal notieren kann: Listen von Büchern, die man noch lesen möchte, Ideen für Romane, Kurzgeschichten, Blogposts oder Podcasts, Notizen und recherchierte Fakten zu verschiedenen Schreibprojekten und natürlich projektbezogene ToDo-Listen – also eine Auflistung der nächsten Schritte / wichtigsten Aufgaben, um mit diesem Schreibprojekt optimal voran zu kommen.

Man kann das Bullet Journal sogar dafür verwenden, unterwegs handschriftlich die nächste Szene seines aktuellen Romans oder die Rohfassung eines Blogposts zu Papier zu bringen.

Das geeignete Notizbuch

Die meisten Bullet-Journal-Fans verwenden gerne punktkarierte Notizbücher wie das Original-Bullet-Journal, das man über den Shop der Webseite von Ryder Carroll bestellen kann.

Punktkarierte Bücher kombinieren die Vorteile von kariertem Papier und Blanko-Papier: durch die kleinen Punkte, die sozusagen die Eckpunkte der Karos darstellen, kann man leichter Linien ziehen, zeichnen oder beim Schreiben darauf achten, dass man nicht schief und schräg schreibt, was bei Blanko-Papier schon einmal passieren kann.

Da das Original-Bullet-Journal von Ryder Carroll mit 25 USD + 9 USD Versand gerade für Kunden in Deutschland recht kostspielig ist, greifen viele Bullet-Journal-Fans stattdessen zu den etwas günstigeren Notizbüchern von Leuchtturm1917, die ebenfalls 249 nummerierte Seiten (also ca. 125 Blatt) haben und schon standardmäßig über ein Inhaltsverzeichnis verfügen. Dennoch liegen auch diese preislich immer noch zwischen 15 und 17 Euro.

Auch Moleskine und andere Anbieter wie Lemome bieten mittlerweile punktkarierte Notizbücher an, die vom Preis her günstiger liegen, aber dafür nicht über durchnummerierte Seiten verfügen. Hier liegen die Preise ab 11 Euro aufwärts.

Wer nicht so viel Geld für ein Notizbuch ausgeben möchte, kann natürlich auch auf die karierten A5-Notizbücher zurückgreifen, die es alle paar Monate für 2,99 Euro beim Discounter um die Ecke gibt. Diese sind mit 240 Seiten quasi genauso dick wie die „echten“ Bullet-Journal-Notizbücher und unterscheiden sich von offiziellen Bullet-Journal-Notizbüchern in erster Linie dadurch, dass die Seiten kariert statt punktkariert und nicht vornummeriert sind.

Wenn man den Fokus bei einem Bullet-Journal so wie ich eher auf das Festhalten von Ideen und Notizen als auf die künstlerisch wertvolle Gestaltung des Büchleins mit Kalligraphie und bunt ausgemalten Illustrationen legt, erweist sich kariertes Papier in der Praxis aber ohnehin als praktischer, da man so noch flüssiger schreiben kann.

Eine ebenso günstige und aus meiner Sicht noch praktischere Alternative sind karierte A5-Collegeblocks 100050393 von Oxford. Diese bekommt man beispielsweise als 5er-Pack über Amazon für 12,99 Euro. Wenn man „Oxford 100082393“ googelt, findet man auch Anbieter, die den Block schon unter 1,20 € verkaufen. Diese lohnen sich aufgrund der Versandkosten aber nur, wenn man direkt größere Mengen bestellt oder die Bestellung mit anderem Schreibmaterial kombinieren kann.

Die Oxford-Blöcke bieten zwar nur 160 Seiten (also 80 Blatt), die man auch noch von Hand nummerieren muss, haben dafür aber andere Vorteile:

  1. Das Papier ist so dick, dass man auch mit Füller oder Fineliner schreiben kann, ohne dass die Tinte durchdrückt. Das ist bei manchen Notizbüchern nicht der Fall, so dass man diese fast nur mit Bleistift oder Kugelschreiber benutzen kann. Durch die seidenglatte Oberfläche des Oxford-Papiers ist auch das Schreibgefühl sehr angenehm und flüssig.
  2. Während Notizbücher selbst bei guter Vorbereitung nicht glatt auf dem Tisch liegen (was ich persönlich beim Schreiben eher unpraktisch finde), lässt sich ein A5-Collegeblock jederzeit glatt aufschlagen. Man kann ihn sogar platzsparend umklappen, so dass man beim Schreiben nur die Hälfte an Platz benötigt.

Im Gegensatz zu billigeren College-Blöcken haben die Oxford 100050393 übrigens einen Deckel aus stabiler Pappe, der nicht so leicht Knicke bekommt wie die fast papierdünnen Deckblätter der Billigprodukte. Auch die Metallspirale ist solide verarbeitet und verbiegt nicht so schnell.

Den Nachteil, dass man bei einem Collegeblock kein Lesebändchen hat, mit dem man die aktuelle Seite markieren und so beim Aufschlagen leichter wiederfinden kann, kann man mit farbigen Haftstreifen mehr als kompensieren: Ich verwende unterschiedliche Farben für die jeweils aktuellen Seiten zu allen wichtigen Projekten, so dass ich in Sekundenschnelle jede benötigte Stelle wiederfinde.

Auch die etwas geringere Seitenzahl (160 statt 249) empfinde ich persönlich nicht als wirklichen Nachteil. Erstens reichen auch 160 Seiten meist mehrere Monate, und meist freue ich mich dann schon darauf, ein neues Journal zu beginnen, da das alte durch das ständige Mitnehmen von außen schon nicht mehr so ansehnlich aussieht.

Organisation nach Blättern oder Doppelseiten?

Beim Führen des Bullet Journals habe ich mir angewöhnt, gerade bei projektbezogenen Notizen immer gleich zwei Seiten auf einen Schlag für ein Thema zu reservieren. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. Neues Thema, neues Blatt
    Diese Variante eignet sich perfekt, wenn man mit einem Collegeblock arbeitet. Sie hat den Vorteil, dass man, sobald das Journal voll ist, alle Blätter mit Notizen zu einem bestimmten Projekt sauber heraustrennen und in seine Projektmappe einsortieren kann. Da ich mit einer Kombination aus dem Noguchi-Achiv und oben offenen Hängemappen arbeite, um meine laufenden Projekte zu organisieren, ist diese Variante mein Favorit.
  2. Neues Thema, neue Doppelseite
    Diese Variante ist praktischer, wenn man mit Notizbüchern statt mit Collegeblöcken arbeitet, da man hier keine einzelnen Blätter heraustrennen kann, ohne das Notizbuch zu verstümmeln. Neue Themen stets auf der linken Seite zu beginnen sorgt dafür, dass man mehr zusammengehörige Notizen auf einen Schlag im Blick hat. Und wenn das Buch voll ist, kann man am Scanner leicht alle zu einem Projekt gehörenden Doppelseiten (2 x A5 = A4 Querformat) zu einem mehrseitigen PDF (z. B. 12 Doppelseiten = 12 Querformat-Seiten im PDF) zusammenführen, das man dann am PC zusammen mit allen anderen zum Projekt gehörigen Unterlagen abspeichern kann.

