Weg vom PC: Warum ein Tablet das optimale Werkzeug zum Überarbeiten von Manuskripten ist

Revision am Tablet

„Schreiben ist Umschreiben“ – das bekannte Zitat von Sol Stein bringt die Sache auf den Punkt. Bei den meisten Texten steckt mindestens doppelt so viel Zeit in der Überarbeitung des Textes wie im Schreiben der Rohfassung, bis man selbst mit der Qualität des Geschriebenen vollauf zufrieden ist.

Grund genug, sich Gedanken darüber zu machen, wie man seine Texte am effektivsten überarbeiten kann.

Ich plädiere generell dafür, Schreiben und Überarbeitung strikt voneiander zu trennen. Schreiben ist – unabhängig davon, ob man nun Romane, Kurzgeschichten oder Blogposts schreibt – eine kreative, „rechtshirnige“ Tätigkeit. Das Überarbeiten hingegen ist eine überwiegend logische und damit „linkshirnige“ Aufgabe.

Genauso wenig, wie man beim Auto gleichzeitig auf Gas und Bremse tritt, sollte man also beim Schreiben alle paar Wörter oder Sätze innehalten, um das Geschriebene kritisch zu hinterfragen oder gar bereits zu überarbeiten. Das endet meist mit dem „zwei Schritte vor und einen zurück“-Effekt – oder gar „zwei Schritte vor und zwei zurück“. Unterm Strich kommt man also nur sehr langsam voran.

Es ist wesentlich effektiver, sich selbst die Gehemigung zu geben, erst einmal eine grottenschlechte Rohfassung zu schreiben. Erst beim Umschreiben, der Revision, wird nach und nach ein richtiger Text daraus, den man auch anderen Menschen mit gutem Gewissen zeigen kann.

Für das eigentliche Schreiben am PC verwende ich gerne das Zenware-Schreibprogramm WriteMonkey. Dafür gibt es zwei Gründe: Zunächst mal hilft mir die ablenkungsfreie, schlichte Oberfläche von WriteMonkey dabei, mich beim Schreiben ausschließlich auf den Text zu konzentrieren – also auf das, was wirklich zählt. Nicht auf Schriftarten, Absatzformate oder sonsigen Spielereien. Der zweite Vorteil ist, dass WriteMonkey im reinen Textformat speichert, das somit auch von jedem beliebigen anderen Schreibprogramm gelesen werden kann.

Warum ein anderes System für die Revision?

Für die Überarbeitung meiner Texte verwende ich allerdings niemals WriteMonkey. Warum das?

In erster Linie geht es darum, dem eigenen Unterbewusstsein das Umschalten zwischen „Schreiben“ und „Überarbeitung“ so einfach wie möglich zu machen. Wenn ich in WriteMonkey arbeite, bin ich im Schreibmodus. Hier geht es nur um den Output eriner Rohfassung. Der fertige Text wird in der Dropbox gespeichert und steht mir damit über die Cloud auf sowohl auf dem PC als auch am Laptop oder auf dem Android-Tablet zur Weiterbearbeitung zur Verfügung.

Während ich früher die Revision zwar am selben PC, jedoch in einem anderen Schreibprogramm mit anderer Schriftart, anderen Farben und anderem Bildschirmlayout (Signal ans Unterbewusstsein: Überarbeitungsmodus – der innere Lektor darf von der Leine!) durchgeführt hatte, bin ich fürs Überarbeiten mittlerweile völlig vom PC abgekommen. Stattdessen überarbeite ich meine Texte fast ausschließlich auf meinem Android-Tablet.

Bevor Sie mit dem Argument abwinken, dass man an einem solchen Tablet mit seiner Bildschirmtastatur überhaupt nicht vernünftig schreiben kann – darauf kommt es nicht an.

Für die Revision verwende ich ein 10″ Android-Tablet, einen Tablet-Ständer und eine separate Bluetooth-Tastatur.

Das 10″-Tablet hat den Vorteil, dass es durch seine recht große Bildschirmdiagonale im Hochformat Platz für eine Seite im DIN-A5-Format bietet. Ein 7″-Tablet ginge zwar auch gerade noch so, aber hier leidet doch die Übersichtlichkeit. 10″ ist besser. Für die Revision von Texten muss es natürlich kein teures High-End-Gerät sein – ein Billig-Tablet für knappe 100 Euro genügt voll und ganz.

Beim Überarbeiten verwende ich das Tablet zunächst wie einen eReader: Ich starte JotterPad (ein praktisches Android-Schreibprogramm mit Dropbox-Zugriff und Unterstützung für Markdown-Formatierungen), öffne meinen zuvor in WriteMonkey geschriebenen Text und lese mir diesen erst noch mal komplett durch, bevor ich mit der eigentlichen Überarbeitung beginne.

Sobald ich mit der Überarbeitung starte, stelle ich das Tablet senkrecht (also im Hochformat, wie auf dem Foto) in meinen Tablet-Ständer und schalte auf die Bluetooth-Tastatur um.

So kann ich einerseits schnell per Touchscreen an jede Stelle des Textes springen und andererseits über die Bluetooth-Tastatur auch größere Änderungen schnell und komfortabel einpflegen.

Fünf Argumente, warum ein Tablet zum Überarbeiten besser als ein Laptop ist

Die Arbeit mit dem Tablet hat gegenüber dem PC oder dem Laptop eine ganze Reihe von Vorteilen:

  1. Das Tablet muss nicht erst hochgefahren werden, sondern ist jederzeit per Knopfdruck einsatzbereit. Ideal, wenn man nur mal zwischendurch ein paar Minuten Zeit hat.
  2. Das Scrollen durch den Text und das Markieren von Stellen ist mit dem Touchscreen schneller und komfortabler als mit der Maus oder gar mit dem Touchpad eines Laptops oder Netbooks.
  3. Das Tablet ist mobil. Wenn ich irgendwo ungestört arbeiten will, nehme ich mir Tablet, Ständer und Tastatur einfach mit.
  4. Das Tablet ist handlich. Wenn ich abends in der Couch noch mit der Überarbeitung eines Textes weiter machen will, habe ich nicht den schweren Laptop auf dem Schoß, sondern nur die kleine Bluetooth-Tastatur. Das Tablet selbst steht vor mir auf dem Couchtisch.
  5. Bei späteren Revisions-Durchgängen, bei denen nicht mehr so viel geändert werden muss, kann ich das Tablet wie ein Buch ganz bequem auf dem Schoß liegen lassen. Muss ich irgendwo eine Kleinigkeit ändern, kann ich die Stelle über den Touchscreen markieren und die Änderung über die Bildschirmtastatur vornehmen. Auch hier bewährt sich wieder die 10″-Diagonale, da bei kleineren Tablets die Bildschirmtatatur im Hochformat einfach zu klein für Menschen mit großen Händen ist.

Natürlich können Sie nicht nur reine Textdateien am Tablet überarbeiten. Wenn Sie am PC lieber in Word schreiben, können Sie Ihre Texte auf Ihrem Android-Tablet beispielsweise mit dem kostenlosen WPS Office bearbeiten.

Probieren Sie es einfach einmal aus. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie die Flexibilität eines Tablets zum Überarbeiten Ihrer Manuskripte schnell zu schätzen lernen.


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