Beide Varianten haben den Vorteil, dass man aus einem vollgeschriebenen Bullet-Journal leicht alle Inhalte extrahieren kann, die man auch später noch benötigt.

Das Bullet-Journal als ständiger Begleiter

Für mich persönlich ist das Bullet-Journal zu meinem ständigen Begleiter geworden. Es braucht keinen Akku und kein WLAN, lässt sich (im Gegensatz zu einem Laptop oder Tablet) auch bei grellem Tageslicht benutzen und, ganz ehrlich: kein Programm und keine App ist so flexibel und vielseitig wie Stift und Papier.

Probieren Sie es selbst einmal aus. Vielleicht kommen Sie ja auch auf den Geschmack. Ich würde mich freuen, von Ihren persönlichen Erfahrungen mit dem Bullet-Journal als Werkzeug für Schriftsteller zu hören.

Mobiles Ideenarchiv mit Simplenote

Wenn man ein Ideenarchiv am Computer oder mobil auf seinem Smartphone oder Tablet führen wollte, war früher Evernote die erste Wahl. Doch seit Evernote nicht nur die Preise erhöht, sondern auch die zuvor  für die meisten von uns völlig ausreichende kostenlose Version auf nur noch zwei Geräte beschnitten hat, suchen viele Schriftsteller nach einer günstigen und leistungsfähigen Alternative ohne monatliche Kosten und lästige Beschränkungen.

Notizenverwaltungsprogramme gibt es viele – doch einen geeigneten Ersatz für Evernote zu finden, erweist sich als echte Herausforderung.

PC-Programme wie CintaNotes haben gegenüber Evernote den Nachteil, dass sie erstens rein lokal arbeiten (also kein automatisches Update der Notizen in der Cloud und auch keine Synchronisierung zwischen verschiedenen Rechnern) und zweitens nur für Windows zur Verfügung stehen.

Viele Smartphone-Apps kommen aus denselben Gründen nicht in Frage: keine Synchronisierung mit dem PC, oft werden die Notizen nur lokal auf dem Smartphone gespeichert und können lediglich einzeln per Mail o.ä. exportiert werden. Für ein effektives Ideenarchiv ist jedoch eine Synchronisierung in beide Richtungen erforderlich: Ideen, die ich am PC festhalte oder bearbeite, sollten auf dem Smartphone ebenso zur Verfügung stehen wie umgekehrt. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass als Evernote-Nachfolger kein Programm in Frage kommt, das nicht auch als Windows- oder Mac-Version erhältlich ist oder zumindest eine Weboberfläche hat.

Microsoft OneNote ist zwar mittlerweile für quasi alle Betriebssysteme kostenlos erhältlich, doch der Funktionsumfang ist für eine reine Notizenverwaltung schon fast zu groß, was gerade auf kleinen Bildschirmen wie denen von Smartphones die Bedienung etwas unübersichtlich und kompliziert macht.

Google Notizen (Android, iOS, Chrome, Web) finde ich persönlich mit seiner Notizzettel-Optik zu unübersichtlich. Die ganze Funktionalität ist auf kurze Notizen wie Kontaktdaten, Einkaufslisten, Zitate oder ToDos ausgelegt, nicht auf die Verwaltung längerer Textdokumente. Für Romanideen, bei denen die Notizen schon mal etwas umfangreicher ausfallen können, ist Google Notizen eher ungeeignet.

Doch es gibt ein Programm, das die komfortable Erfassung, Verwaltung und Synchronisierung von Notizen über die Grenzen unterschiedlicher Betriebssysteme ermöglicht, und dabei dennoch dauerhaft kostenlos ist, so dass es sich perfekt als Nachfolger für Evernote eignet: Simplenote – ein Produkt von Automattic (den Entwicklern von WordPress).

Simplenote ist das Programm, das ich selbst nutze, um Ideen festzuhalten und zu entwickeln. Es hat eine ganze Reihe von Stärken, die es für mich zum perfekten Ideenarchiv für Schriftsteller machen:

  1. Simplenote ist für PC, Mac, Linux, Android, iOS und als Weboberfläche für den Browser erhältlich und kann somit auf so ziemlich jedem PC, Tablet oder Smartphone genutzt werden.
  2. Simplenote ist uneingeschränkt kostenlos nutzbar – inklusive uneingeschränkter Online-Speicherung von Notizen und automatischer Synchronisierung mit allen Geräten, auf denen man mit seinem Account angemeldet ist. Alle Notizen, die ich also beispielsweise unterwegs auf meinem Smartphone festhalte, stehen mir automatisch zuhause auch an meinem PC zur Verfügung.
  3. Simplenote beherrscht Markdown-Formatierung inklusive Vorschau. Man kann also nicht nur reine Textnotizen erfassen, sondern diese auch schon per Markdown formatieren – ein dickes Plus gegenüber rein textbasierten Notizenverwaltungs-Programmen.
  4. Simplenote hat eine Historien-Funktion, mit der Sie sozusagen die Zeit zurück drehen und den früheren Stand einer Notiz aufrufen können. Das ist ideal, wenn man versehentlich etwas gelöscht oder überschrieben hat, das man wiederherstellen möchte.
  5. Simplenote hat für jede Notiz einen Wordcount, was es nicht nur ideal zum Festhalten von Ideen, sondern auch zum Schreiben ganzer Texte wie Blogposts, Artikel oder sogar Kurzgeschichten macht.
  6. Die Notizen werden standardmäßig (ähnlich wie beim Noguchi-System) nach Änderungsdatum sortiert, so dass die neuesten / zuletzt geänderten Notizen stets zuoberst stehen. Zusätzlich kann man wichtige Notizen, die man nicht aus den Augen verlieren will, ganz oben in der Liste „anheften“.

Die Optik von Simplenote ist minimalistisch, aber stilvoll. Es gibt lediglich zwei Themes (hell und dunkel), zwischen denen man wählen kann. Darüber hinaus kann man lediglich die Schriftgröße an seine eigenen Vorlieben anpassen. Doch mehr braucht man offengestanden auch nicht.

Natürlich ist auch Simplenote (noch) nicht perfekt. So ist das Tags-System, mit dem man den Notizen ähnlich wie bei Evernote Schlagwörter zuweisen kann, nur eingeschränkt nutzbar, da man stets nur nach einem Schlagwort filtern kann. Wenn zukünftige Versionen der App die Möglichkeit bieten, nach mehreren Schlagwörtern (z.B. „Setting“ und „Fantasy“) gleichzeitig zu filtern, wäre das ideal.

Solange das nicht funktioniert, kann man sich allerdings mit eindeutigen Tags behelfen, die dann quasi wie Ordner funktionieren – nur dass dank Tags/Schlagwörtern jede Notiz gleichzeitig in mehreren Ordnern liegen kann.

Wenn ich beispielsweise in Simplenote Ideen für Fantasy, Science-Fiction und Thriller sammle, kann ich eindeutige Tags wie „#FA_Ch“ (Fantasy Charakter), „#SF_Se“ (Science-Fiction Setting) oder „#Th_Ro“ (Thriller Romanidee) vergeben. Zusätzlich ordne ich den einzelnen Ideen auch noch Tags nach Genre oder Art der Idee zu (z.B. #SF für Science-Fiction, #Te für Technologie), so dass ich auch beispielsweise mit dem Tag #Ch unabhängig vom Genre alle in Simplenote festgehaltenen Ideen für Charaktere auflisten kann.

Wenn man seine Tags sortieren möchte, kann man dies über die Windows-Version von Simplenote erledigen. Dort können Sie auf „Edit“ gehen und die einzelnen Schlagwörter mit den drei Strichen am rechten Rand in die gewünschte Reihenfolge sortieren, bevor Sie die Bearbeitung mit „Done“ abschließen.

Ich selbst kombiniere Simplenote mit dem papierbasierten Noguchi-System, das ich beim letzten Mal vorgestellt hatte. Ideen werden zuerst in Simplenote gesammelt. Für den Anfang (erste Notizen) reicht das voll und ganz aus. Sobald ich mich etwas intensiver mit der jeweiligen Idee beschäftige (also weitere Dateien, Ausdrucke oder andere papierbasierte Notizen dazu kommen), exportiere ich die Notiz aus Simplenote in eine separate Datei, die dann ausgedruckt wird und als erste Notiz in einen neuen Umschlag meines papierbasierten Ideenarchivs wandert. Anschließend lösche ich die Notiz aus Simplenote, um das dort geführte Ideenarchiv schlank und übersichtlich zu halten.

Probieren Sie es ruhig selbst einmal aus. Sie finden Simplenote unter:
https://simplenote.com.


Denken Sie schriftlich

Einer der besten Tipps, den ich jedem Schriftsteller ans Herz legen kann, ist dieser: Gewöhnen Sie sich an, schriftlich zu denken.

Schriftlich denken? Ganz genau. Es ist zweitrangig, ob Sie lieber handschriftlich (und insofern automatisch etwas bedächtiger) arbeiten oder doch lieber die Finger über die PC-Tastatur fliegen lassen. Wichtig ist nur, dass Sie sich angewöhnen, nicht mehr nur über ein Thema nachzudenken, sondern Ihre Gedanken, Ideen und Erkenntnisse gleichzeitig schriftlich festzuhalten.

Es geht dabei keinesfalls darum, jeden Gedanken druckreif auszuformulieren, bevor man ihn zu Papier bzw. auf den Bildschirm bringt, sondern einfach nur, nichts verloren gehen zu lassen.

Zum Thema „schriftlich denken“ gibt es zwei ausgezeichnete Zitate, die die Vorteile und den Nutzen dieser Technik auf den Punkt bringen:

  • „Ohne zu schreiben, kann man nicht denken; jedenfalls nicht in anspruchsvoller, anschlussfähiger Weise.“ Niklas Luhmann (deutscher Soziologe und Schriftsteller)
  • „Docendo disco, scribendo cogito“ (lateinisches Sprichwort, übersetzt: „Ich lerne, indem ich lehre, und denke, indem ich schreibe.“)

Außer dem unschätzbaren Vorteil, dass einem auf diese Weise kein potentiell wichtiger Gedanke mehr verloren geht, sondern man im Nachhinein immer noch einmal das Protokoll seiner Denkprozesse und Ideen durchgehen und wichtige Ansatzpunkte herausziehen kann, ist das „schriftliche Denken“ übrigens auch ein ausgezeichnetes Mittel gegen Schreibblockaden und falschen Perfektionismus.

In unserem Wortschatz kennen wir zwar die von Schriftstellern gefürchtete Schreibblockade, aber (außer vielleicht in scherzhaftem Zusammenhang) weder eine Denkblockade noch eine Redeblockade. Wir denken den ganzen Tag über dies, das oder jenes nach und reden mit Freunden, Familie und Kollegen über alles, was uns gerade so durch den Kopf geht, ohne dabei großartig über Form und hochgestochene Formulierungen nachzudenken.

Genauso sollte man beim „schriftlichen Denken“ vorgehen: Schreiben Sie einfach ungefiltert alles mit, was Ihnen bei der Planung einer Kurzgeschichte, eines Artikels oder einer Romanhandlung durch den Kopf geht. Ungefiltert und ganz bewusst unperfekt. Was Sie hier aufschreiben, muss außer Ihnen selbst nie irgend ein Mensch zu Gesicht bekommen. Es ist lediglich Rohmaterial, bei dessen späterer Durchsicht Sie allerdings häufig mehr als nur eine einzelne Perle entdecken werden, die Ihnen zwischen den Fingern hindurch gerutscht wäre, wenn Sie nicht alles im selben Augenblick aufgeschrieben hätte.

Natürlich erfordert es ein wenig Übung, den inneren Kritiker in seine Schranken zu verweisen und einfach „mitzuschreiben“, was Ihnen beim Nachdenken über ein bestimmtes Thema durch den Kopf geht. Doch wenn Ihr ‚innerer Kritiker‘ erst einmal merkt, dass dies wirklich nichts anderes als Notizen sind, die gar nicht den Anspruch haben, später in irgendeinem Zusammenhang veröffentlicht zu werden, wird er Sie schließlich in Ruhe lassen.

Das „Schriftliche Denken“ können Sie für jedes Schreibprojekt einsetzen: ob Sie sich nun über die Motivation einer bestimmten Romanfigur, ihre Vergangenheit oder ihre Pläne Gedanken machen oder eine bestimmte Szene in Ihrem „Kopfkino“ durchspielen – gewöhnen Sie sich an, alles mitzuschreiben.

Diese „Mitschrift“ Ihrer Gedanken können Sie (auch wenn Sie das natürlich nicht müssen) anschließend ausdrucken und mit Textmarker oder farbigen Finelinern die wichtigsten Gedanken, Punkte und Anregungen markieren, die Sie weiter verfolgen wollen.

Das „schriftliche Denken“ ist natürlich keinesfalls auf Schreibprojekte beschränkt. Auch wenn Sie sich Gedanken machen, was für ein Auto oder Smartphone Sie sich kaufen sollten oder was Sie im kommenden Sommerurlaub unternehmen wollen – eine Mitschrift Ihrer Gedanken hilft Ihnen mehr als alles andere, Klarheit zu gewinnen und die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Probieren Sie es einfach einmal aus. Ich bin sicher, dass Sie schon bald nicht mehr darauf verzichten möchten.


Nie mehr Ideenmangel durch mobile Notizen

Fast alle Schriftsteller sind sich darüber einig, dass es wichtig ist, Ideen sofort zu notieren. Ideen sind eine flüchtige Angelegenheit. Wenn man wartet, bis man zuhause am PC oder am Schreibtisch ist, um sie aufzuschreiben, hat man sie in vielen Fällen schon wieder vergessen.

Auch wenn der Volksmund sagt „Was wichtig war, kommt wieder“ trifft dies auf Ideen in der Praxis leider nicht zu. Das wahre Potential einer Idee kann man meist erst dann erkennen, wenn man sich intensiver mit ihr auseinander setzt und sie von allen Seiten beleuchtet.

Und wie oft ist es so, dass man unterwegs eine tolle Idee für eine Geschichte hat, sie aber zuhause nur noch bruchstückhaft und unvollständig zusammen bekommt und am Schluss frustriert vor einem Haufen unvollständiger Puzzlesteinchen sitzt? Wenn man Ideen notiert, solange man sie noch frisch und mit allen Details im Kopf hat, kann einem so etwas nicht mehr passieren.

Wenn man sich nicht entsprechend vorbereitet, hat man natürlich ein Problem: Da hat man eine tolle Idee, aber keinen Stift, um sie zu notieren. Und wenn man doch einen Stift in der Jacken- oder Handtasche findet, hat man kein Papier und kritzelt die Idee schließlich in unleserlicher Kurzform auf die Rückseite eines alten Parkscheins oder Einkaufszettels. Optimal ist das nicht.

Aber was ist die beste Methode, um unterwegs seine Ideen zu notieren?

Aus eigener Erfahrung kann ich vier Methoden empfehlen, die sich für mich in der Praxis bewährt haben und die sich ausgezeichnet miteinander kombinieren lassen.

1. Das Moleskine-Notizbuch

Der zeitlose Klassiker und Liebling aller Autoren: Klein und handlich im Format passt das Moleskine in jede Jacken- oder Handtasche. Ein Gummizug verhindert, dass das Notizbuch in der Tasche aufklappt und die Seiten verknicken, eine Lesebändchen lässt einen in Sekundenschnelle die aktuelle Seite auffinden und in einer kleinen Gummilasche hat man seinen Stift stets griffbereit dabei.

In Verbindung mit dem dicken, hochwertigen Papier, den abgerundeten Ecken und dem robusten Einband ist das Moleskine in Sachen Optik und Haptik ein echter Genuss.

Auch wenn das Moleskine im Vergleich zu anderen NoName-Notizbüchern nicht ganz billig ist, lohnt sich die Ausgabe definitiv. Erstens dürfte ein Moleskine bei den meisten Autoren mehrere Monate lang halten, bevor es bis zur letzten Seite mit Notizen gefüllt ist, was die Kosten deutlich relativiert.

Zweitens haben Sie, wenn Sie tatsächlich ein komplettes Moleskine mit Ideen und Notizen gefüllt haben, einen wahren Schatz an Ideen, dessen Wert den des ursprünglichen Notizbuchs bei weitem übersteigt.

Und drittens zeigen Sie sich selbst mit hochwertigem Schreibzeug, dass Sie Ihrer schriftstellerischen Tätigkeit selbst einen hohen Wert beimessen. Das motiviert wiederum Ihr Unterbewusstsein, dieses edle Notizbuch mit wirklich guten Ideen zu füllen. Klingt banal, ist aber wahr – probieren Sie es einfach aus. ;-)

2. Karteikarten

Ein weiterer meiner Favoriten sind linierte Karteikarten im Format DIN-A7, die es in den unterschiedlichsten Farben gibt. Das Format hat gerade für Männer den Vorteil, dass es bequem in jede Hemdtasche passt, so dass man selbst im kurzärmeligen Sommerhemd stets Kugelschreiber und Karteikarten für schnelle Notizen dabei haben kann.

Gegenüber dem Moleskine haben Karteikarten mehrere Vorteile: Da wäre zunächst das bereits erwähnte kleine Format, durch das die Karteikarten ganz bequem sowohl in Hemdtaschen als auch in die Gesäßtaschen von Jeans passen. Darüber hinaus kann man die beschrifteten Karteikarten zuhause einfach in die Mappen der zugehörigen Projekte einsortieren, wenn man wie ich seine Projekte in Hängemappen organisiert.

3. Das digitale Diktiergerät

Wenn man unterwegs ist hat man manchmal keine Gelegenheit, mit Stift und Papier Notizen zu machen. Moleskine oder Karteikarten in der einen Hand zu halten und mit dem Stift in der anderen freihändig Notizen zu machen führt bestenfalls zu einer unleserlichen, krakeligen Handschrift. Und wenn man gerade im Auto im Stau oder an der Ampel steht, kann man erst recht nicht zum Stift greifen.

In diesen Fällen lernt man ein digitales Diktiergerät zu schätzen. Es läuft mit zwei ganz normalen AAA-Batterien etliche Stunden lang und bietet Platz für viele Stunden Aufzeichungen in höchstmöglicher Qualität. Im Gegensatz zu einem Smartphone (auf dessen individuelle Vorteile wir im nächsten Abschnitt noch eingehen werden) kann man das Diktiergerät ganz bequem mit einer Hand bedienen, ohne durch die haptische Benutzerführung dabei auch nur aufs Display schauen zu müssen.

Die aufgenommenen Notizen kann man abends abhören und in sein Ideenarchiv übertragen. Viele digitale Diktiergeräte erlauben es auch, die aufgezeichneten Notizen im MP3-Format auf den PC zu übertragen. Je nach Aufnahmequalität (die auch von eventuellen Störgeräuschen abhängt) kann man die Notizen auch mit einer Spracherkennungssoftware wie Dragon Naturally Speaking in geschriebenen Text umsetzen.

4. Smartphone

Die letzte und vielseitigste Option ist ein modernes Smartphone. Dabei ist es relativ egal, ob man sich für ein Android-Gerät oder für ein iPhone entscheidet. Die beiden besten Bildschirmtastaturen, die Swype-Tastatur und Swiftkey, gibt es mittlerweile nicht mehr nur für Android, sondern auch für iOS.

Mit der Swype-Tastatur muss man nicht mehr die einzelnen Buchstaben auf der Bildschirm-Tastatur antippen, sondern gibt Wörter einfach mit einer wischenden Bewegung über die einzelnen Buchstaben ein. Dabei muss man nicht einmal exakt die Tasten treffen, da die unscharfe Logik von Swype mit erstaunlicher Genauigkeit erkennt, was man gerade schreiben wollte. Mit etwas Übung kann man so am Smartphone oder Tablet ähnliche Tippgeschwindigkeiten erreichen wie am PC mit einer ausgewachsenen Schreibmaschinentastatur.

Auch ansonsten bieten Android und iOS ähnliche Möglichkeiten für Schriftsteller: Sie können Sprachnotizen aufnehmen, Texte und Notizen über Evernote oder OneNote erfassen, die automatisch mit den Daten auf Ihrem PC synchronsiert werden oder hochauflösende Bilder von interessanten Motiven machen. Durch die Spracherkennungsfunktion kann man Texte auch mit erstaunlicher Genauigkeit diktieren und vom Smartphone in Text übersetzen lassen, was allerdings am besten mit einer schnellen Datenverbindung oder im WLAN funktioniert, da die Sprachaufzeichnung zur Umsetzung in Text erst übers Internet übertragen werden muss.

Bei aller Begeisterung sollte man jedoch die Nachteile eines Smartphones auch nicht vergessen: Das Display ist bei grellem Sonnenlich im Freien teils nur schwer abzulesen, außerdem muss man beide Hände frei haben, um es richtig bedienen zu können.

Fazit:

Glücklicherweise muss man sich nicht für eine der vier Möglichkeiten entscheiden, sondern kann diese beliebig miteinander kombinieren: Wenn ich unterwegs bin, habe ich in den Jackentaschen mein Moleskine und mein Smartphone dabei, dazu einen dünnen Stapel Karteikarten in der Hemdtasche und ein Diktiergerät in der Hosentasche.

Wenn ich abends nach Hause komme, sortiere ich die im Laufe des Tages beschrifteten Karteikarten in die zugehörigen Projekt-Hängemappen. Alle Karten ohne konkreten Projektbezug wandern erst einmal ins Ideenarchiv.

Die am Smartphone über EverNote, OneNote oder Draft erfassten Notizen werden automatisch mit meinem PC synchronisiert, sobald ich wieder zuhause im WLAN bin, so dass ich hiermit überhaupt keine Arbeit habe.

Die Sprachnotizen von meinem Diktiergerät und die Notizen aus dem Moleskine übertrage ich meist nur einmal pro Woche – üblicherweise am Wochenende, Was zu einem laufenden Projekt gehört, kommt in die entsprechende Mappe (oder als Datei in das entsprechende Verzeichnis meiner Dropbox); Ideen ohne Projektbezug übertrage ich auf Karteikarten, die dann ins Ideenarchiv einsortiert werden.

Diese „viergleisige“ Arbeitsweise erscheint Ihnen vielleicht nach übertriebenem Aufwand, aber das täuscht. Dadurch, dass ich alle viel Methoden miteinander kombiniere, habe ich nicht etwa mehr Arbeit, als wenn ich mich auf eine der vier beschränken würde, sondern in der Praxis sogar weniger.

Wie bereits erwähnt ist nicht jede Methode immer gleich gut geeignet – aber es gibt kaum eine Situation, in der ich nicht mindestens eine der Methoden für eine schnelle Notiz verwenden könnte. Natürlich verwende ich bevorzugt die Methoden, die für mich den geringsten Aufwand bei der späteren Weiterverarbeitung bedeuten (also Karteikarten und Smartphone-Textnotizen), aber manchmal ist das Diktiergerät einfach praktischer oder das Moleskine mit seinem Platz für Skizzen, Zeichnungen und Mindmaps besser als eine kleine Karteikarte.

Probieren Sie es einfach mal für sich selbst aus. Sie werden sehen, wie schnell sich Ihr Ideenarchiv für Geschichten, Blogposts oder Artikel mit neuen, frischen Ideen füllt – mit Sicherheit deutlich schneller, als Sie diese Ideen jemals umsetzen können.

Der Vorteil ist: Mit einem vollen Ideenarchiv müssen Sie sich niemals fragen, was Sie als Nächstes schreiben sollen, sondern nur noch, was Sie als Nächstes schreiben sollen. ;-)


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Microsoft OneNote – kostenloses Tool für Schriftsteller

Seit dem 18.03.14 stellt Microsoft sein Notizenverwaltungsprogramm OneNote, das bisher ausschließlich im Rahmen eines kompletten Office-Pakets oder einzeln für stolze 69 Euro vertrieben wurde, der Allgemeinheit kostenlos zur Verfügung – und zwar nicht irgendeine überalterte oder stark abgespeckte Version, sondern die aktuelle Version aus Office 2013.

Der Grund für Microsofts Initiative ist recht offensichtlich: Hier geht es in erster Linie um Marktanteile und darum, den Bekanntheitsgrad von OneNote zu erhöhen. Dieser Schlag zielt in Richtung des großen Konkurrenten EverNote, der sich mit seiner kostenlosen Notizverwaltungssoftware seit Jahren großer Bekanntheit und Beliebtheit erfreut. Dabei nehmen die Entwickler von Evernote ihr Geld nicht durch den Verkauf der Software ein, sondern durch den Verkauf eines günstigen Abos mit mehr Speicherplatz und zusätzlichen Funktionen.

Dieser Schritt ist mehr als Grund genug, sich Microsoft OneNote einmal genauer anzuschauen. Ist OneNote für Schriftsteller geeignet? Was genau kann man als Autor damit anfangen? Ist es besser als EverNote? Schlechter? Oder einfach nur anders?

OneNote für alle Betriebssysteme

OneNote ist seit dem März-Update als kostenloses Programm für so ziemlich alle bekannten stationären und mobilen Betriebssysteme erhältlich: Es gibt Versionen für WindowsMac OS-XAndroid, iOS (sogar als separate Versionen für iPadund iPhone), natürlich auch für Microsofts hauseigenes Smartphone-Betriebssystem Windows Phone und last not least eine webbasierte Version, die man einfach über den Browser aufrufen und benutzen kann.

Dabei gelten allerdings ein paar kleine Einschränkungen, denn um OneNote kostenlos nutzen zu können, sollte man schon ein aktuelles Betriebssystem auf seinem Rechner, Tablet oder Smartphone haben. So läuft die neue Mac-Version erst ab MacOS-X 10.6.6, die Versionen für iPad und iPhone erst ab iOS 7.0 und auch für die Windows-Version muss der eigene Rechner unter Windows 8 oder zumindest unter Windows 7 laufen.

PC-Besitzer mit Vista oder gar noch mit Windows XP bleiben außen vor. Das ist allerdings nicht unbedingt ein reiner Schachzug von Microsoft, um PC-Besitzer zum Upgrade auf ein aktuelleres Betriebssystem zu drängen. Da das neue, kostenlose OneNote auf der aktuellen Version OneNote 2013 basiert, ist es nicht überraschend, dass es ebenso wie das komplette 2013er Office-Paket nur noch unter Windows 7 und Windows 8 läuft.

Wer noch ein älteres Betriebssystem auf seinem Rechner hat, kann lediglich auf die browserbasierte Version ausweichen, die zwar auch unter XP oder Vista problemlos läuft, aber dafür im Vergleich zu den Desktop-Versionen nur über eingeschränkte Möglichkeiten verfügt.

Ältere Versionen von OneNote, die noch mit XP oder Vista kompatibel waren, werden übrigens nicht kostenlos angeboten. Diese müssen weiterhin ganz normal gekauft werden – genau wie auch OneNote 2013 überraschenderweise weiterhin auch als einzelnes Programm für 69 Euro bestellt werden kann.

Datensicherung und Synchronisierung

Das Speichern und Synchronisieren der Daten ist bei OneNote sehr einfach und unkompliziert gelöst. Das neue OneNote wurde von Microsoft als Online-Tool konzipiert und speichert standardmäßig alle Daten in der Cloud – genauer gesagt im SkyDrive, das man bei Microsoft kostenlos im Rahmen eines Microsoft-Accounts erhält.

Zum Microsoft-Konto gehört neben SkyDrive und der kostenlosen Webversion von OneNote natürlich noch mehr: ebenso wie man bei Google mit seinem Konto Zugriff auf Googlemail, den Google Kalender und Google Text&Tabellen hat, hat man bei Microsoft Zugriff auf Outlook, den Kalender, Word, Excel, Powerpoint und natürlich jetzt auch auf OneNote. All diese Programme speichern ihre Daten online im SkyDrive des Anwenders ab.

Obwohl man mit dem normalen SkyDrive bereits 7 GB Onlinespeicher hat, was für Texte, Tabellen und OneNote-Notizbücher mehr als ausreichend sein sollte, kann man bei Microsoft nun auch auf das neue OneDrive aufstocken, einen Dropbox-ähnlichen Synchronisierungsdienst. Hier erhält man schon für die Einrichtung weitere 3 GB Speicher, bis zu 5 weitere GB sind für Empfehlungen an Freunde und Bekannte drin.

Da OneNote alle Daten online speichert, ist eine Registrierung (bzw. eine Anmeldung be einem bereits vorhandenen Microsoft-Konto) natürlich erforderlich. Das war für viele User bei der Android-Version bereits Grund genug, das Programm direkt negativ zu bewerten – aber warum? Auch beim großen Konkurrenten EverNote muss man sich registrieren und sich einen Online-Cloudspeicher anlegen, ohne den auch hier nichts läuft. Ebenso wie bei Dropbox, Copy und allen anderen Online-Diensten.

Wer also generell Bedenken dagegen hat, sich irgendwo registrieren zu müssen und seine Daten online in der Cloud zu speichern, muss auf OneNote ebenso wie auf EverNote verzichten.

Die Online-Speicherung der Daten hat für den User in der Praxis große Vorteile: Man braucht bei OneNote seine Notizbücher niemals explizit zu speichern. OneNote speichert sämtliche Änderungen automatisch, so dass die online gespeicherten Daten stets auf dem aktuellen Stand sind und selbst durch einen Programm- oder Rechnerabsturz keine Daten verloren gehen können.

Die Windows-Version speichert übrigens alle Notizbücher parallel auch lokal, so dass man auch hier stets eine Offline-Sicherheitskopie hat. Nicht, dass man diese brauchen würde. Die Online-Speicherung ist in Sachen „Prävention von Datenverlust“ mindestens ebenso sicher wie jede Datensicherung, die man sich auf dem eigenen Rechner einrichten kann.

Organisation mit OneNote

Ähnlich wie EverNote speichert auch OneNote seine Notizen in Notizbüchern ab – doch damit enden die Ähnlichkeiten auch schon fast. Denn während die Notizbücher von EverNote die Notizen innerhalb eines Notizbuchs mehr chronologisch ordnen und lediglich über Schlagwörter und eine ausgefeilte Such- und Filterfunktion zugänglich machen, sind die Notizbücher in OneNote mehr wie „echte“ Notizbücher oder Akten aufgebaut.

Screenshot OneNote

Bei OneNote handelt es sich um einen echten Freiform-Organizer, in dem man so ziemlich alles ablegen kann, was einem einfällt: Texte, Bilder, Links, Audio- und Video-Aufzeichnungen und sogar freihändige Skizzen.

Dabei ist OneNote nicht wie EverNote nur eine Sammlung „loser Notizzettel“ in einzelnen Notizbüchern, sondern eine hierarchisch sauber strukturierte Datensammlung. Das macht OneNote, wie wir nachher noch sehen werden, zu einem idealen Werkzeug für Schriftsteller.

Die oberste Ebene in OneNote sind die einzelnen Notizbücher, vergleichbar mit Dateien in Word, Excel oder ähnlichen Programmen. Innerhalb eines Notizbuchs kann man beliebig viele Abschnitte definieren. Diese Abschnitte lassen sich mit Aktenreitern oder Trennblättern in einem Hängeregister oder Aktenordner vergleichen – oder mit den farbigen PostIt-Fähnchen, die man in einem normalen Notizbuch an den Seitenrändern platzieren kann, um bestimmte Stellen schneller wieder zu finden.

Innerhalb eines solchen Abschnitts kann man wiederum beliebig viele Seiten anlegen. Diese bestehen ähnlich wie bei EverNote aus einer Überschriftszeile, die zugleich den Titel des Blatts in der Übersicht ergibt, und dem eigentlichen Text.

Seiten lassen sich dabei beliebig per Drag&Drop verschieben und sogar hierarchisch anordnen. Man kann also zu einer Seite noch beliebig viele Unterseiten anlegen und diese, wenn die Hauptseite „zugeklappt“ ist, gemeinsam innerhalb von OneNote beliebig verschieben.

Auch bei den Abschnitten gibt es eine ähnliche Funktion – die Abschnittsgruppen. Hiermit legt man quasi ein Notizbuch innerhalb eines Notizbuchs an, das wiederum eigene Abschnitte und sogar Abschnittsgruppen haben kann. Sozusagen eine Mischung aus den ineinander stapelbaren russischen Holzpüppchen und der mehrstufigen Datenstruktur eines guten Outliners.

Egal, wie man seine Daten und Notizen in OneNote organisieren möchte: hier wird man kaum an die Grenzen des Möglichen stoßen.

OneNote – besser als EverNote?

An dieser Stelle werden sich viele Leser die Frage stellen, was denn nun besser ist: EverNote oder OneNote. Glücklicherweise ist dies keine Entweder-Oder-Entscheidung, sondern beide Programme haben ihre individuellen Stärken und können wunderbar in enger Symbiose nebeneinander existieren.

Was mir bei OneNote persönlich wesentlich besser als bei EverNote gefällt, ist die hierarchische und damit sehr buchähnliche Organisation der Daten. Gerade für die Planung von Romanen, Sachbüchern oder auch Blogposts finde ich es wesentlich übersichtlicher und leichter bedienbar als EverNote.

Schön ist auch die Konzeption als Freiform-Editor: Man kann überall auf jeder Seite hinklicken, dort etwas hinschreiben, ein Bild oder einen Link einfügen oder von Hand bzw. mit der Maus etwas zeichnen. Alle Notizen lassen sich jederzeit anklicken und per Drag&Drop an eine andere Stelle ziehen. Das ist wunderbar flexibel und lässt einem größtmögliche kreative Freiheiten.

Dafür hat EverNote im Vergleich zu OneNote in Sachen Schlagwörter/Tags ganz klar die Nase vorne. Hier ist OneNote eher rudimentär ausgestattet, während das Verschlagworten von Einträgen in Evernote extrem komfortabel und leistungsfähig ist.

Auch die Such- und Filterfunktion ist in EverNote noch einfacher und komfortabler als in OneNote gelöst: Schon während man im Such-/Filterfenster tippt, schränkt man die verbleibenden Notizen interaktiv immer weiter ein. Auch hier also ein Punkt für EverNote.

Doch glücklicherweise muss man sich als Autor ja nicht für eines von beiden Programmen entscheiden, sondern kann beide durchaus parallel zueinander verwenden. EverNote ist nach wie vor mein Favorit, wenn es darum geht, bei der Recherche schnelle Notizen und Webclips aus dem Internet zu kopieren und zu verschlagworten.

Allerdings ist OneNote ganz klar meine erste Wahl, wenn es um das Planen und Organisieren von Buchprojekten geht. Hier stellt es sogar die meisten Outliner in den Schatten.

Also zwei wirklich getrennte Bereiche, die sich gegenseitig nicht ins Gehege kommen.

OneNote für Schriftsteller

Wie gerade erwähnt finde ich OneNote ideal zum Planen von Büchern oder Blogs und für die themenbezogene Recherche. Hier kann man für jedes Projekt ein separates Notizbuch anlegen und so seine Notizen und Unterlagen sauber trennen. So habe ich für jedes eigenständige Buch ein separates Notizbuch und ein weiteres für Blogposts bzw. Ezine-Artikel.

Ganze Buchserien (egal ob Roman oder Sachbuch) lassen sich gut in einem Notizbuch zusammenfassen, indem man einfach für jeden einzelnen Band eine separate Abschnittsgruppe definiert, die ja quasi ein „Notizbuch im Notizbuch“ darstellt. Informationen, die die gesamte Buchserie betreffen, lassen sich in einer weiteren Abschnittsgruppe zusammenfassen und stehen so stets zur Verfügung, unabhängig davon, an welchem Band man gerade arbeitet.

Abschnitte lassen sich prima für Bereiche wie Charaktere, Setting, Szenenentwürfe o.ä. verwenden. Jede Figur, jeder Handlungsort oder jeder Szenenentwurf hat dann innerhalb dieses Abschnitts ein eigenes Blatt – oder bei komplexen Themen wie ganzen Charakterfiles eines wichtigen Protagonisten einen ganzen Stapel Blätter, die unter einem Deckblatt gebündelt werden.

Zum eigentlichen Schreiben eines Buchs ist OneNote allerdings nicht wirklich geeignet. Dazu fehlen diverse Funktionen wie ein Wordcount (den der Konkurrent EverNote bei seinen Notizen bietet) und komfortable Export-Funktionen, um aus den Notizen nachher ähnlich wie bei Scrivener ein fertiges Buch zu machen. Aber für so etwas ist ein Notizverwaltungsprogramm wie OneNote auch nicht wirklich gedacht.

Praktisch finde ich in jedem Fall, dass man über sein Tablet oder Smartphone jederzeit von unterwegs auf seine Notizbücher zugreifen und daran weiter arbeiten kann. Auch wenn die mobilen Versionen ebenso wie die Web-Version verglichen mit der Desktop-Version nur einen abgespeckten Funktionsumfang haben, hat man so dennoch einen nahtlosen mobilen Workflow, ohne sich um lästige Routineaufgaben wie die Datensynchronisierung zwischen den unterschiedlichen Rechnern oder Geräten Gedanken machen zu müssen.

Kooperation mit OneNote

Besonders praktisch erweist sich OneNote auch für die Schriftsteller, die nicht alleine im stillen Kämmerlein an ihren Projekten werkeln, sondern gemeinsam mit einem Partner an ein und demselben Projekt arbeiten – und das womöglich über größere Entfernungen hinweg.

Durch die Möglichkeit, Notizbücher freizugeben und so gemeinsam an demselben Notizebuch zu arbeiten, macht OneNote eine solche Kooperation noch einfacher. So können mehrere Autoren gemeinsam zu einem Projekt beitragen, die Notizen und Ideen der anderen lesen, diese kommentieren und mit neuen Ideen oder von ihnen recherchierten Informationen zum Fortschritt des Gesamtprojekts beitragen.

Fazit

OneNote erweist sich durch seine vielfältigen Möglichkeiten als flexibler und vielseitiger als die meisten Outliner. Der einzige Outliner, der in meiner persönlichen Hitliste der Autorentools noch mithalten kann, ist das (allerdings rein englischsprachige) RightNote.

Durch seine Buchstruktur mit Abschnitten und einzelnen Seiten ist OneNote ideal für Planung und Recherche. Obwohl es auch ein Notizbuch für „Schnelle Notizen“ gibt, in dem man noch unkategorisierte Einträge ablegen kann, fördert OneNote im Gegensatz zu EverNote das strukturierte Arbeiten. Man kann nicht einfach alles in ein großes Notizbuch packen,  man dann nach Suchbegriffen filtert, sondern sollte sich schon überlegen, in welchen Kontext eine bestimmte Information bzw. Seite gehört.

Ob das nun ein Vor- oder Nachteil ist, muss jeder Autor anhand seiner persönlichen Arbeitsweise für sich selbst beantworten. Aber da auch das fertige Buch später eine gewisse Struktur haben sollte, empfinde ich die programminterne Logik von OneNote ähnlich wie die von Scrivener als äußerst positiv und nützlich.

Dadurch, dass OneNote nun kostenlos für fast alle Betriebssysteme und mobilen Endgeräte erhältlich ist und man so von überall jederzeit auf seine aktuellen, in der Cloud gespeicherten Projektdaten zugreifen kann, wird OneNote zu einer perfekten Ergänzung von EverNote und zu einem nützlichen Bestandteil des Autoren-Workflows.

Sie können das Programm über OneNote.com für Ihr Betriebssystem (bzw. Ihre unterschiedlichen Geräte) herunterladen und sich hier auch gleich für ein kostenloses Microsoft-Konto (falls Sie noch kein solches haben) anmelden.

Testen Sie OneNote einfach mal aus – es lohnt sich!


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Notizzettel für konzentriertes Arbeiten

Ideen kommen einem meistens dann, wenn man sie am wenigsten gebrauchen könnte. Besonders dann, wenn man sich gerade auf etwas anderes konzentrieren möchte – wie die Arbeit an einem Buch oder Artikel. Das Problem sind dabei weniger die Ideen, die mit dem aktuellen Schreibprojekt zu tun haben – diese kann man schließlich direkt einfließen lassen. Doch meistens kommen einem stattdessen Ideen, die entweder mit einem ganz anderen Projekt zu tun haben oder bisher noch gar keinen konkreten Bezug zu einem laufenden Schreibprojekt haben.

Ganz zu schweigen von den sonstigen Ideen, die gar nichts mit dem Schreiben zu tun haben: “Vielleicht sollte ich mir noch einen Kaffee holen. Ich müsste mal wieder neue Batterien für das Diktiergerät kaufen. An welchem Tag kommt diese Reportage im Fernsehen, für die ich gestern Abend die Vorschau gesehen habe? Und das Geburtstagsgeschenk für Tante Karin ist auch noch nicht gekauft.”

Wenn man auch nur der Hälfte dieser Ablenkungen nachgibt, kommt man mit dem Schreiben letzten Endes nicht wirklich voran – und wenn man sich einfach nur zwingt, weiter zu schreiben und die Ablenkungen zu ignorieren, schwirren sie einem ständig weiter im Kopf herum. Darum habe ich auf meinem Schreibtisch immer einen kleinen Stapel Notizzettel im A6-Format liegen. Meist handelt es sich um alte Ausdrucke (Rohfassungen von Manuskripten, Ausdrucke von Internetrecherchen…), die ich mit einer Schneidemaschine 2 x halbiere.

Wenn mir dann beim Schreiben irgendeine Idee kommt, die nichts mit dem zu tun hat, woran ich in dem Moment arbeite, schnappe ich mir einen Zettel, schreibe es auf, lege den Zettel vorerst zur Seite und arbeite weiter. Wie David Allen es bei “Getting Things Done” so schön auf den Punkt brachte: Wenn man es aufgeschrieben hat, muss man es nicht mehr im Gedächtnis behalten und kann es geistig loslassen.

Allerdings gilt hierbei auch nicht Allens “Zwei-Minuten-Regel”: Selbst wenn es nur eine Minute dauern würde, der Ablenkung nachzugeben (schnell mal einen Kaffee holen, nach neuen Mails sehen oder die Information X auf Google nachschauen), schreibe ich es stattdessen konsequent auf und verschiebe es auf später. Da ich in Zeitblöcken von 30 Minuten arbeite, nach denen ich jeweils eine kurze Pause einlege, ist das recht unproblematisch. Es gibt fast nichts, was nicht maximal eine halbe Stunde warten könnte.

In der Pause zwischen zwei Arbeitsblöcken kann man dann die Zettel durchsehen. Kleinigkeiten kann man dann direkt erledigen, größere Aufgaben in die ToDo-Liste für später eintragen – und Zettel mit Ideen zu irgendwelchen Buch- oder Schreibprojekten kommen direkt in die Hängemappe für das jeweilige Projekt. Da diese Mappen nach oben offen sind, kann man die Zettel einfach und schnell einsortieren.

Anfangs erscheint es einem noch ungewohnt, selbst Kleinigkeiten aufzuschieben, doch wenn man erst einmal ein paar Wochen so arbeitet, merkt man, wie viel besser und konzentrierter man mit dem Schreiben voran kommt, wenn man sich in diesen Zeiten ausschließlich aufs Schreiben konzentrieren kann. Lassen Sie es ruhig mal auf einen Versuch ankommen.


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